Neue Fahrer, neue Regeln, neue Technik - die Formel 1 garantiert auch für 2011 wieder viel Spannung und Veränderung. Zwar kommt der große Schritt erst mit all den Neuerungen des Jahres 2013, doch auch in der kommenden Saison werden sich die Fans, Fahrer und Teams schon an einige Umstellungen gewöhnen müssen. Ob sich die Änderungen positiv oder negativ auswirken werden, kann aber erst der Lauf der Zeit entscheiden.

Bisher drei Rookies am Start

Ein neues dreizehntes Team hat die FIA für 2011 bekanntlich nicht zugelassen - mit der umbenannten Mannschaft von Lotus Renault GP, ist aber immerhin nominell eine Neuerung zu bestaunen. Die Boliden werden in den traditionsreichen Farben schwarz und gold an den Start gehen.

GP2-Meister Pastor Maldonado ist die prominenteste Neuverpflichtung im Fahrerfeld, Foto: Sutton
GP2-Meister Pastor Maldonado ist die prominenteste Neuverpflichtung im Fahrerfeld, Foto: Sutton

Neue Gesichter gibt es 2011 auf dem Grid aber dennoch: Mit Pastor Maldonado steigt bei Williams der amtierende GP2-Champion ins Cockpit von Nico Hülkenberg. Sein stärkster Verfolger im letzten Jahr, GP2-Vizemeister Sergio Perez hat sich einen Platz bei Sauber gesichert und geht kommendes Jahr für die Schweizer auf Punktejagd.

Der Dritte im Bunde der Neulinge ist Jerome d'Ambrosio bei Virgin. Auch der Belgier hat seine Wurzeln in der GP2 und überzeugte beim Test in Abu Dhabi so sehr, dass er sich das Einsatzcockpit neben Timo Glock sichern konnte. Durch die noch offenen Plätze bei Force India und HRT könnte aber noch der ein oder andere Rookie hinzu kommen. Heißester Kandidat ist dabei DTM-Meister Paul di Resta.

Härtere Strafen möglich

Im Zuge der Kritik nach Michael Schumachers Aktion gegen Rubens Barrichello in Ungarn, nahm die FIA für 2011 beispielsweise den Artikel 23.2 neu ins Reglement auf. Dieser besagt, dass kein Fahrer einen anderen Fahrer bei der Positionsverteidigung absichtlich neben die Strecke drängen oder öfter als einmal die Linie wechseln darf. Bislang war letzteres nur ein Gentlemans Agreement. Gleichzeitig erhöhte die FIA damit die möglichen Strafen der Rennstewards für Verstöße.

Neben einer Drive-Through-Strafe, einer 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe und einer Strafversetzung für das nächste Rennen, können die Stewards jetzt auch eine Zeitstrafe, eine Ermahnung, einen Ausschluss aus dem Ergebnis und eine Sperre für das nächste Rennen aussprechen.

Land unter - bei einem Abbruch, wie hier in Malaysia 2009, gelten nun schärfere Regeln, Foto: Sutton
Land unter - bei einem Abbruch, wie hier in Malaysia 2009, gelten nun schärfere Regeln, Foto: Sutton

Auch für unübliche Bedingungen und Rennsituationen wurden die Regeln fürs neue Jahr noch einmal angepasst. Die Modifizierung besagt unter anderem, dass im Falle eines kompletten Rennabbruchs auf die Gesamtzeit eines jeden Fahrers 30 Sekunden aufgeschlagen werden, der nicht mit beiden Trockenreifenmischungen gefahren ist. Sollte ein Fahrer ein Rennen regulär beenden, ohne beide Reifenmischungen zu verwenden, wird er ohnehin vom Ergebnis ausgeschlossen.

Zudem hat die FIA neue Höchststrafen festgelegt, die von den Stewards an der Rennstrecke direkt vergeben werden können. Statt wie bisher 100.000 Euro können nun bis zu 250.000 Euro als Strafe ausgesprochen werden. Diese Änderung wird als Reaktion auf die Teamorder von Ferrari in Hockenheim gewertet, wo die 100.000 Dollar ausgeschöpft wurden, mehr aber nicht möglich war.

Neben der Erhöhung der Maximalstrafen durch die Stewards beschloss die FIA auch, dass Inhaber einer Superlizenz nun auch für Vergehen bestraft werden können, die im normalen Straßenverkehr passieren. Des Weiteren wurde festgelegt, dass alle, die an FIA-Weltmeisterschaften beteiligt sind, auch der Rechtssprechung der FIA unterliegen. Das bedeutet, sollte jemand gegen die Regeln verstoßen, kann die FIA ihm Zutritt zu den durch sie kontrollierten Bereichen bei diversen Veranstaltungen verwehren.

Unbekanntes Terrain in Indien

Erfreulichere Neuerungen finden sich beim Blick auf die Weltkarte des Formel-1-Zirkus. Der Rennkalender umfasst in der Saison 2011 erstmals 20 Rennen. Zustande gekommen ist die Rekordanzahl an Grand Prix durch das neue Rennen in Indien. Nahe der 10-Millionen-Einwohner-Stadt Neu Delhi findet am 30. Oktober 2011 der erste Formel-1-Grand-Prix des Landes statt. Der Kurs wird 5,1 Kilometer lang sein und ist die letzte Neuerwerbung im globalen Kalender der Königsklasse. Entworfen und gebaut wurde die Strecke abermals vom deutschen Architekten Hermann Tilke.

Überstunden werden eingedämmt

Um trotz der großen Belastung durch die vielen Rennen die Teams nicht zu überfordern und den Arbeitsaufwand der Teammitglieder zu senken, führt die FIA ab der neuen Saison eine zeitliche Begrenzung für das erlaubte Teampersonal an der Strecke ein. Gemäß des Reglements ist innerhalb von zwei sechsstündigen Zeiträumen am Donnerstag- und Freitagabend kein Personal an der Strecke erlaubt, das mit dem Einsatz der Autos zu tun hat.

Auf zum ersten von zwanzig Läufen - der Saisonstart erfolgt erneut in Bahrain, Foto: Sutton
Auf zum ersten von zwanzig Läufen - der Saisonstart erfolgt erneut in Bahrain, Foto: Sutton

Die sechsstündigen Ausschlusszeiten beginnen jeweils zehn Stunden vor dem 1. und 3. Training. Im Laufe der Saison stehen jedem Team aber vier Ausnahmen zu. Hier heißt es für die Top-Teams zu Beginn des Jahres dann wohl haushalten für die kritischen Phasen im WM-Endspurt.

Getriebe müssen 5 Rennen halten

Aufsparen und durchhalten sind auch für die technische Abteilung der Teams 2011 wieder wichtige Schlagwörter. Ab diesem Jahr müssen die Getriebe fünf aufeinanderfolgende Rennen halten. Sollte am ersten Trainingstag vor dem Ende des 2. Trainings ein Getriebewechsel notwendig sein, darf das Team eine zusätzliche Übersetzungsänderung vornehmen. Der erste Getriebewechsel bleibt in der Saison 2011 straffrei. Das Ersatzgetriebe muss dann nur an diesem einen Wochenende benutzt werden. Diese Regelung gilt nicht für das letzte Rennwochenende der Saison.

Technische Neuerungen sollen Spannung erhöhen

2011 sind erstmals verstellbare Heckflügel zuzulassen. Der verstellbare Heckflügel wird aber nur dann einsetzbar sein, wenn ein Auto dem Vordermann im Abstand von weniger als einer Sekunde folgt, wohingegen der Verfolgte nicht darauf zurückgreifen kann. Dadurch soll das Überholen erleichtert werden. Kontrolliert werden die Abstände von der FIA und die Flügel werden aktiviert, wenn der Fahrer innerhalb der notwendigen Distanz ist.

Ohnehin sein Comeback feiern wird 2011 KERS, da es nie verboten war und sich nur die Teams darauf geeinigt hatten, aus Kostengründen in der abgelaufenen Saison darauf zu verzichten. Diesbezüglich bedurfte es also keiner Regel-Änderung, auch wenn sich das Energierückgewinnungs-System sicherlich als signifikante Neuerung bemerkbar machen wird.

Auch durch die Rückkehr des 'Boost-Button' sollte also für noch mehr Spannung gesorgt sein. "Mit dem KERS, das nach 2009 nun wieder zurückkehrt, haben wir 2011 ein ganz elementares neues Werkzeug - sowohl zum Überholen, als auch für die Performance allgemein", freut sich bereits vorab auch Vizeweltmeister Fernando Alonso auf seinen ersten Einsatz mit dem System. Ein Comeback feiert im kommenden Jahr zudem der Intermediate-Reifen, der zwar als solcher eigentlich nie weg war, aber anders bezeichnet wurde.

Pirelli liefert das neue schwarze Gold

In puncto Reifenfragen wird es 2011 ohnehin interessant. Mit den Italienern von Pirelli gibt es einen neuen Generallieferanten für die Pneus. Die ersten Test Ende des letzten Jahres in Abu Dhabi verliefen positiv und die Fahrer zeigten sich zufrieden. Vor Saisonbeginn kommt aber auf alle Beteiligten noch eine Menge Arbeit zu, um die Feinheiten des neuen Reifens genauer kennenzulernen.

Die neuen Reifen kommen 2011 aus Italien, Foto: Pirelli
Die neuen Reifen kommen 2011 aus Italien, Foto: Pirelli

Ex-Renault-Formel-1-Pilot und Pirelli-Tester Romain Grosjean spulte indes bereits eine hohe Anzahl an Testkilometern ab, um die Performance des Gummis schnellstmöglich zu verbessern. Nachdem diese Neuerung alle Fahrer und Teams gleichermaßen betrifft, wird es spannend sein, zu sehen, wer sich am schnellsten an die neuen Gegebenheiten anpasst und wem der Pirelli-Reifen dann letztendlich mehr liegt, als der Vorgänger aus dem Hause Bridgestone.

Kein Teamorder-Verbot mehr

Keine allzu große Umwälzung für kommende Saison ist hingegen, dass der Artikel für das Teamorder-Verbot aus dem sportlichen Reglement gestrichen wurde. Was die Teams, allen voran Ferrari in der Vergangenheit auf diese Regel gaben, zeigte sich in Hockenheim 2010 ja eindrucksvoll - eine Aufhebung war daher logisch, zumal kaum feststellbar ist, wann es sich um Teamorder handelt und wann nicht. Die Scheinheiligkeit und Verschleierung wurde somit abgeschafft - die FIA betont allerdings, dass jedwede Aktion, die den Sport in Verruf bringt, unter Artikel 151c des internationalen Sportkodex behandelt werden wird und behält sich damit mögliche Schritte vor.

Herausforderung für die kleinen Teams

Für die kleinen Teams wie HRT wird es im Qualifying 2011 eng, Foto: Sutton
Für die kleinen Teams wie HRT wird es im Qualifying 2011 eng, Foto: Sutton

Wie erwartet kehrt ab 2011 auch die 107%-Regel zurück. Sollte ein Fahrer im Q1 langsamer sein als 107% der Bestzeit in dieser Session, darf er nicht am Rennen teilnehmen. Unter bestimmten Umständen dürfen die Stewards ihn aber trotzdem für das Rennen zulassen. Des weiteren wurde die Breite der Fahrspur in der Boxengasse limitiert und der Renndirektor kann während eines Rennens die Boxengasse schließen, wenn er das aus Sicherheitsgründen für notwendig erachtet - durch den nötigen Einsatz eines Krankenwagens war dies aber ja bereits in Monza 2010 der Fall und wurde nun lediglich zusätzlich im Reglement verankert.

Bei all diesen Neuerungen wird es zu Beginn der Saison sicher nicht ganz einfach sofort den Überblick zu behalten. Das gilt für die Fans - aber gleichermaßen auch für die Fahrer und Teams. Die Fehlerquote im Umgang mit den neuen Regularien dürfte also gerade zu Beginn des Jahres noch relativ hoch sein - und das ist gut für die Zuschauer. So sorgt beispielsweise eine unbekannte Saftey-Car-Regel, wie bei Sebastian Vettel 2010 in Ungarn, oder auch Michael Schumacher in Monaco, doch jedes mal wieder für ordentlich Spannung und Diskussionsstoff. 2011 ist Langeweile somit ausgeschlossen - und die Vorfreude auf den Saisonstart bereits jetzt riesengroß.