Was ist passiert?

Der Lotus-Renault-Fahrer nahm in einem Skoda Fabia S2000 an der Rallye Ronde di Andora in Ligurien teil. Es war das erste Mal, dass ihm sein Team eine Teilnahme in einem Nicht-Renault erlaubte. Der Unfall ereignete sich gegen 8:30 Uhr am Sonntagvormittag.

Kubicas Fahrzeug prallte rund sechs Kilometer nach dem Start mit hoher Geschwindigkeit erst in eine Leitplanke und dann in eine massive Kirchenmauer. Die besagte Leitplanke soll sich dabei durch den Motorraum in das Fahrzeuginnere gebohrt haben. Das würde die Verletzungen an Kubicas rechter Hand, rechtem Arm und rechtem Bein erklären - überall zog er sich nach ersten Angaben des Teams multiple Brüche zu.

Nach dem Unfall war der 26-Jährige längere Zeit, die Rede ist von bis zu einer Stunde, in dem zertrümmerten Auto eingeklemmt und musste von der Feuerwehr aus dem Wrack geschnitten werden. Passende Geräte seien dabei zu Beginn nicht vorhanden gewesen. Laut Augenzeugenberichten habe die Bergung daher sehr lange gedauert, ehe der Pole mit dem Hubschrauber ins Santa Corona Krankenhaus nach Pietra Ligure geflogen werden konnte.

Wie kam es zu dem Unfall?

Das Unfall-Auto wurde mittlerweile von der italienischen Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Schuld an dem Unfall soll ersten Informationen zufolge eine Unebenheit auf der Strecke gewesen sein. Eine Baumwurzel soll den klebrigen Asphalt genau an der Stelle aufgerissen haben, wo Kubica verunfallte. Andere Berichte sprechen von einer feuchten Fahrbahn.

Kubicas Co-Pilot Jakub Gerber blieb unverletzt. Er berichtete: "Robert war bei Bewusstsein, wurde dann jedoch ohnmächtig. Er wachte allerdings noch mehrmals auf, ohne wirklich zu wissen, was passiert war", so Gerber.

Wie geht es Kubica?

Die ersten Horrormeldungen über Lebensgefahr und eine drohende Amputation von Kubicas verletzter Hand konnten von Kubicas Manager im Laufe des Nachmittags abgeschwächt werden. "Es wurden multiple Brüche an seinem Bein und rechten Arm festgestellt, besondere Komplikationen gab es bei seiner rechten Hand", erklärte Daniele Morelli.

In einer siebenstündigen Operation arbeiteten sieben Ärzte aus zwei Ärzteteams an der Wiederherstellung von Kubicas rechter Hand. Nach dem Ende der Operation wurde Kubica über Nacht in ein künstliches Koma versetzt, aus dem er am Montagmorgen erweckt werden könnte. "Roberts Hand war gut durchblutet und warm, was ein gutes Zeichen ist", sagte Prof. Rossello.

Neben Professor Igor Rossello, einem anerkannten Spezialisten und dem Direktor der Handchirurgie in Savona, ist auch Renault-Teamarzt Dr. Riccardo Ceccarelli an der Behandlung beteiligt. "Die Chirurgen versuchen, die Funktionalität seiner rechten Hand wiederherzustellen", so Morelli. "Wir müssen jetzt an seine Muskelfunktionen denken, aber Robert hat sehr viel Temperament und wird es schaffen. Wichtig ist, dass er sich erholt, so wie er es bei seinem Unfall in Kanada auch geschafft hat."

Robert Kubica nahm schon an einigen Rallyes teil, Foto: Sutton
Robert Kubica nahm schon an einigen Rallyes teil, Foto: Sutton

Beim Großen Preis von Kanada 2007 überstand Kubica einen Horrorunfall nahezu unverletzt. Ein Jahr später gewann er an gleicher Stelle seinen ersten und bislang einzigen Grand Prix. Bereits 2003 zog sich Kubica bei einem schlimmen Verkehrsunfall schwere Verletzungen an seinem Arm zu. Damals wurden ihm 18 Titanschrauben eingesetzt. Danach kehrte er schnell zurück und gewann sein erstes Formel-3-Rennen noch im gleichen Jahr.

Wie geht es weiter?

Die Operation an Kubicas rechter Hand dauerte rund sieben Stunden. Bei einer solch schweren Handverletzung gehen Ärzte im Normalfall von einer Rehabilitationszeit von mindestens sechs Monaten aus. Gegenüber italienischen Medien sagte der behandelnde Arzt Prof. Rossello: "Wir müssen mindestens eine Woche abwarten, ob die Hand überlebt." Es könne bis zu ein Jahr dauern, bis der Pole den rechten Arm wieder normal verwenden könne.

Bei dem Unfall wurden die Blutgefäße zerstört und damit der Transport von Blut in die Hand unterbunden. Deshalb war es die erste Aufgabe der Ärzte, die Blutversorgung wiederherzustellen. Danach ging es darum, die Funktionalität der Hand sicherzustellen, also die Nerven und Sehnen zu reparieren. Vom Erfolg dieser Operation hängt es ab, wie gut Kubica seine Hand wieder verwenden kann - zum Beispiel um feine Bewegungen wie das Drücken von Knöpfen am Lenkrad durchzuführen.

Im Gegensatz zu anderen Verletzungen lässt sich die Rehabilitationszeit bei solchen Schäden nicht beschleunigen, indem der Patient sich einer Behandlung in einer Sauerstoff-Kammer unterzieht, wie es Mark Webber nach seinem Fahrradunfall Anfang 2009 tat. Die Sehnen müssen bis zu drei Monate geschützt werden, bevor sie wieder belastet werden dürfen.

Was sagt das Team?

Angesichts der Schwere von Kubicas Verletzungen erscheint ein Start beim Saisonstart in Bahrain am 13. März als ausgeschlossen. "Es ist noch zu früh und unhöflich, um über einen Ersatzfahrer nachzudenken", sagt Teamchef Eric Boullier. "Wir warten auf Nachrichten von Robert und wie lange er ausfallen wird, bevor wir über eine solche Entscheidung nachdenken."

Der Fahrerkader von Renault besteht neben den Stammfahrer Kubica und Vitaly Petrov auch aus den Testpiloten Bruno Senna und Romain Grosjean sowie den Förderkandidaten Ho-Pin Tung, Jan Charouz und Fairuz Fauzy. Viel F1-Erfahrung hat keiner aus diesem Quintett. Demnach erscheint es auch als möglich, dass Renault einen erfahrenen Piloten wie Nick Heidfeld, Pedro de la Rosa, Tonio Liuzzi oder Nico Hülkenberg verpflichtet.