Der diesjährige Spanien-GP gilt als eines der spannendsten Rennen der letzten Jahre. Grund dafür sind vor allem die unterschiedlichen Strategien gewesen, die sich im letzten Drittel des Rennen zu einem Kampf um die Führung entwickelten.

Außerdem konnte Mark Webber seine Pole nur in einen vierten Platz umwandeln, während Fernando Alonso, der als Führender in die erste Runde ging, am Ende mit einer Runde Rückstand nur fünfter wurde. Jenson Button, der nach einem schlechten Start zunächst auf dem zehnten Platz lag, konnte sich durch eine nahezu perfekte Strategie bis auf das Podium vorarbeiten.

Rennstrategie vor dem Rennen

Auf dem Papier sah es laut UBS Strategy Report zunächst so aus, als wenn die Drei-Stopp-Strategie vier Sekunden schneller ist als die Vier-Stopp, sofern man mit einem frischen Satz Reifen ins Rennen gehen konnte. Da jedoch nur die wenigsten Fahrer den Luxus von neuen Reifen hatten, war die Vier-Stopp-Strategie bis zu zehn Sekunden schneller, sodass sich die meisten Teams für eine solche Strategie entschieden.

Die harten Reifen wollte niemand lange nutzen, Foto: Sutton
Die harten Reifen wollte niemand lange nutzen, Foto: Sutton

Die vorrangige Überlegung der Ingenieure und Fahrer war, dass die harten Reifen viel langsamer als die weichen sind. Die Differenz der beiden Mischungen betrug pro Runde ca. zwei Sekunden. Aus diesem Grund wollten die Fahrer so kurz wie möglich mit der harten Mischung fahren. Der Abbau der Reifen war jedoch so stark, dass bereits zu Mitte des Rennens die meisten Fahrer, darunter Webber und Alonso, drei Stopps erledigt hatten und die zweite Hälfte des Rennens mit weichen Reifen absolvieren mussten.

Die Bedeutung der Reifen

Die Führungspositionen tauschten sich durch unterschiedliche Strategien. Stoppte ein Fahrer eine Runde vor dem Gegner, konnte er durch den Vorteil der neuen Reifen an ihm vorbei gehen. Vettel nutzte diesen Vorteil gegenüber Alonso, um die Führung zu übernehmen. In Runde 18 stoppte der Heppenheimer eine Runde früher als der Spanier und konnte durch die neuen Reifen die Spitze erobern.

Allerdings war diese Strategie von Red Bull sehr riskant. Durch seine längeren Stints, war Lewis Hamilton auf vier Runden jüngeren Reifen unterwegs und konnte langsam auf Vettel aufschließen. Das Problem bei Vettels Teamkollegen lag ebenfalls bei den Boxenstopps. Nach seinem ersten Stopp in Runde zehn, kam der Australier im Verkehr raus und verlor dadurch viel Zeit auf die Spitzenpositionen.

Heidfeld konnte den Vorteil frischer Reifen nutzen, Foto: Sutton
Heidfeld konnte den Vorteil frischer Reifen nutzen, Foto: Sutton

Ein weiteres Beispiel des Einflusses neuer Reifen zeigte Renault-Pilot Nick Heidfeld. Nach seinem Problem im dritten Freien Training musste er das Rennen vom Ende des Feldes aufnehmen. Dank neuer Reifen und einer guten Strategie konnte er sich bis auf die achte Position nach vorne arbeiten und war gegen Ende des Rennens sogar an den Mercedes von Nico Rosberg und Michael Schumacher dran. Ein ähnliches Szenario gelang Mark Webber in China. In Monaco wird es nicht funktionieren, da man durch den vielen Verkehr nicht nach vorne kommt.

Hätte Hamilton Vettel überholen können?

Nach dem Rennen wurde darüber diskutiert, ob Hamilton Vettel hätte passieren können, wenn er ein oder zwei Runden länger auf den weichen Reifen geblieben wäre. Die Analyse von UBS Strategy Report zeigt, dass Vettel in den Runden vor seinem Stopp zwei Sekunden schneller war als Hamilton. Vettels erste fliegende Runde auf weichen Reifen war zudem schnell genug, um vor Hamilton zu bleiben. Ein späterer Stopp hätte den McLaren-Piloten nicht am Deutschen vorbei gebracht.

Ein Vergleich zwischen McLaren und Ferrari zeigt, dass Hamilton sogar mit gebrauchten weichen Reifen schneller war, als Alonso mit einem frischen Satz weicher Reifen. Durch eine schonende Fahrweise konnte Hamilton gegen Ende des zweiten Stints am Spanier vorbeigehen. Die Abbaurate bei Hamilton betrug pro Runde etwa 0,1625 Sekunden pro Runde. Da McLaren im Renntrimm fünf Sekunden schneller war als Ferrari, hatten die Briten ein wenig Spielraum, um Alonso zu überholen.

Webbers Strategie früh kaputt

Webber hatte unter seinem schlechten Start zu leiden, Foto: Sutton
Webber hatte unter seinem schlechten Start zu leiden, Foto: Sutton

Der von der Pole gestartete Mark Webber kam nur als vierter ins Ziel. Das Problem beim Australier lag bereits beim Start. Schon in der vergangenen Rennen waren die Starts von Webber eher mittelmäßig. Bei den fünf Grand Prix in dieser Saison hat er durchschnittlich 2 Plätze beim Start verloren.

Da Vettel in Runde 9 an die Box kam, musste Webber noch eine Runde warten, bis er seinen ersten Stopp absolvieren durfte. Nach diesem kam er hinter Petrov und Button im Verkehr raus und Hamilton konnte den Australier passieren. Zu allem Überfluss kam Webber nach seinem zweiten Stopp hinter Fernando Alonso raus und hing rundenlang hinter dem Spanier fest.

Erst in Runde 29, als Webber durch eine schnelle Reaktion der Red Bull-Crew eine Runde eher stoppen konnte, gelang es dem Red Bull-Piloten am Ferrari von Fernando Alonso vorbeizugehen. Durch den früheren Stopp musste der Australier aber auch Opfer bringen. Seine noch relativ frischen Reifen musste er bereits wieder abgeben und verlor dadurch jegliche Chancen aufs Podium.

Button fuhr von Position zehn bis aufs Podest, Foto: Sutton
Button fuhr von Position zehn bis aufs Podest, Foto: Sutton

Butten von 10 auf 3

Zwar startete Button vom fünften Startplatz, fand sich nach einem katastrophalen Start jedoch auf der zehnten Position wieder. McLaren entschied sich anschließend dafür, den Briten mit einer Drei-Stopp-Strategie durchzubringen. Bereits sein erster Stopp brachte ihn auf den sechsten Platz, da Massa, Schumacher und Rosberg hinter Petrov festhingen.

Durch die langgezogenen Stints konnte Button außerdem zur selben Zeit auf harte Reifen wechseln, wie sein Verfolger Mark Webber, sodass er sich vor Angriffen des Australiers nicht fürchten brauchte.