Nur einen Steinwurf entfernt von der Motorsport Arena Oschersleben ist das Team Motopark beheimatet. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Mannschaft von Timo Rumpfkeil von der Rennfahrerschule zu einem der erfolgreichsten Teams im Nachwuchs-Formelsport. Schon kurz nach der Eröffnung der Rennstrecke in der Nähe von Magdeburg 1997 ließ sich Rumpfkeil vor den Toren der Strecke nieder. Inzwischen misst die Teamfabrik stattliche 1.000 Quadratmeter und im vergangenen Jahr hielt sogar ein hauseigener Simulator Einzug in die Talenteschmiede. "Sehr schnell war uns klar, dass wir den nächsten Schritt gehen und unser eigenes Team betreiben wollten", blickt Rumpfkeil im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com auf die Anfänge zurück. "Unsere direkte Anbindung an die Rennstrecke und mein Background drängte das damals förmlich auf."

Rumpfkeil selbst griff jahrelang in der Formel Renault und später auch in den höchsten Porsche-Cups ins Lenkrad. Heute sitzt er nur noch sporadisch im Rennwagen, schließlich gilt es ein Team zu leiten. "Von der fahraktiven Ausbildung, über das Vermitteln der Details in Fahrtechnik und Fahrphysik, Kommunikation mit den Ingenieuren, Abstimmung der Rennfahrzeuge, Technik, Umgang mit Fahrer-Coaches bis hin zum Training in unserem teameigenen Simulator, lernen Fahrer bei uns das gesamte Spektrum des Berufes Rennfahrer kennen", zählt Rumpfkeil auf. Mit seinen 37 Jahren gehört er zu den Jungspunden im Teamchef-Business, doch seit Jahren ist die Truppe vom Erfolg begleitet.

Scott Speed 2004 im Formel Renault, Foto: Sutton
Scott Speed 2004 im Formel Renault, Foto: Sutton

Nach den Anfängen in der damaligen Formel König machte sich Motopark vor allem im Formel Renault Eurocup einen Namen. 2004 sorgte Scott Speed für den ersten großen Erfolg, als der US-Amerikaner mit Motopark in der Deutschen und Europäischen Formel Renault 2.0 den Titelsieg feierte. In der Formel 1 konnte sich Speed zwar nicht durchsetzen, doch die Fahrer-Vita von Motopark liest dich durchaus beeindruckend. Valtteri Bottas, aktueller Stammfahrer bei Williams, fuhr 2008 für die Rumpfkeil-Truppe und triumphierte ebenfalls in der Formel Renault 2.0. Neben dem talentierten Finnen fuhr auch Red-Bull-Testpilot Sebastien Buemi für Motopark, dazu der aktuelle DTM-Fahrer Filipe Albuquerque.

"Ich denke, dass es eine große Stärke von uns ist, Talente sehr frühzeitig zu erkennen und diese äußerst individuell zu fördern", meint Rumpfkeil. "Jeder Fahrer braucht seine ganz individuelle Förderung und Betreuung." Formel 1 und Motopark - auch jetzt sind diese beiden Begriffe eng miteinander verknüpft. Im Winter 2011 landete Rumpfkeil den großen Deal: Das Team kooperiert seit dieser Zeit eng mit der renommierten Sportwagenschmiede Lotus. Eine Zusammenarbeit, die im Fahrerlager nicht verborgen bleibt: Team-Trucks, Rennautos und Zelte erstrahlen im schwarz-goldenen Glanz, den die Fans aus der F1 von Kimi Räikkönen und Romain Grosjean kennen.

Alles schwarz-gold bei Motopark-Lotus, Foto: ADAC Formel Masters
Alles schwarz-gold bei Motopark-Lotus, Foto: ADAC Formel Masters

"Das Ganze basierte auf einem guten Kontakt zu Dany Bahar, zu dieser Zeit CEO von Lotus", verrät Rumpfkeil jetzt. "Lotus hatte zu der Zeit bereits einige Kooperationen im Formelsport, allerdings fehlte der Unterbau, in dem Talente aus dem Kart ihren Umstieg in den Formelsport angehen konnten. Wir hatten die idealen Voraussetzungen dafür und sind sehr stolz, dass wir von Lotus ausgewählt wurden." Von der Lotus-Zusammenarbeit profitiert nicht nur Motopark, sondern auch die Fahrer des Teams.

Erfolgreiche Piloten haben nun die Chance, innerhalb der Lotus-Karriereleiter hochzuklettern auf dem Weg zum großen Ziel: der Formel 1. Und mit Talent sind nicht wenige der Motopark-Piloten gesegnet. In der vergangenen Saison räumte die Truppe im Formel-3-Cup sowie dem ADAC Formel Masters alles ab; Fahrertitel mit Jimmy Eriksson und Marvin Kirchhöfer, dazu die Teammeisterschaft in beiden Serien. Der Trick bei Motopark: Die Nachwuchs-Youngsters können im eigenen Haus den Aufstieg von der ADAC-Einstiegsserie in die Formel 3 schaffen. Dazu benötigt es natürlich einiges an Geld, doch mit Lotus im Rücken verbessern sich die Möglichkeiten schlagartig. Nicht umsonst zieren so ziemlich alle Homepages der Fahrer das schwarz-goldene Lotus-Design.

Renger van der Zande fuhr 2010 für Motopark in der F3 Euro Serie, Foto: F3 EuroSeries
Renger van der Zande fuhr 2010 für Motopark in der F3 Euro Serie, Foto: F3 EuroSeries

"Die Fahrer können dies gezielt für ihre Sponsorenakquise nutzen und bei entsprechendem Erfolg innerhalb der Junior-Teams von Lotus weiter wachsen", sagt Rumpfkeil. Dabei muss der Teamchef auch darauf achten, dass die eigenen Aktivitäten weiter finanziert sind. Kein einfaches Unterfangen, wenn man in den Nachwuchsserien unterwegs ist und sich das mediale Interesse eher in Grenzen hält. "Talent-Entwicklung ist etwas, was gerade in der Anfangsphase, in der wir die Talente betreuen und formen, noch keinen großen Medienwert bringt", erklärt Rumpfkeil. "Daher ist es in der Regel sehr schwierig, dort Sponsoren zu akquirieren."

Vermehrt im medialen Fokus steht inzwischen die Formel 3 Europameisterschaft. Interessant auch für Motopark, die drei Jahre lang in dessen Vorgängerserie, der F3 Euro Serie, gestartet waren und unter anderem mit dem ehemaligen DTM-Piloten Renger van der Zande Erfolge feierten. Nach 2011 stieg Motopark wieder aus, laut Rumpfkeil sei das eigene Engagement nicht mehr darstellbar gewesen. Doch der Wunsch, in Zukunft in der neu geschaffenen Formel 3 EM zu starten, besteht durchaus. Rumpfkeil: "Wir beobachten die Entwicklungen in der Formel 3 EM sehr aufmerksam und ich bin überzeugt, dass die Ansätze von Gerhard Berger und der FIA richtig sind und sich diese langfristig auszahlen werden. Daher sehe ich uns über kurz oder lang auch wieder in der Formel 3 EM, auch um unseren Talenten einen weiteren Schritt im Hause bieten zu können."