Niki Lauda bereitet die bisherige Performance der Silberpfeile aus Stuttgart Sorgen. Trotz des Aufwärtstrends bei Mercedes prangert der Österreicher in den ersten Rennen der Saison gravierende Fehler des Teams an. So sei er von der Truppe um Nico Rosberg und Rekordweltmeister Michael Schumacher im Jahr 2011 bisher enttäuscht. Angesprochen auf die Überraschung der Saison meinte der 62-Jährige daher: "Im Negativen leider Mercedes, denn da war vor der Saison schon die Rede vom Kampf um den Titel, aber ihr Wagen ist deutlich zu langsam."

Mangelnder Speed sei aber nicht das einzige Problem der Deutschen. "Dann kommen noch Fehler hinzu - das mit dem Tanken in Shanghai zum Beispiel. Dass Nicos Renningenieur die Daten verwechselt und die vom Training nimmt darf einfach nicht passieren", stellte Lauda klar und fügte sogar hinzu: "Das ist auch eine Frage der Intelligenz." Die Fahrer sprach er dabei allerdings von jeglicher Schuld an der schwachen Performance frei. "Nico war in Shanghai wie entfesselt, hat mit einem unterlegenen Wagen geführt und hätte sein Team das nicht versaut, wäre einiges drin gewesen", so der Österreicher.

Auch die Qualitäten von Rosbergs Teamkollege Michael Schumacher schätzt der dreifache Weltmeister immer noch hoch ein. "Michael ist topfit und absolut in der Lage dazu, wieder Siege zu holen - aber nur, wenn ihm Mercedes den Wagen dazu gibt", erklärte der ehemalige Ferrari- und McLaren-Pilot gegenüber Spox. Das Mercedes Schumacher in absehbarer Zeit aber wirklich ein Siegauto hinstellen könnte, wollte Lauda noch nicht glauben. "Danach schaut es momentan zumindest einmal nicht aus. Zuerst muss er aber sowieso Nico schlagen", meinte der 62-Jährige über die Chancen des 20 Jahre jüngeren Kerpeners.

Heckflügel ist Unsinn

Über Luca di Montezemolo muss Niki Lauda schmunzeln - den Heckflügel findet er hingegen nicht zum Lachen, Foto: Sutton
Über Luca di Montezemolo muss Niki Lauda schmunzeln - den Heckflügel findet er hingegen nicht zum Lachen, Foto: Sutton

Abseits von Mercedes wollte der Ex-Champ aber auch die positiven Überraschungen nicht aus den Augen lassen. "Positiv war bislang Renault mit den beiden Podestplätzen - und mit einem fitten Kubica wäre vielleicht noch mehr gegangen. Sauber und Toro Rosso waren phasenweise auch gut unterwegs", schätzte Lauda die allgemeine Lage ein. Probleme bescheinigte der Österreicher hingegen auch seinem Ex-Team Ferrari. "Der Wagen kommt mit den Pirelli-Reifen nicht zurecht. Bei den Italieneren sind die harten und die weichen Mischungen komischerweise gleich schnelll, was die Strategie schwierig macht", so Lauda.

Für die Zukunft gäbe es aber Hoffnung. "Die Türkei war aber immer ein guter Boden für sie. Man wird sehen, ob sie das Problem in der Pause in den Griff bekommen haben", erklärte der Ex-Weltmeister, der in Bezug auf Ferraris Star-Pilot Fernando Alonso, der mit der bisherigen Leistung seines Bolidne nicht zufrieden war, hinzufügte: "Natürlich will Alonso immer gewinnen. Er hat das Potenzial dazu, aber momentan nicht den Wagen." Lauda konnte die allgemeine Unzufriedenheit bei den Roten also bestens verstehen.

Auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der zuletzt die künstliche Formel 1 der Neuzeit kritisiert hatte, wollte der Österreicher in diesem Zusammenhang nicht außen vor lassen. "Die Ferraris fahren derzeit hinterher, daher regt sich di Montzemolo auf. Das ist ganz normal", scherzte Lauda. Doch auch er selbst sei von den technischen Neuerungen bisher nur zum Teil überzeugt. "KERS ist absolut in Ordnung, obwohl es heuer niemandem einen Vorteil bringt, weil es alle haben. Diese Heckflügelgeschichte ist hingegen tatsächlich Unsinn, denn mit rund 15 Stundenkilometern mehr kann ja jeder überholen", meinte der 62-Jährige.

Viel wichtiger sei in der modernen Königsklasse ohnehin der Frontflügel. "Mittlerweile macht der 80 Prozent des Abtriebs aus - bei mir waren es noch 60 vorne und 40 hinten. Daher profitiert Red Bull auch so von seinem Frontflipper", erklärte Lauda. Ein mindestens genauso wichtiger Faktor seien aber natürlich auch die Reifen. "Sie sind sicher eine große Herausforderung, da sie für alle neu sind und es funktionieren auch nicht alle Mischungen auf allen Autos gleich", so Lauda, der daher ein einfaches Erfolgsrezept kannte: "In Summe kann man sagen, wer die Reifen schneller verstanden hat und sein Auto am besten darauf abgestimmt hat, wird die Nase vorn haben."