Die Tragik war kaum zu überbieten: Eben saß Nick Heidfeld noch arbeitslos zuhause, spielte mit dem Gedanken an die DTM, plötzlich verletzte sich sein ehemaliger BMW-Teamkollege Robert Kubica schwer und Heidfeld stieg zum Heilsbringer für Lotus Renault auf. Nach einem Katastrophenwochenende voller unverschuldeter Probleme zum Auftakt in Australien stand Heidfeld schon beim zweiten Rennen in Malaysia auf dem Podium.

Die Saison 2011 könnte also nicht nur die Wiedergeburt der schwarz-goldenen Lotus Renault Boliden erleben, sondern auch den Durchbruch von Nick Heidfeld, dem viele schon die letzte Chance nachsagten. Heidfeld ließ das kalt. "Ob es die letzte Chance ist, weiß man nicht", sagt er im Exklusivinterview in der neuen Ausgabe des Motorsport-Magazins. "Ich hoffe, dass ich in dieser Saison eine gute Leistung zeigen kann und dass es deshalb nicht meine letzte Chance ist."

Renault für neue Ideen offen

Nick Heidfeld spricht im Motorsport-Magazin über seine Chance bei Lotus Renault, Foto: adrivo Sportpresse
Nick Heidfeld spricht im Motorsport-Magazin über seine Chance bei Lotus Renault, Foto: adrivo Sportpresse

Nach zwei Rennen sieht es gut für ihn aus. Dabei kennt Heidfeld auch die Kehrseite der Medaille: 2009 schrammte er haarscharf an einem Topcockpit bei McLaren und einem vermeintlichen Topcockpit bei Mercedes GP vorbei. Dass er jetzt kurzfristig ins Auto rutschte, empfindet er aber nicht als gerechten Ausgleich. "Roberts Unfall hat überhaupt nichts mit Gerechtigkeit zu tun", sagt Heidfeld. "Vielleicht ist es gerecht - aber ich glaube andererseits nicht mehr daran, dass alles irgendwie gerecht ist, dass sich alles ausgleicht und dass jeder irgendwie das bekommt, was er verdient."

Bei Renault fühlt sich Heidfeld wohl und anerkannt, teilweise vielleicht sogar mehr als bei seinem langjährigen BMW Sauber Team. "Für mich ist Renault unter all den Teams, die ich kenne, gegenüber neuen Ideen am offensten", verrät Heidfeld. Das sei speziell bei BMW-Sauber anders gewesen. "Sie waren extrem gut organisiert, extrem gut strukturiert, aber auch ein bisschen fixiert auf bestimmte Wege."

Dann war oft schon vorher entschieden, dass eine neue Idee nicht der richtige Weg sein könne. "Wenn man eine neue Idee hatte, wurde das oft nicht so wirklich beachtet, oder es hieß, man hätte auch schon darüber nachgedacht, es aber verworfen."

Nicht nur den Teamkollegen schlagen

Das Duell mit seinem Teamkollegen Vitaly Petrov sieht Heidfeld nicht als wichtigste Herausforderung. "Im Nachhinein betrachtet wäre es vielleicht manchmal besser gewesen, wenn ich mehr Wert darauf gelegt hätte, immer vor meinem Teamkollegen zu sein", erinnert er sich. Aber da habe er sich oft gedacht, es sei ja nicht das Endziel, nur vor seinem Teamkollegen zu liegen.

"Wenn man Weltmeister werden will, und das will ich langfristig immer noch werden, dann darf man nicht nur auf seinen Teamkollegen schauen." Stattdessen müsse er das große Ganze im Blick behalten, selbst da es in dieser Saison unwahrscheinlich sei. Schließlich möchte er auch in Zukunft mit Lotus Renault weiter arbeiten. Die Reaktionen seiner Kritiker lassen ihn dabei kalt: "Ich weiß um die Gedanken und Kommentare vieler, die das lesen werden, aber das ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal."

Lesen Sie ein ausführliches Exklusiv-Interview mit Nick Heidfeld in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins. Das Magazin ist im Handel erhältlich oder gleich online bestellen.