"Sebastians Bilanz mit zwei Siegen und einem zweiten Platz aus drei Rennen ist sensationell. Wenn es für ihn so weitergeht, mache ich mir mit Sicherheit keine Sorgen", lautete nach den ersten drei Rennen der Saison das Fazit von Ex-Weltmeister Niki Lauda. "Sebastian war bisher meistens absolut überlegen und hat einen perfekten Job gemacht. Derzeit sieht für ihn und Red Bull alles gut aus", bilanzierte der Österreicher gegenüber Spox. Doch Lauda wollte bei aller Zufriedenheit auch vor Stillstand warnen.

"Die anderen Teams schlafen nicht. Ferrari und McLaren entwickeln wie die Blöden und wenn Red Bull seine Technik nicht in den Griff bekommt, dann ist es bald vorbei mit der Dominanz. Bis Istanbul muss sein Wagen fehlerfrei funktionieren", so Lauda, der hinzufügte: "Das war in China nicht der Fall und prompt war die Konkurrenz da. Hamilton ist ein super Rennen gefahren und hat mich ehrlich überrascht. Ich hatte damit gerechnet, dass Sebastian auch hier dominieren wird, aber er hatte eben technische Probleme." Für Lauda war das ein erster Vorgeschmack auf das, was Red Bull erwartet, sollte man die Zügel etwas schleifen lassen.

"Das Rennen hat gezeigt, dass McLaren dran ist, vor allem wenn Red Bull ohne KERS fährt. Und auch Ferrari war schnell. Red Bull muss aufpassen, dass sich die Probleme nicht ausbreiten", erklärte der 62-Jährige. "Webber hatte - schon vorher und auch in China wieder - massiv zu kämpfen, war dadurch in der Quali völlig von der Rolle. Und Vettel war im Rennen gehandicappt", so Lauda, der feststellte: "KERS hat wieder mal nicht funktioniert und dann kamen auch noch Probleme mit der Vorderradaufhängung dazu. Solche Dinge sind Alarmzeichen und sollten bis Istanbul schleunigst behoben werden."

Wer erfolgreich sein will muss ein Egoist sein

Doch bei Red Bull gibt es derzeit nicht nur Alarmzeichen technischer Natur. Der 2011 bisher vom Pech verfolgte Mark Webber gab nach dem Rennen in Shanghai offen und gerne zu, froh zu sein, dass Teamkollege Vettel nicht erneut gewinnen konnte. Kritiker warfen dem Australier daraufhin schlechten Stil vor und befürchten einen erneuten Stall-Krieg bei Red Bull. Diese Thematik sieht Lauda jedoch gelassener und hat vollstes Verständnis für Webber. "Das ist doch eine ganz normale Rechnung. Hätte Vettel wieder gewonnen, wäre sein Vorsprung noch größer", so Lauda.

"Auch Webber will Weltmeister werden. Grundsätzlich ist dein Teamkollege immer der erste, den du schlagen musst. Natürlich bist du in einem Team, aber wer erfolgreich sein will, muss ein Egoist sein", meinte der Ex-Weltmeister. Die Chancen dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen, stünden allerdings nicht so gut - gleiches würde auch für Ferrari-Pilot Felipe Massa gelten, sagte Lauda, der Parallelen zwischen der Fahrer-Situation bei den Roten aus Maranello und dem österreichischen Weltmeisterteam aus Fuschl sah und erklärte: "Vom Level her können Webber und Massa auf Dauer nicht auf dem von Vettel beziehungsweise Alonso fahren."

"Aber um die beiden zu ersetzen, musst Du erst einmal zwei Bessere finden", stellte Lauda überdies Spekulationen über eine Nachfolge oder baldige Ablöse der beiden im Schatten ihrer Teamkollegen stehenden Fahrer in Frage. Vettel selbst, der von den Medien auch immer wieder gerne in Richtung Ferrari geschrieben wird, riet der Österreicher hingegen vorerst zu seinem Verbleib bei Red Bull. "Jeder Formel-1-Pilot möchte irgendwann einmal für Ferrari fahren. Ferrari ist ein Mythos, ein Traum für jeden Fahrer. Aber in erster Linie will ein Pilot gewinnen und momentan hat Red Bull das beste Paket", stellte Lauda abschließend klar.