Beim letzten Rennen war ich wieder nicht vom Glück verfolgt, in der Türkei war ich wieder gleich in der ersten Runde in eine Berührung mit Nico Hülkenberg verwickelt, die mich letztlich bereits alle Chancen gekostet hat. Aber ich kann nicht sagen, dass ich glaube, dass ich deswegen meine grundsätzliche Herangehensweise an den Start und die erste Runde ändern müsste - auch wenn jetzt ein paar Mal so was passiert ist. Bis jetzt ist das ja in meiner Karriere an sich immer gut gelaufen, ich wüsste nicht, warum ich daran etwas komplett verändern sollte, das macht keinen Sinn. Natürlich kann es mal passieren, im entscheidenden Moment eine nicht ganz richtige Entscheidung zu treffen - aber ich sehe kein prinzipielles Problem.

Ich versuche einfach, konzentriert zu bleiben, an meinem Auto zu arbeiten, so weit wie möglich vorne zu stehen. Ich glaube, dass das auch ein Punkt ist, der da eine Rolle spielt, warum ich dieses Jahr öfters in Schwierigkeiten gekommen bin - letztes Jahr haben wir doch öfters ein bisschen weiter vorne gestanden, und es macht einfach viel aus, ob man in der vierten, fünften oder in der siebten Reihe steht - da hinten ist das Risiko, irgendwo reinzugeraten, einfach viel größer.

Wetter kann entscheiden

Sebastien gefällt die Stimmung in Montreal, Foto: Sutton
Sebastien gefällt die Stimmung in Montreal, Foto: Sutton

Große Neuigkeiten haben wir hier nicht am Auto, wir fahren natürlich weniger Flügel, wie alle anderen auch - und das müssen wir am Freitag zum Funktionieren bringen. Natürlich könnte sich der fehlende F-Schacht hier bemerkbar machen, aber mal abwarten. Generell gibt es ja nicht viele Strecken, wo man mit so wenig Flügel fährt, danach kommen noch Spa und Monza, insofern kann das hier für die zwei Rennen dann auch schon ein ganz guter Test sein.

Das Wetter kann hier auch noch eine ganz entscheidende Rolle spielen. Wenn es am Samstag trocken ist und am Sonntag regnet, dann könnte man da vielleicht auch taktisch ein bisschen was probieren, etwa mit einer Kompromissabstimmung. Unser Ziel ist es natürlich wieder, in die Punkte zu kommen, aber ich kann jetzt noch nicht sagen, ob das funktionieren könnte. Es wird sehr wichtig sein, das richtige Setup zu finden... Normalerweise gibt es hier auch immer viele Safety-Car-Phasen, viele Crashs, selbst wenn es trocken ist, wenn es regnet, könnte das noch wilder werden, da könnte es schon viel bringen, wenn man einfach nur ins Ziel kommt.

Montreal ist für mich eine neue Strecke, ich war allerdings 2008 schon mal hier und habe mir das Rennen angeschaut. Ich finde den Kurs sehr interessant, ich glaube auch, dass der Fahrer hier vielleicht, ähnlich wie in Monaco, einen etwas größeren Unterschied machen kann als auf Kursen wie Barcelona oder Istanbul. Die Mauern stehen näher, da macht ein bisschen mehr oder weniger Risiko, das man eingeht schon mal was aus.

Mein Tipp: Spanien oder England

Sebastien Buemi drückt den Schweizern die Daumen, Foto: Sutton
Sebastien Buemi drückt den Schweizern die Daumen, Foto: Sutton

Montreal gefällt mir insgesamt sehr gut, als Franko-Schweizer fühle ich mich in einer frankokanadischen Stadt schon sehr wohl, es gibt ja nicht so viele Rennen in französischsprachigen Gegenden. Ich bin seit Dienstag hier, finde die Stadt wirklich sehr schön, auch die Leute sind sehr offen. Und sie kennen sich in der Formel 1 wirklich gut aus und es gibt auch immer sehr viel Zuschauer, das ist natürlich auch sehr schön für uns Fahrer.

Ein bisschen werde ich an diesem Wochenende natürlich auch Richtung Fußball-WM schauen. Wir Schweizer sind ja zuletzt bei den großen Turnieren immer recht gut gewesen, und auch wenn ich normalerweise kein so großer Fußballfan bin - bei einer WM ist das natürlich schon was anderes, da fiebere ich schon mit unserer Nationalmannschaft mit und drücke die Daumen, dass sie möglichst weit kommen. Ich werde auf jeden Fall versuchen, die Schweizer Spiele möglichst alle zu sehen. Am Samstag muss ich mich da halt ein bisschen beeilen, aber es wird schon klappen!

Ich denke, dass wir zumindest die Vorrunde überstehen, bis ins Achtelfinale kommen, danach kann es dann aber schon schwierig werden. Mein Tipp für den Titel: entweder Spanien oder England!