Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali erklärte am Rande des Wrooom-Sommer-Events in Madonna di Campiglio, wovon die meisten Fachleute im Fahrerlager ohnehin schon ausgegangen waren. Ferrari will den Fokus bereits früh auf den Boliden für 2012 verlagern - der aktuelle Titelkampf solle darunter zwar trotzdem nicht leiden, doch vor dem Hintergrund, dass Fernando Alonsos Rückstand auf WM-Leader Sebastian Vettel bereits 89 Punkte beträgt und dem großen Abstand in der Konstrukteurs-WM, in der man ganze 168 Zähler hinter Red Bull liegt, ist die Entscheidung mehr als logisch.

Zwar gibt es für die Scuderia Grund zur Hoffnung - immerhin holte Alonso aus den letzten vier Rennen von allen Fahrern die meisten Punkte - doch nach dem misslungenen Saisonstart scheint die Lücke zur Spitze einfach schon zu groß. "Ab Anfang September werden wir uns ausschließlich auf das nächste Jahr konzentrieren. Allerdings haben wir für den 150° Italia auch schon bis mindestens Mitte Oktober alle Updates definiert", verriet Domenicali, der zudem versicherte: "Sollte dann doch noch irgendetwas gravierendes zu verändern sein, würden wir natürlich dementsprechend reagieren."

"Abgesehen von dem Bereich, der den Auspuff betrifft - und die technische Arbeitsgruppe sollte ja am 23. August grünes Licht in Bezug auf alle bisherigen Grauzonen geben - bleibt das Reglement eigentlich unverändert. Daher kann die aktuelle Entwicklung am Auto auch schon hilfreich für das nächste Jahr sein", so der Italiener, dem klar war, dass Ferrari sich 2012 steigern müsse. Daher gäbe es keine andere Wahl, als sich ab einem gewissen Zeitpunkt konsequent auf die Zukunft zu konzentrieren.

Lücke zu Red Bull stark verkleinert

"Wenn man ein bisschen an den Feinheiten arbeiten muss, kann man das machen. Andernfalls verliert man aber bereits zu viel Zeit, die für die Entwicklung des neuen Boliden wichtiger wäre", so der Ferrari-Teamchef gegenüber dem Daily Telegraph. "Je mehr Zeit man im Windkanal verbringen kann, desto besser ist es. Was ich also mit Sicherheit vermeiden will, ist noch so ein schwieriger Winter, wie es in den beiden letzten Jahren der Fall war."

Allgemein habe sich die Situation wieder sehr ähnlich entwickelt, wie bereits bei der Aufholjagd der Scuderia 2010. "Letztes Jahr hatten wir eine fantastische zweite Saisonhälfte und hätten die WM gewinnen können. Aber dieses Jahr ging es nicht so gut los. Daher muss unsere Priorität nun sein, einen viel besseren Winter zu haben", so Domenicali. Trotzdem wolle man auch im aktuellen Titelkampf weiter angreifen und die Konkurrenz unter Druck setzen, denn die Lücke zu Red Bull sei nun stark verkleinert, wenn nicht schon ganz verschwunden.

"Wenn ich unsere bisherige Saison mit Punkten bewerten müsste, würde ich uns gute sechs Zähler geben. Das repräsentiert die Mitte zwischen einem schrecklichen Start und einem starken Comeback, wie wir es in der zweiten Hälfte gesehen haben", meinte der Italiener, der davon ausging: "Wir machen so weiter. Fernando hat in den vergangenen Rennen mehr Punkte geholt, als alle anderen Fahrer im Feld und das soll bis Ende der Saison so weitergehen. Unser Ziel ist es, so viel zu gewinnen, wie möglich und ein Auto zu haben, dass auch auf dem höchsten Level konkurrenzfähig ist."