Hans Joachim Stuck wurde am 1. Januar 1951 in Garmisch-Partenkirchen geboren. Seinen bekannten Spitznamen Striezel hat der Motorsport-Veteran seit den ersten Tagen seines Lebens inne. Zu verdanken hat er das seiner schlesischen Tante, die bei seiner Taufe eine Ähnlichkeit mit einem "Striezel" - zu Deutsch Hefezopf - festgestellt haben soll. Doch nicht nur in puncto Spitzname war Stucks Weg früh vorgezeichnet. Als Sohn des berühmten Vorkriegs-Rennfahrers Hans Stuck, der bei Bergrennen als fast unschlagbar galt und seinerseits den Spitznamen Bergkönig trug, schien ihm die Begeisterung für den Motorsport in die Wiege gelegt.

Fahrerlagerprominenz - Striezel Stuck mit Mario Theissen und Sebastian Vettel vor dessen ersten Grand Prix 2007 in Indianapolis, Foto: Sutton
Fahrerlagerprominenz - Striezel Stuck mit Mario Theissen und Sebastian Vettel vor dessen ersten Grand Prix 2007 in Indianapolis, Foto: Sutton

Hans Stuck nahm nach dem Krieg auch an drei Läufen zur Formel-1-Weltmeisterschaft teil. Doch wichtiger war ihm die Förderung der Karriere seines Sohnes. Gegen den Willen der Mutter lehrte er seinem Sprössling alles Wichtige über das Rennfahren. Erste geheime Fahrtrainings auf Waldwegen hinter dem Elternhaus bekam Striezel bereits als 9-Jähriger. Bei Fahrerlehrgängen auf dem Nürburgring konnte Stuck Junior weitere Erfahrungen sammeln und bekam mit einer Sondergenehmigung schon mit 16 Jahren den Führerschein. Nach einem Sportfahrerlehrgang und kleineren Rennen erwarb Stuck 1969 die internationale Rennlizenz.

Der Durchbruch folgte bereits ein Jahr darauf: 1970 gewann er im Alter von nur 19 Jahren auf einem BMW die Erstausgabe des 24-Stunden-Rennens auf der Nordschleife. Daraufhin wurde Stuck 1971 Werksfahrer bei BMW in der Tourenwagen-Europameisterschaft. Bereits damals setzte er seinen markanten blauen Helm mit den weißen Sternen rund um die Visieröffnung ein.

Formel 1

1972 wechselte der Bayer zu Ford und wurde unter anderem Deutscher Meister bei den Tourenwagen. Zudem sorgte er mit starken Auftritten in der Formel 2 für Aufsehen und wurde 1974 Vizemeister. Im gleichen Jahr begann auch seine Formel-1-Karriere mit March. Bereits in seinem dritten Rennen in Südafrika gelang es ihm mit einem fünften Platz die ersten Weltmeisterschaftspunkte zu holen. Doch in den meist unterlegenen Autos konnte Stuck nur selten zeigen, was wirklich in ihm steckte.

Stuck mit seinem Shadow 1978 in den Häuserschluchten von Monte Carlo, Foto: Sutton
Stuck mit seinem Shadow 1978 in den Häuserschluchten von Monte Carlo, Foto: Sutton

Insgesamt bestritt der heute 60-Jährige zwischen 1974 und 1979 für March, Brabham, Shadow und ATS 74 Rennen in der Königsklasse. Ein elfter Gesamtrang 1977, sowie zwei dritte Plätze in Deutschland am Hockenheimring und in Österreich in Zeltweg, waren seine besten Resultate.

Danach verpasste Striezel jedoch die Chance zu Williams zu wechseln, just bevor das Team die ersten großen Erfolge errang. Bald darauf war Stucks Formel-1-Karriere ohnehin beendet, zumal seine Körpergröße von etwa 194 cm angesichts der technischen Entwicklung für die neueren Boliden ungeeignet war.

Sportwagen

Es folgte der Wechsel in die Sportwagen-Szene. Stuck trat als Werkspilot in einem 956er Porsche an und gewann die legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans in den Jahren 1986 und 1987. Danach kam es zum Gastspiel in der amerikanischen Trans-Am-Serie. Doch als die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft an Popularität gewann und die Werke einstiegen, wechselte Stuck zu den Tourenwagen zurück, die als sicherer galten als die schnellen Sportwagen. 1990 gewann Stuck für Audi die DTM, die als ITC aber Ende 1996 eingestellt wurde.

Ab Mitte der 1990er Jahre war der Bayer daher wieder bei Porsche, verpasste aber 1996 den Le-Mans-Sieg knapp. Später kehrte er auch zu BMW zurück. 28 Jahre nach seinem ersten Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gelang ihm 1998 ein erneuter Triumph auf einem BMW, den er 2004 abermals wiederholen konnte.

In den letzten Jahren war Stuck sowohl in der ALMS unterwegs, als auch 2007 in der europäischen Truck-Meisterschaft und bewies abermals, dass er ein echter Allrounder auf vier Rädern ist. Zudem arbeitete der Publikumsliebling lange Jahre als Formel-1-Experte fürs Fernsehen. Auf seine geliebte Nordschleife kehrte der 60-Jährige aber trotzdem regelmäßig zurück. 2007 wurde ihm das beinahe zum Verhängnis: Bei einem Unfall am Steuer seines BMW Z4 verletzte sich Stuck auf dem Nürburgring schwer - nach der Diagnose Brustbeinprellung und Lendenwirbelriss folgte ein längerer Krankenhausaufenthalt.

Dennoch hielt ihn das nicht davon ab, abermals auf die Nordschleife zurückzukehren. Mittlerweile hat sich der Bayer auch den Traum erfüllt, zusammen mit seinen beiden Söhnen an dem 24-Sunden-Klassiker teilzunehmen. Ansonsten lässt es der Wahl-Tiroler, der neben der deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, mittlerweile aber etwas ruhiger angehen. 2008 wechselte er als Motorsport-Berater zum VW-Konzern, für den er in seinen Audi-Zeiten schon tätig war und arbeitete maßgeblich an der Entwicklung des Audi R8 LMS mit. Seine Auftritte bei Langstreckenrennen lässt sich Striezel aber nach wie vor nicht nehmen.

Papas ganzer Stolz - Striezel mit seinen beiden Söhnen Ferdinand und Johannes, Foto: Formel Masters
Papas ganzer Stolz - Striezel mit seinen beiden Söhnen Ferdinand und Johannes, Foto: Formel Masters

Privat hat der sympathische Rennfahrer seine Ruhe aber gefunden. In dritter Ehe mit dem ehemaligen Model Silvia verheiratet, wohnt der Natur- und Tierliebhaber heute in einem großen Holzhaus in den Tiroler Bergen und genießt das Leben fernab der Rennwelt - Blick auf den Wilden Kaiser inklusive. Doch so ganz abschwören kann er der Faszination von Motoren und Lärm wohl doch nicht. Ob mit dem Oldtimer auf dem Weg zum Golfspielen, mit dem VW auf zum Treff mit Freunden oder mit dem Quad zum Überprüfen der eigenen Wasserquelle auf dem Grundstück - Stuck bleibt stets motorisiert.

Das bayrisches Original, das Dank eines Streichs bei einem Fernsehdreh, auch schon einmal in einer Ausnüchterungszelle in Alaska landete, nimmt das Leben auch im Alter - wie eigentlich schon seit jeher - mit Humor. Nur bei einer Sache versteht Stuck keinen Spaß: "Ein Leben ohne Auto kann ich mir nicht vorstellen - das wäre die Höchststrafe", verriet der Lebemann einmal - wie immer mit einem dicken Augenzwinkern.