Paukenschlag von Jos Verstappen: "Der Russe Vitaly Petrov ist meiner Meinung nach der schlechteste Neueinsteiger und der schlechteste Fahrer überhaupt." Harter Tobak vom Holländer, der zwischen 1994 und 2003 über hundert Formel-1-Rennen bestritt und zwei mal aufs Podest fahren konnte.

Zwar gab der 38-Jährige zu, dass Petrov beim Saisonfinale in Abu Dhabi einen guten Job gemacht habe, als er Fernando Alonso hinter sich halten konnte. "Doch abgesehen von diesem Rennen, finde ich Petrov ist vor allem gut darin, Fehler zu machen", lautet die vernichtende Kritik von Verstappen.

"Egal, ob er in die Wand gefahren ist, sich von der Strecke gedreht hat oder einfach seinen Start verstolpert. Er hat dieses Jahr eine ganze Menge Rennen ruiniert und das kann man sich bei einem starken Team wie Renault eigentlich nicht erlauben", erläuterte der Holländer seine schlechte Bewertung von Petovs Leistung.

Jos Verstappen lässt kein gutes Haar an Vitaly Petrov, Foto: Sutton
Jos Verstappen lässt kein gutes Haar an Vitaly Petrov, Foto: Sutton

"Der Unterschied in puncto Qualität und WM-Zähler war verglichen mit seinem Teamkollegen Robert Kubica eklatant. Auch wenn dieser Vergleich vielleicht nicht ganz fair ist - denn zusammen mit Alonso und Vettel ist Kubica der beste Pilot im Feld", meinte der 38-Jährige.

Bei Petrovs Arbeitgeber Lotus Renault GP sieht man die ganze Situation um den Russen ein bisschen entspannter - vornehmlich wohl wegen der vielen fließenden Sponsorengelder aus Petrovs Heimat. Aber auch das Team verlangt vom 26-Jährigen aus Wiborg eine Steigerung. Nachdem jedoch bereits Lotus Group CEO Dany Bahar erklärt hatte, dass Petrov "erste Wahl" sei, legte nun auch Gerard Lopez, der Chef von Investor Genii, nach: "Wir glauben, dass Vitaly schnell genug ist - ihm fehlte bisher nur die Konstanz", sagte er.

Opfer bringen

Petrov müsse aber noch mehr Einsatzbereitschaft zeigen, um seinen Platz auch 2011 zu behalten. "Ein Teil der Diskussion beinhaltet auch, dass er gewisse Veränderungen im Leben akzeptiert. Er muss sich zum Beispiel dazu entschließen, nach England zu ziehen, um in der Nähe der Fabrik zu sein", stellte Lopez seine Forderungen klar. "Zudem muss er akzeptieren, dass er die ganze Zeit in einem englischsprachigen Umfeld verbringt", sagte der Genii-Chef.

Sollte Petrov diese Bedingungen erfüllen, erhofft man sich beim Team, dass er eine beständig gute Leistung abliefern könne. "Dann gibt es überhaupt keine Frage, wer unser zweiter Fahrer ist", fügte Lopez hinzu.

Auch Teamchef Eric Boullier sieht das ähnlich. "Die Situation sieht wie folgt aus: Wir werden unsere Entscheidung nach einem Gespräch mit Vitaly fällen, in dem es darum gehen wird, was es heißt, wenn er beim Team bleiben will", sagte der Franzose. Noch hat diese Diskussion aber nicht stattfinden können, da sich Petrov gerade von einer Augenoperation erhole, meinte Boullier.

"Wir erwarten uns von Vitaly einfach, dass er das, was er in Ungarn oder Abu Dhabi gezeigt hat, dauerhaft zeigt. Wir wissen, dass er schnell genug ist. Aber wir wissen auch, dass ihm manchmal die Fokussierung fehlt, um diese Performance das ganze Wochenende zu bringen. Wenn er bei uns bleiben will, muss er das aber ändern", so der Lotus-Renault-Teamchef.

Boullier erhöhte den Druck auf Petrov zusätzlich, indem er hinzufügte: "Vitaly ist einer der starken Kandidaten für 2011 und könnte bleiben - aber wir sehen uns schon alle verschiedenen Optionen an. Dieser Prozess ist immer der gleiche", sagte der Franzose. So gesehen muss Petrov, der zu Hause in Russland auf Grund seiner Heimatstadt den Spitznamen 'Vyborg Rocket' trägt, 2011 allen in erster Linie eines beweisen - dass er kein Blindgänger ist.