1. - Warum durfte Vettel gewinnen?

Die Teamorderdiskussion begann schon lange vor dem Rennwochenende. Trotzdem waren nach dem Zieleinlauf einige Beobachter überrascht: Sebastian Vettel durfte vor Mark Webber gewinnen. "Es wäre falsch gewesen, heute die Fahrer zu beeinflussen, denn beide können den Titel holen", erklärte Teamchef Christian Horner. Helmut Marko fügte hinzu: "Solange jeder der Fahrer eine mathematische Chance hat, wird es keine Platzverschiebung geben."

Christian Danner findet das klasse. "Ich hatte bis zum Schluss 10 Prozent Zweifel", gestand er Motorsport-Magazin.com. "Wenn man sich selbst fair und der Gegner unfair verhält, lässt es sich auch besser verlieren." Aber Danner macht noch einen anderen Grund für die Anti-Stallregiehaltung aus: "Es ist sehr klug von Red Bull, denn der Imageverlust so einer Stallregiesache ist bei Weitem größer, als das Plus durch einen Fahrer-WM-Titel." Es gehe um mehr, als nur den Titel in der Formel 1. "Red Bull ist ein global aufgestelltes Unternehmen, das ausschließlich vom Image lebt."

2. - Warum war der Start entscheidend?

Genau so hatte sich Sebastian Vettel den Start vorgestellt - bereits in der ersten Kurve schnappte er sich den Überraschungs-Polemann Nico Hülkenberg. "Das war der Schlüssel", gestand Vettel. "Es bestand das Risiko, dass er uns aufhält und damit das Leben schwer macht, aber es ging gut auf." Auch Webber ging noch in Runde 1 an Hülkenberg vorbei.

Fernando Alonso musste hingegen erst gegen Lewis Hamilton, dann gegen Hülkenberg kämpfen. "Diese zehn bis zwölf Sekunden waren unmöglich aufzuholen", sagte er. "Wir waren in einigen Runden vielleicht zwei Zehntel schneller, wenn man also zwölf Sekunden verliert, ist es vorbei."

3. - Warum kam Alonso Webber am Ende näher?

Obwohl Alonso am Anfang den Anschluss an die Red Bull verlor, kam er durch die Safety-Car-Phase noch einmal heran. "Wir hatten eine Chance, als das Safety Car kam, aber wir waren aufgrund der vielen überrundeten Autos zwischen mir und Mark in der falschen Position", klagte Alonso. "Nachdem ich die sieben Autos überholt hatte, war die Lücke bei sechs, sieben Sekunden."

Fernando Alonso verlor viel Zeit im Verkehr, Foto: Sutton
Fernando Alonso verlor viel Zeit im Verkehr, Foto: Sutton

Trotzdem musste Webber auf den letzten Runden noch einmal zittern, weil sein Motor heiß lief. "Ich musste im zweiten Teil des Rennens etwas zurückstecken, weil mein Motor heiß lief. Also mussten wir ihn etwas drosseln", erklärte Webber, der Vettel deshalb ziehen ließ und erst kurz vor Ende noch einmal gegen Alonso aufdrehte.

4. - Warum flog Liuzzi ab?

In der 51. Runde krachte es - Tonio Liuzzi knallte in seinem Force India in die Leitplanke des Senna-S. Während des Rennens kämpfte er die ganze Zeit mit Bremsproblemen. "Als ich dann in Kurve zwei bog, ging irgendetwas am Auto schief", so Liuzzi. "Ich konnte nicht richtig einlenken. Das Auto fuhr einfach geradeaus, direkt in die Leitplanke." Noch konnte das Team nicht genau klären, was den Unfall auslöste.

5. - Worüber beklagte sich Hamilton ständig im Funk?

Im Funkverkehr zwischen Lewis Hamilton und seinem Renningenieur knisterte es gewaltig - und das nicht wegen statischem Rauschen. "Es war das schlimmste Rennen des Jahres, es war sehr schlecht, was die Performance des Autos anging", beschwerte sich Hamilton hinterher.

Während der Fahrt klagte er mehrfach über fehlenden Grip, schlechte Reifen und einen nicht funktionierenden F-Kanal. Das Team antwortete jeweils, dass er alles geben solle - und dass der F-Kanal sehr gut funktioniere, er fahre im letzten Sektor auf der langen Geraden die schnellsten Zeiten. Trotzdem sagte Hamilton nach dem Rennen: "Es war schockierend. Ich kämpfte, um mit dem Williams mitzuhalten. Ich hatte keinerlei Grip und auf den Geraden schien der F-Kanal nicht zu funktionieren. Ich konnte Überrundete nicht überholen, aber Fernando Alonso schoss an mir vorbei."

6. - Wie kam Rosberg vor Schumacher?

Die Ausgangspositionen der Mercedes-Fahrer hätten nicht unterschiedlicher sein können: Michael Schumacher fuhr als Achter los, Nico Rosberg als Dreizehnter - Punkte schienen für Rosberg also schwierig zu sein. Nach seinem planmäßigen Boxenstopp lag Rosberg dennoch vor seinem Teamkollegen.

"Als Michael vor mir seinen Boxenstopp einlegte, hatte ich freie Fahrt und machte dank unserer Strategie ein paar Plätze gut", erklärte Rosberg, der dabei Hilfe von Adrian Sutil erhielt, der Schumacher vor Rosbergs Boxenstopp lange aufhielt. "Michael hätte vielleicht einen Platz besser abschneiden können, wäre er nach seinem Stopp nicht hinter einem langsameren Auto, das erst spät die Reifen wechselte, festgesteckt", bestätigte Norbert Haug.

Michael Schumacher schnappte sich Jenson Button, Foto: Sutton
Michael Schumacher schnappte sich Jenson Button, Foto: Sutton

Danach gab es Funkprobleme bei Rosberg, so dass es bei seinem zweiten Stopp in der SC-Phase zu einem Missverständnis mit den Reifen kam. "Das Team traf die richtige Entscheidung, mir in der Safety Car Phase noch einmal frische Reifen zu montieren. Leider machte Jenson Button das Gleiche und es gab ein ziemliches Durcheinander mit überrundeten Autos."

Danach lag Rosberg plötzlich wieder hinter Schumacher, der jedoch mit viel älteren Reifen fuhr und Rosberg gewähren ließ. "In der Schlussphase ließ ich Nico überholen, denn er war auf frischen Reifen unterwegs und ich nicht", so Schumacher. "Deshalb hatte er von uns beiden die bessere Chance, möglicherweise Jenson Button vor uns anzugreifen." Das gelang ihm aber nicht.

7. - Warum fiel Hülkenberg so weit zurück?

Er war der Mann des Samstags: Nico Hülkenberg fuhr bei schwierigen, wechselhaften Bedingungen auf die Pole Position - zum ersten Mal in seiner noch jungen F1-Karriere. Der Sonntag war nicht mehr sein Tag, zumindest was Sensationen anging. "Viele waren optimistisch und dachten, dass ich etwas reißen könnte, nur weil ich vorne stand, aber wenn man nicht die Pace hat, geht es nicht", erklärte der Deutsche.

Platz 8 war für Hülkenberg das Maximum - und er war damit sehr zufrieden. "Für meine Begriffe bin ich absolut gut gefahren und habe Robert Kubica im schnelleren Renault hinter mir gehalten", sagte er uns. "Unser Auto war heute sehr schwierig zu fahren, ich hatte starke Vibrationen, das Auto setzte auf, Unter- und Übersteuern - ich hatte einfach keine Pace." Angesichts der Ergebnisse des Freitagstrainings hatte der Williams-Pilot aber schon damit gerechnet. "Am Samstag herrschten ganz andere Bedingungen. Wir wussten schon am Freitag, dass unser Auto nicht das Schnellste ist. Das hat sich bewahrheitet."

8. - Warum fuhr di Grassi doch weiter?

Eigentlich hatte Lucas di Grassi seinen Virgin schon in der Box geparkt und war ausgestiegen, doch dann fuhr er doch noch weiter. "Wir hatten von Beginn an ein mechanisches Problem, das schlimmer und schlimmer wurde", verriet der Lokalmatador. "Wir mussten stoppen, denn das Auto wurde immer schwieriger zu fahren."

Die Mechaniker konnten das Problem aber schnell identifizieren und beheben, weshalb er das Rennen einige Runden später wieder aufnehmen konnte. Allerdings hatte sein Stopp zur Folge, dass er nicht gewertet wurde. "Mein Rennen war nach dem Stopp gelaufen. Ich konnte lediglich das Auto ins Ziel bringen."

9. - Warum fuhr Klien verspätet los?

Nico Hülkenberg setzte sich in der Anfangsphase gut zur Wehr, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg setzte sich in der Anfangsphase gut zur Wehr, Foto: Sutton

Für Christian Klien war das Rennen schon vor dem Start gelaufen. "Als ich in die Startaufstellung fahren wollte, gab es ein Problem an der Benzinleitung", erklärte der Österreicher. Klien blieb noch in der Boxenausfahrt stehen. Die Streckenposten brachten seinen HRT zurück an die Box, wo die Mechaniker es reparierten. "Danach war es nur noch ein Test", sagte Klien. "Wir haben nur noch Rennerfahrung mit dem Auto gesammelt."

10. - Wieso wurde Heidfeld bestraft?

Nach der Safety-Car-Phase ging die Übersicht verloren: Überrundete Fahrzeuge und nicht überrundete Fahrzeuge waren bunt gemischt - und überholten sich munter gegenseitig. Die einzige Strafe gab es für Nick Heidfeld, der Nico Rosberg behinderte.

"Die Strafe war absolut gerechtfertigt", gestand Heidfeld. Er habe nicht gewusst, dass Rosberg ihn überrunden wollte. "Mir wurden schon blaue Flaggen gezeigt, als zwischen uns noch andere Autos fuhren, und als er dann direkt hinter mir war, konnte ich nicht wissen, dass sie ihm galten." Das Team warnte ihn nicht. Technikchef James Key: "Wir wussten, dass Nico Rosberg in der Nähe war, aber da war auch noch ein Auto zwischen ihm und Nico."