Robert Kubica sprudelt in Interviews nicht unbedingt vor Begeisterung, außer die Sprache kommt auf seine Leidenschaft, den Rallye-Sport. Dann zeigt er auch schon mal stolz im Gespräch das Eintrittsbändchen von der letzten Rallye, das noch um sein Handgelenk baumelt. Als BMW-Fahrer durfte Kubica nicht zum Spaß in seiner Freizeit an Rallyes teilnehmen, das änderte sich mit seinem Wechsel zu Renault, wo er gleich mehrere Auftritte in einem Clio hatte.

"Ich mag zusätzliche Herausforderungen", erklärt Kubica sein Hobby. "Was ich daran so liebe, ist, dass man immer ein Fragezeichen vor Augen hat: Wenn man die Kurven anfährt, weiß man nie, was passieren wird." In der Formel 1 könne er zu 80 oder 90 Prozent vorhersagen, was auf jeder Runde passiert. "Bei Rallyes kann man nichts vorhersagen", sagt Kubica. "Man fährt in die Kurve und denkt sich: Was passiert jetzt? Das gefällt mir am besten."

Robert Kubica nahm an einigen kleineren Rallyes teil, Foto: Sutton
Robert Kubica nahm an einigen kleineren Rallyes teil, Foto: Sutton

Ein gewisses Talent dafür hat Kubica durchaus. Obwohl einer seiner ersten Rallye-Auftritte bei der Taormina-Messina Rallye mit einem Abflug und einem Mauerkuss endete, wurde er schnell besser und sicherte sich im letzten Jahr bei nationalen Rallyes sogar einige Klassensiege. So wurde er bei der Rallye del Salento in Südostitalien Zwölfter in der Gesamtwertung und gewann die Klasse A6. Bei der Rallye d'Antibes in Südfrankreich fuhr er vor dem Korea GP 2010 sogar aufs Podium.

Faszination Rallye

Mit seiner Liebe für den Rallyesport ist Kubica nicht alleine im Formel-1-Fahrerlager. Egal ob Kimi Räikkönen, Robert Kubica, Heikki Kovalainen oder Sebastian Vettel - Rallye ist unter den F1-Piloten stark in Mode gekommen. Noch vor seinem Vollzeitwechsel in die WRC bewies Räikkönen sein Drift-Talent bei kleineren Rallyes wie der Arctic Rallye, der Vaakuna Rallye und der Marca Rallye. Danach wagte er noch während seiner Ferrari-Zeit das erste Kräftemessen mit bei den Big Boys in der Rallye-WM: Bei der Finnland Rallye tobte der Finne 2009 über die Pisten, im Servicepark schauten ihm Vettel und Kovalainen über die Schulter.

"Leider fahre ich nicht, sondern sehe nur zu. Das ist mein erstes Mal live bei einer Rallye. Der Sport ist wirklich faszinierend, speziell die Finnland-Rallye mit ihrem Highspeed ist toll anzuschauen", erzählte Vettel damals. Räikkönen machte in seinem Fiat Super 2000 keine schlechte Figur. Weder Getriebe- noch Motorprobleme konnten den Iceman bei seinem Heimspiel bremsen. In der stark besetzten Gruppe der seriennahen Fahrzeuge rangierte er sogar auf dem dritten Platz. Räikkönen hatte sich bis auf den sehr beachtlichen 15. Gesamtrang vorgearbeitet als er auf der letzten Wertungsprüfung von der Strecke abkam und sich spektakulär überschlug.

Der Finne blieb zum Glück unverletzt. Trotz des Überschlags hatten Vettel und Kovalainen nach der Finnland-Rallye Blut geleckt. Bislang kam es jedoch nicht zu einem Rallye-Ausflug: Kovalainen mangelte es an der Zeit, bei Vettel hatte sein Teamchef Christian Horner Sicherheitsbedenken.

Räikkönens schwieriger Rallye-Wechsel

Kimi Räikkönen testete die Grenzen mehr als einmal aus, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen testete die Grenzen mehr als einmal aus, Foto: Sutton

Dass diese nicht unbegründet sind, beweisen Kubicas schwerer Unfall in Italien und die schwierige Debütsaison von Räikkönen in der Rallye-WM. "Es gibt keinen Raum für Fehler - das gefällt mir am Rallyefahren. Wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder", so der F1-Weltmeister von 2007. "Rallye ist schwieriger, weil sich ständig alles ändert. Der Untergrund, das Wetter, die Strecke. Du musst flexibler sein, dich schnell einstellen, schnell reagieren."

In seiner ersten Saison musste der Finne sehr viel Lehrgeld zahlen, konnte aber auch einige Achtungserfolge erzielen. Bereits in seiner dritten Rallye in Jordanien fuhr er als Achter seinen ersten WM-Punkt ein. Zwei Wochen später holte er in der Türkei mit Platz fünf sein bestes Saisonergebnis. In Bulgarien und bei seiner Heim-Rallye in Finnland musste Räikkönen Rückschläge einstecken, bevor er in Deutschland mit seiner ersten Etappen-Bestzeit aufhorchen ließ.

Danach schrieb der Finne wieder als "Bruchpilot" Schlagzeilen: In Japan rammte er im Shakedown einen Betonblog, in Frankreich rutschte er in einer Kurve bei gerade einmal 20 km/h von der Bahn. Bei der Rallye Spanien konnte er erst gar nicht starten, weil er seinen C4 im Shakedown zerlegte - eine der größten Enttäuschungen 2010. "Meiner Meinung nach ist Rallye fahren um einiges härter als die Formel 1", so Räikkönen. "Wenn du auf diesen Straßen fahren kannst, auf denen wir dieses Jahr unterwegs waren, kannst du überall fahren."