McLaren muss entwickeln und am besten muss man schnell entwickeln, das wusste Teamchef Martin Whitmarsh nach dem Qualifying in Ungarn nur zu gut. Eine Sache hatte er bereits größer ins Auge gefasst, wobei er aber noch nicht wusste, ob sein Team daran überhaupt wird arbeiten können. Denn die Vorderflügel von Red Bull und Ferrari hatten es ihm schwerer angetan, aber Whitmarsh war auch einer derjenigen, der von der FIA erst wissen wollte, wie der rechtliche Rahmen mit den Teilen aussieht. Denn die Vorderflügel von Red Bull und Ferrari haben alle Belastungstests bestanden, scheinen sich auf der Strecke aber außen doch weiter nach unten zu biegen, als das sein sollte.

"Es ist bekannt, wenn man die Endplatten der Vorderflügel auf den Boden bringt, ist das ein großer Vorteil", meinte er. Früher sei das noch gegangen und war vor allem bei Rennstarts faszinierend gewesen, da viele Funken flogen, doch das Reglement habe sich entwickelt. "Nun müssen diese fest an der Verkleidung angebrachten Teile 85 Millimeter über der Unterkante des Autos sein. Theoretisch müssten sie also vom Boden noch weiter weg sein. Was ist hier also los? Kein Flügel ist unendlich steif, aber es gibt Limits, wie weit sie sich dehnen können. Es gibt ein paar Erklärungsversuche für das Verhalten ihrer Flügel. Das Auto könnte stark geneigt sein, aber wenn man die Geometrie durchrechnet, müsste die Fahrhöhe 100 Millimeter sein, das scheint nicht der Fall zu sein. Oder es neigt sich einfach die Außenseite nach unten, was wir nicht glauben. Es könnte sich auch die Vorderseite des Unterbodens nach oben neigen."

Noch nicht ganz verstanden

Whitmarsh gab zu, dass McLaren noch nicht ganz verstanden hat, wie die Flügel bei Red Bull und Ferrari funktionieren. Daher war er auch etwas überrascht und gespannt, was die FIA weiter dazu sagen wird. "Sie müssen sagen, was akzeptierbar ist. Sie müssen sagen, ob es akzeptierbar ist, dass die Endplatten so weit unten sind. Jeder Millimeter verbessert den Abtrieb vorne und hinten. 25 bis 30 Millimeter niedriger bringen eine Sekunde. Das macht viel aus. Wir haben das wohl nicht hart genug probiert und müssen mehr probieren", sagte der Teamchef.

Die Flügel fliegen Martin Whitmarsh zu tief, Foto: Sutton
Die Flügel fliegen Martin Whitmarsh zu tief, Foto: Sutton

Er hoffte, dass die FIA bald genau sagt, ob Red Bull und Ferrari jetzt weiter so fahren dürfen oder nicht, denn dann will er mit McLaren in die gleiche Richtung gehen. Dass nun ausgerechnet die Sommerpause ansteht, ist da aber wenig hilfreich. Denn für zwei Wochen müssen alle Teams ihre Pforten schließen, Whitmarsh würde lieber weiterarbeiten und verstehen, was beim Frontflügel zu machen ist. "Gerne würde ich ihn nächste Woche schon bauen. Das kann ich aber nicht", sagte er. Die Schließung im Sommer fand er ein wenig eigenartig, verstand aber, dass einigen Leuten die Auszeit wohl gut tun dürfte. "Ich denke, wir müssen die Sache einfach so sehen, dass jetzt die Pause kommt, wir ab morgen Mitternacht zumachen und dann mit voller Energie zurückkommen. Wir werden kämpfen, ambitioniert sein, sind optimistisch und einfallsreich und wir werden schauen, dass wir wieder zurückkommen."

Ich mache die Regeln nicht

Denn die WM-Führung ist für Whitmarsh zwar schön, allerdings hätte er die lieber auch mit dem schnellsten Auto zum Drüberstreuen. Das fehlt aber noch und deswegen kann sich der Teamchef die Flexy-Wings am McLaren vorstellen, auch wenn er sie eigentlich falsch findet. "Ich mache aber nicht die Regeln und exekutiere sie auch nicht. Wir fragen nach der Klarstellung dazu, was erlaubt ist und sobald wir die haben, werden wir so weit pushen, wie es erlaubt ist. Ich hoffe aber, die Klarstellung erlaubt es nicht, dass die Endplatten den Boden berühren, denn sie sollten eigentlich weit vom Boden weg sein", betonte er. Damit wollte er Red Bull und Ferrari allerdings nicht kritisieren, denn er fand es in Ordnung, dass dort ebenfalls die Grenzen ausgelotet werden. "Wir machen das vielleicht nicht intensiv genug."

Sollte die FIA Red Bull und Ferrari weiter freie Hand lassen, plant Whitmarsh aber keinen Protest. Er sah das als negative Art des Vorgehens. "Wir müssen einfach verstehen, ob wir in diesem Bereich genug pushen. Ich habe eine persönliche Meinung, bin aber nicht die FIA. Schauen wir, was sie über die Situation denken und dann werden wir reagieren." Dennoch musste Whitmarsh auch betonen, dass ein Laie wohl überrascht wäre, dass Endplatten, die eigentlich 90 Millimeter vom Boden weg sein sollen, den Boden berühren.