Kai, Vettel hat wieder neue Maßstäbe gesetzt, oder?
Kai Ebel: Man kann sagen, dass Vettel und Red Bull das Maß der Dinge ist, denn alles dahinter ändert sich. Vor dem Rennen dachten alle, dass McLaren gut dabei ist. Auf einmal kommt Ferrari mit richtigen Windkanal-Werten an und stellt ein starkes Auto hin. Aber die Konstante heißt einfach Red Bull. Ich glaube, Sebastians Sieg war nie in Gefahr. Webber hat zwar das Startduell gegen Rosberg verloren, weil er auf der schmutzigen Seite gestartet ist. Aber ansonsten - KERS hin, KERS her, ist Red Bull der Maßstab. Sebastian wird immer selbstsicherer. Selbst der Crash am Freitag hat seinem Selbstvertrauen nicht geschadet. Er fährt einfach seinen Job nach Hause, da git es keine Kritik.

Was sagst Du zu Nico Rosbergs Ergebnis?
Kai Ebel: Nico hatte mit viel mehr gerechnet. Er war enttäuscht über Platz fünf. Verständlich, wenn man von P3 gestartet ist und das Startduell dann auch noch gewinnt. Nico sagte ja: 'Im Qualifying sind wir, wo wir hinwollten. Das hat uns schließen lassen, dass wir auch im Rennen gut sind'. Aber im Rennen fehlt es noch. Das muss Mercedes in den Griff bekommen.

Das Rennen von Teamkollege Schumacher war schon früh beendet, oder?
Kai Ebel: Michael hatte, wie eigentlich immer, einen guten Start. Dann hatte er den Zwischenfall mit Petrov, den er auf seine Kappe nimmt. Petrov war wohl schon vorbei, dann ist Schumacher nach innen gezogen. Danach musste er sich gleich eine neue Nase abholen. Das hat ihn direkt zurück geworfen, da war sein Rennen eigentlich schon gelaufen. Trotzdem hatte er dann noch ein gutes Renntempo und das Auto für die Verhältnisse noch einigermaßen weit nach vorne gebracht. Das zeigt, dass Mercedes einen Schritt nach vorn gemacht hat - aber nicht so weit, wie sie es wollten.

Wir haben heute die meisten Boxenstopps seit Donington 1993 gesehen. Ist die Formel 1 wieder spannend?
Kai Ebel: Ich habe vorhin mit Bernie Ecclestone gesprochen und der sagte, dass wir uns doch freuen sollen, dass die F1 dank Pirelli wieder so toll ist. Das stimmt auch, da muss man die FIA einfach mal loben. Wir haben wieder eine spannende Formel 1, es wird auch überholt. Man muss nur aufpassen, dass man bei 82 Boxenstopps nicht den Überblick verliert. Das ist neuer Rekord - und das bei trockenem Wetter. Zum Zuschauen macht es unheimlich viel Spaß, man muss sich nur höllisch konzentrieren, damit man nichts verpasst. Aber das ist besser, als kurz nach dem Start einzuschlafen.

In zwei Wochen steht das Rennen in Barcelona an...
Kai Ebel: Barcelona ist eine Aerodynamik-Strecke. Wenn Red Bull da nicht der Favorit ist, dann weiß ich es auch nicht. Das könnten wieder Vettel-Festspiele werden. Auf der anderen Seite: Wenn man sich zu sicher ist, gibt es wieder eine neue Überraschung. Wer weiß, wer da aus dem Hut springt.