Der Freitag in Melbourne war vorbei und alle wollten gleich erfahren, wer denn nun die Leistungsspitze in der Formel 1 darstellt. Freitage haben es nun aber einmal so an sich, dass sie für derartige Aussagen ziemlich schlecht zu gebrauchen sind. Dementsprechend reagierte auch Fernando Alonso, als er nach seiner Leistungs-Einschätzung gefragt wurde. "Noch nichts Neues und was sollte man auch erwarten? Diese zwei Trainings haben die wirklichen Stärken der Teams nicht gezeigt. Heute Morgen war Red Bull stark, am Nachmittag McLaren, wir und Mercedes waren immer dran, während Williams und Renault auch gut aussahen", sagte er.

Da nach seiner Meinung so viele Teams eine potentielle Siegchance am Sonntag haben, wird der Samstag für Alonso besonders wichtig, denn Fehler im Qualifying könnten teuer werden. Dementsprechend hatte Ferrari den Freitag auch genutzt, um viel Aufklärungsarbeit zu verrichten. Einerseits wollte man sehen, wie das Auto auf der Strecke liegt, andererseits gab es neue Teile zu testen.

Studium ist angesagt

"Außerdem wollten wir das Reifenverhalten hier besser verstehen. Es gibt jetzt viele Informationen zu studieren. Andere Teams machten andere Programme und andere Runs. Es gibt viele Dinge, die man sich ansehen muss, um das Wochenende so gut wie möglich vorzubereiten. Es war aber ein guter Freitag, ohne große Probleme am Auto, der Balance oder den Reifen. Alles läuft gut", erklärte Alonso.

Die Boxentaktik bleibt unklar, Foto: Sutton
Die Boxentaktik bleibt unklar, Foto: Sutton

Was das Verhalten der Reifen betraf, so war es für den Spanier aber schwierig, genaue Rückschlüsse zu ziehen, denn die Strecke wird sich bis Sonntag weiterentwickeln, weswegen er noch nicht einmal genau vorhersagen konnte, wie viele Stopps es geben wird. "Das gilt nicht nur für hier, sondern für alle Rennen. Bei den Tests sahen wir starken Abbau bei den Reifen, das ist kein Geheimnis. Ich denke, es wird von Strecke zu Strecke anders sein, weil es verschiedene Asphaltarten gibt und die Reifen auf jeder Strecke unterschiedliche Belastungen aushalten müssen. Die Temperaturen werden auch überall anders sein. Es ist jetzt unmöglich zu sagen, dass wir hier zwei Stopps machen, in Malaysia vier und in China dann drei. Man kann das nicht machen."

Offen bleiben

Stattdessen werde sich alles von Wochenende zu Wochenende ändern und wohl auch von Tag zu Tag. Deswegen sah Alonso am Sonntag auch das gesamte Team gefordert, um die Strategie den Umständen anzupassen. "Wir werden vor dem Rennen keine klare Strategie haben, wir werden da sehr offen sein. Wir haben Benzin für das ganze Rennen. Man muss also nicht vorbereiten, wann man stoppen muss. Wenn der Reifen hinüber ist, kommen wir rein, wenn er weiter gut läuft, kommen wir nicht rein. Das wird für alle so sein", erklärte er.

Also auch für Felipe Massa, der die Zusammenarbeit mit seinem Teamkollegen am Freitag gut fand. Denn die Ferrari-Piloten teilten sich die Programme auf, um so die Vorbereitung für das Wochenende möglichst effizient zu gestalten. "Ich habe erwartet, eine schnellere Zeit zu fahren, vor allem weil die weicheren Reifen erst in Runde vier bei voller Leistung waren. Auf den harten Reifen und den längeren Runs erreichte ich nicht viel, da es dabei ein paar Regentropfen gab, die die Situation nicht besser machten", sagte er.

Die Richtung

Trotzdem hatte auch er festgestellt, dass die Reifen sich nicht so schnell verschleißen wie noch in Barcelona. "Auch beim weichen Reifen war der Abbau geringer. Wir müssen schauen, wie sich das entwickelt und was das für die Strategie bedeutet. Wir haben aber viele Dinge in den Sessions gemacht, um eine Richtung für morgen zu finden", berichtete der Brasilianer. Wie Alonso wollte er auch noch nicht einschätzen, welches Team vorne war, McLaren hatte aber auch Massa überrascht. "Sie sind sicher stärker als jeder gesagt hat. Wir müssen jetzt abwarten, um genau zu sehen, wer das schnellste Auto hat und stark ist. Es gibt viele starke Autos, das wird morgen also interessant."

Fernando Alonso wollte auch sehen, wie das Überholen so läuft, Foto: Sutton
Fernando Alonso wollte auch sehen, wie das Überholen so läuft, Foto: Sutton

Alonso hatte im Training neben seinen anderen Aufgaben auch probiert, seinen Heckflügel für Überholmanöver zu verwenden, aber auch diese Versuche waren aufgrund der unterschiedlichen Programme der Teams nicht unbedingt leicht einzuordnen. "Ist schwer zu wissen, was die anderen tun, wie viel Benzin sie haben, wann sie KERS einsetzen und so weiter. Es stimmt, ich hatte die Möglichkeit, den Heckflügel [gegen einen Toro Rosso] einzusetzen. Ich habe den Toro Rosso in einer der Runden überholt, in einer anderen Runde nicht. Er hat aber auch nicht verteidigt. Wäre das so gewesen, hätte ich wohl nicht überholen können. Das Heckflügel-System funktioniert, es schafft mehr Überholmöglichkeiten, es ist aber nicht so einfach. Es bleibt schwierig, in der Formel 1 zu überholen, wenn das Auto vorne verteidigt", meinte Alonso.