Da saß Michael ganz alleine am Bahnhof und wollte einfach nur seinen Zug erwischen. Er konnte nicht ahnen, was so auf ihn zukommen sollte: falsche Beschuldigungen, Lug, Trug, Verrat. Er hätte sich wohl am liebsten unter seinem Rucksack versteckt, wenn er das alles nur geahnt hätte. Doch so saß er da, die Nacht war schon lange hereingebrochen, der Zug würde aber erst in ein paar Stunden kommen. Also war Lesen angesagt. "Silverstones Freitag, die gesammelten Werke", hieß das Buch.

Plötzlich klopfte ihm jemand auf die Schulter, es war ein Polizist, auf seinem Namensschild stand Sebastian zu lesen. "Es ist, als würde man vom Stuhl fallen", meinte Officer Sebastian mit einem Lächeln. Michael soll einen Hydranten beschädigt haben, meinte er. "Aber wir haben es bis morgen im Griff", sagte der Polizist gegenüber dem vermeintlichen Rowdy. "Ich hoffe, dass das hier nicht der Fall ist", gab Michael zurück.

Die Polizei hat auf alles ein wachsames Auge, Foto: Sutton
Die Polizei hat auf alles ein wachsames Auge, Foto: Sutton

Doch das half nichts, er musste mit auf die Wache. "Es war heute ein normalerer Tag", wiederholte er dort dann ständig und wies jede Schuld von sich. Da trat der erste Zeuge auf, Nico war sein Name. "Ich finde es super, sie haben sehr gute Arbeit geleistet", erklärte er, als er den vermeintlichen Täter vor sich sitzen sah. "Es sollte ein viel besseres Wochenende werden", freute er sich schon darauf, endlich ohne Rowdy-Taten in die Zukunft blicken zu können.

Das Problem war nur, Nico hatte eigentlich nichts gesehen, konnte also auch nichts tun, um irgendwie zur Aufklärung beizutragen, was Michael weder half noch schadete. "Jetzt müssen wir abwarten", sagte Nico und ging etwas verärgert wieder. Daher dachte Sebastian, es wäre das Beste, einen Lokalaugenschein am vermeintlichen Tatort zu machen. Und was sah er da, neben dem beschädigten Hydranten lag auch noch eine zerbrochene Bierflasche auf der Straße, so etwas wollte er schon gar nicht durchgehen lassen. "Für jeden ist es eine Art Aha-Effekt", meinte Michael, der noch nie an diesem Ort gewesen war.

Vorsicht vor Bodenwellen, Foto: Red Bull/GEPA
Vorsicht vor Bodenwellen, Foto: Red Bull/GEPA

Straßenmeister Adrian war auf jeden Fall angesichts der Schäden an der Straße nicht erfreut. "Es gibt da sehr wenig Grip. Man kann sich leicht verbremsen und den Scheitel verpassen", sagte er. Er hatte sich auch schon angesehen, wie sich der Vandalen-Akt auf den Verkehr ausgewirkt hatte. "Ich bin heute in bisschen hinter anderen hergefahren", erklärte er Officer Sebastian. "Ich bin etwas überrascht, eigentlich ist es ein neuer Streckenteil, aber er hat doch recht heftige Bodenwellen drin", sagte er.

Michael zuckte mit den Schultern und versuchte zu erklären: "Dieser Abschnitt ist sehr schwierig. Jeder Fahrer muss da am Lenkrad zaubern." Die eigentliche Tat des Hydranten-Verschandelns und Bierflaschen-Werfens machte das natürlich nicht ungeschehen und er war noch immer der Hauptverdächtige. Da war es ihm zu blöd, er gab sich als Polizisten-Kollege zu erkennen und verlangte, die fragliche Stelle mit einer Schleifmaschine zu glätten. "Aber ich habe keine Ahnung, ob so eine Schleifmaschine hier zur Verfügung steht und ob es überhaupt möglich ist." Dann schlug er Sebastian vor, mit ihm gemeinsam auf die Suche zu gehen.

Vögel sind immer öfter eine Gefahr, Foto: Milagro
Vögel sind immer öfter eine Gefahr, Foto: Milagro

Drei Verdächtige gab es noch, doch Hulk, Sebastien und Timo war nur schwer etwas nachzuweisen. "Das ist ein kleines Problem, da man einen guten Kompromiss finden muss", scherzte Hulk und erklärte, dass er den ganzen Tag in der Arbeit gewesen war. Sebastien war auch recht schnell aus dem Schneider, denn der hatte den ganzen Tag das Feld der Familie gepflügt. "Positiv ist, wir haben einen langen Stint auf dem Option-Reifen geschafft", berichtete er und verwirrte die zwei Polizisten damit völlig. Blieb noch Timo, doch der war nirgendwo zu finden. Das machte ihn natürlich sehr verdächtig, bis sich herausstellte, dass er in 50 Kilometer Entfernung gestrandet war, weil sein Auto auseinandergefallen war.

Daher hieß es schließlich im offiziellen Polizeibericht: "Der Hydrant wurde beschädigt, als eine Brieftaube mit einer Biersendung in ein Luftloch flog, ihre Sendung verlor, diese den Hydranten traf und dann zerbrochen daneben liegen blieb." Als Mahnmal zur Abschaffung der Brieftauben wurde die Straße um den zerstörten Fleck herum gebaut. "Der neue Streckenteil ist sehr flüssig. Mehr Überholmöglichkeiten sind dadurch keine entstanden, was ein bisschen schade ist. Ansonsten ist die Strecke sehr anspruchsvoll", sagte Michael, bevor er sich doch noch auf den Weg zum Zug machte. "Es ist gar nicht so langsam, wie es aussieht", erklärte Sebastian und machte sich daran, die nächsten Verbrecher zu jagen.