Lewis Hamilton musste sich nach dem Monaco Grand Prix viel gefallen lassen, einerseits wegen seiner Fahrweise, andererseits wegen seiner Aussagen gegenüber den Stewards, Felipe Massa und Pastor Maldonado. Entschuldigt hat er sich mittlerweile bei allen, die Sympathien fliegen ihm dennoch nicht zu. Der McLaren-Pilot hat aber noch Befürworter, unter anderem David Coulthard, der als ehemaliger Rennfahrer und nunmehriger Mitarbeiter der BBC beide Seiten des Rennsports kennt.

Bekannte Gefühle

In seiner Kolumne im Telegraph betonte der Schotte, dass er noch genau wisse, wie es sei, ein frustrierendes Rennwochenende zu haben und was es für ein Gefühl sei, wenn man angestachelt werde, bis man irgendwann schwach werde. "Und wenn man das tut, dann weiß ich genau, wie es ist, kritisiert und öffentlich beschuldigt zu werden. Das ist vor allem eine britische Obsession. Wir bauen unsere Sportstars auf, um sie wieder niederzuschlagen", erklärte Coulthard.

Der ehemalige Formel-1-Pilot kündigte an, dass Hamilton in den kommenden Wochen und Monaten wohl nur wenig Interessantes von sich geben wird. "Ich kann es ihm nachsehen", meinte er. Coulthards Sicht der Dinge war dabei ganz einfach. Wenn es im Sport gut laufe, dann werde der Sportler auch gute und ehrliche Interviews geben. Wenn es schlecht laufe, erwarte der Sportler ein wenig Unterstützung und Sympathie. "In der Welt von Twitter und sofortigem Urteil schwinden diese Beziehungen aber. Vielleicht gibt es keinen Weg zurück."

Die Gedanken sind frei

Coulthard gab zu, dass Hamilton seine Kommentare nicht off the Record gemacht hatte, von daher seien sie auch nur schwer zu überhören gewesen. "Aber mein Gefühl ist, er sollte nicht verunglimpft werden, weil er seinen Gedanken freien Lauf ließ", meinte Coulthard. Dass Hamilton einen Fehler gemacht hatte, wollte der Schotte gar nicht bestreiten und er ging davon aus, dass sein Landsmann das auch selber weiß. Andererseits betonte er, Hamilton habe seine Aussagen wohl nicht ernst gemeint.

Lewis Hamilton hätte seine Fahrerkollegen nicht angreifen sollen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hätte seine Fahrerkollegen nicht angreifen sollen, Foto: Sutton

Coulthard wollte aber vor allem herausstreichen, dass Rassismus in der Formel 1 nie ein Thema sei. "Die Teams und Fahrer kommen aus allen Lebenssituationen. Die FIA ist der Weltverband, kein Haufen reicher, weißer Männer. Die Stewards ändern sich von Rennen zu Rennen, sie kommen aus allen möglichen Ländern und Hintergründen." Die Aussagen Hamiltons zu seinen Fahrer-Kollegen sah er weniger verzeihbar, denn dadurch schade er sich nur in den Reihen seiner Mitstreiter. "Aber noch einmal, er war verärgert und frustriert und er gab eine ehrliche Antwort."

Strafen gerechtfertigt

Die Bestrafung Hamiltons in Monaco sah Coulthard als durchaus gerechtfertigt. Immerhin hätten die Fahrer wiederholt darum gebeten, dass solche Renn-Zwischenfälle bestraft werden sollen und die Stewards müssten das Reglement anwenden, wie sie es als passend erachten. "Wenn es so aussieht, als würde das den Drang der Fahrer einschränken, Rad an Rad miteinander zu fahren, dann müssen sie [die Stewards] und der Weltverband sich das gemeinsam ansehen."

Wenn Coulthard eine Sache sah, die Hamilton ändern sollte, dann die Eigenschaft, andere für seine eigenen Fehler verantwortlich zu machen. "Ich will ihn aber nicht unterweisen. Er wird mit der Zeit lernen. Es ist ein Klischee, aber Lewis ist auf dem Präsentierteller aufgewachsen. Erinnert ihr euch, als Jenson Button eine Jacht kaufte, bevor er ein Rennen gewonnen hatte und jeder ihn Big-Time Charlie nannte? Jetzt, nachdem er durch die Niederungen seiner frühen Karriere gegangen ist, hat er sich großartig als moderner Held und allgemein guter Typ zurückgemeldet. So oder so, Lewis ist nicht da, um Popularitäts-Bewerbe zu gewinnen. Er ist da, um Rennen zu gewinnen und es ist doch so, er ist ein brillanter, angreifender und aggressiver Fahrer. Die Art von Fahrer, die einen aus dem Sessel hebt. Die Art von Fahrer, die wir, als Fans und Medien, uns wünschen. Also seien wir nicht so hart zu ihm, wenn er einen Fehler macht."