Für Daniel Ricciardo war seit seinem Einstieg bei HRT vor wenigen Wochen immer Tonio Liuzzi das erste Ziel und am Freitag in Ungarn schien er den Italiener klar im Griff zu haben. Der Australier musste allerdings gleich klarstellen, dass er sich seinen Vorsprung mit einem recht leeren Tank erkauft hatte. "Heute lief es OK. Heute Morgen brauchte ich etwas Zeit, um mich einzufinden, aber in der zweiten Session ging es besser. Die Zeiten sehen allerdings besser aus, als sie sind. Man sollte da nicht zu begeistert sein. Dennoch haben wir eine gute Basis für morgen", sagte der Australier.

Virgin wieder etwas weiter weg

Dass er den Hungaroring bereits von früher gut kannte, war Ricciardo eine Hilfe, denn so brauchte er ein paar Runden weniger, um sich einzufinden. Trotzdem war es mit dem HRT nicht ganz einfach, denn in Ungarn wird mit vollem Abtrieb gefahren und das gehört nicht zu den Stärken des Autos. "Trotzdem wollen wir wie immer das Maximum herausholen. Auf dem Nürburgring konnten wir die Lücke zu Virgin etwas verkleinern, aber heute scheinen sie die wieder vergrößert zu haben. Schauen wir, was morgen drin ist. Es wird wohl schwieriger, Plätze gutzumachen, da es nicht die allerbeste Strecke für uns ist", meinte Ricciardo.

Ein Problem für HRT und den Australier könnte die 107-Prozent-Hürde werden, zumindest wenn sich in der Spitze jemand dazu genötigt sieht, bereits in Q1 weiche Reifen aufzuziehen. Nimmt man die Zeiten des Nachmittagstrainings vom Freitag, wären sowohl beide HRT als auch beide Virgins gescheitert. "Hoffentlich nutzen sie nicht die Supersofts. Vielleicht sind sie aber auch nett genug, dass wir so das Rennen mitfahren dürfen", meinte er. "Ich erwarte aber kein großes Problem. Wir sollten morgen schneller sein, da wir heute einiges gelernt haben."

Morgen geht mehr

Ricciardo musste am Freitag vor allem lernen, mit den superweichen Reifen zurecht zu kommen, denn die kannte er noch nicht. Also sollte er alleine dort noch mehr herausholen können. "Ich kann morgen stärker sein. Es gibt einige Bereiche, in denen ich heute gesehen habe, dass ich zulegen kann. Die sind mir absolut bewusst. Ich bin zuversichtlich, dass ich diese Kurve schneller nehmen und dort später bremsen kann. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich am Limit war, das ist gut. Ich halte immer etwas Reserve. Ich lerne noch, es geht immer mehr", erklärte der Australier.

Dass er nicht locker und ruhig dahin lernen kann, muss Ricciardo allerdings auch akzeptieren, immerhin wird ihm von Red Bull genau auf die Finger geschaut. Weil er bei HRT fahre, habe er jedenfalls nicht weniger Druck, betonte er. "Die wichtigen Leute schauen zu und sie wissen genau, wie ich unterwegs bin. Es gibt immer Erwartungen an mich. Ich bin aber eher aufgeregt als nervös oder unter Druck. Vor jeder Session, jedem Qualifying und jedem Rennen weiß ich, ich muss das Meiste aus mir und dem Auto holen. Ich bin aber noch eingeschränkt, weil ich nicht viel Zeit im Auto hatte. Ich mache mir selber Druck, damit ich so schnell bin, wie es möglich ist."

Nur der Abtrieb fehlt

Etwas überraschend war allerdings seine Feststellung, dass das Fahren im HRT nicht so viel anders ist als in einem Toro Rosso oder Red Bull. Die Balance sei nicht so weit weg, nur den fehlenden Abtrieb spüre man. "In die schnellen Kurven kann man nicht so viel Speed mitnehmen", sagte Ricciardo. Zudem ist der HRT zeitweise doch ein wenig komplizierter. "Ich will den Spitzenleuten damit aber nichts absprechen. Es ist in jedem Auto schwer, am Limit zu fahren. Vielleicht muss man mit dem hier etwas mehr kämpfen, das macht es aber aufregend."