In der Juni-Ausgabe des Motorsport-Magazins der Rosenheimer Martin Tomczyk im Interview verraten, wo er gerne fahren würde. Mehr Interviews und Hintergrundgeschichten gibt es jeden Monat neu im Motorsport-Magazin.

Der Winter war lang. Was hast du alles unternommen?
Martin Tomczyk: Nachdem der Winter in Deutschland einen Monat länger war, habe ich mir einen Plan gemacht, was man alles machen kann. Die letzten Testfahrten hatten wir erst im Dezember, danach standen noch Termine wie das Audi-Fitnesscamp an. Zwischen den ganzen Terminen habe ich meine eigenen Sachen geplant, war unter anderem zweimal in einer Fitnesswoche. Die Tage in Doha haben mir ganz besonderen Spaß gemacht, ich war zusammen mit meinem Mentaltrainer dort. Wir kennen uns schon acht Jahre und sind gute Freunde geworden. Es war sehr angenehm, außerdem schön warm - da macht das Training gleich mehr Spaß.

Schon 2001 bist du in die DTM eingestiegen. Hättest du dir deine weitere Karriere so vorgestellt?
Martin Tomczyk: Ich hatte schon damals Ziele, aber keine konkreten Pläne. Der Formelsport stand damals im Vordergrund und durch die Formel Junior und Formel 3 war mein Karriere-Weg eigentlich vorgezeichnet. Ich bin in jeder Serie nur ein Jahr gefahren und dann weiter aufgestiegen. Jetzt gehe ich schon in meine neunte DTM-Saison - es ist schon extrem, wie die Zeit vergeht, aber ich bereue kein einziges Jahr. Es gab sicherlich einige Tiefschläge, doch die gehören zum Motorsport dazu. Ich hätte 2001 allerdings nie gedacht, dass ich 2009 im neunten Jahr Audi-Werksfahrer bin.

Generell scheint der Formelsport eine gute Basis für die DTM zu sein. Sehr viele Piloten stammen aus der Formel 3.
Martin Tomczyk: Wenn man in den Motorsport einsteigt, tut man das entweder im Polo Cup oder der Formel Masters. Das sind reine Einsteigerklassen, von dort kann man nicht in die DTM aufsteigen. Im Formelsport wechselt man früher oder später in die Formel 3, vor allem die EuroSerie ist sehr hochkarätig. Es wird am absoluten Limit gefahren und man muss alles geben, um Erfolg zu haben. Das Niveau ist viel höher als beispielsweise im Porsche Carrera Cup, wo alle dasselbe Material haben. Im Formelsport bieten sich viel mehr Möglichkeiten und man muss lernen, präzise zu fahren. Ich glaube, dass dort das Potenzial höher ist.

Tomczyk in seinem Audi-Boliden, Foto: Audi

Tomczyk in seinem Audi-Boliden, Foto: Audi
Dein Vater Hermann ist ADAC-Sportpräsident. Wie hat sich seine Person auf deine Karriere ausgewirkt?
Martin Tomczyk: Im Endeffekt war er derjenige, der mich mit elf Jahren zum Motorsport gebracht hat. Das war aber auch so ziemlich das Einzige, was er für mich tun konnte. Danach hat sich mein Bruder um mich gekümmert; es ist ein gutes Team aus uns geworden. Ich fahre die Autos und er macht das Management. Wir wollten nie eine große Verbindung zu meinem Vater und dem ADAC aufbauen, trotzdem wurde uns das von vielen immer unterstellt - obwohl wir uns nie gesehen haben und sich mein Vater nie eingemischt hat. Das war abzusehen – aber wir haben einfach unser Ding durchgezogen. Ich kann sehr gut mit meinem Bruder über die sportlichen Belange reden, wir wissen einfach, wovon wir sprechen.

Was hat sich seit 2001 in der DTM geändert?
Martin Tomczyk: Ich habe kürzlich eine Zusammenfassung gesehen, da war sogar schon von der historischen DTM die Rede. Und da soll ich mal gefahren sein... Wenn man die Audi TT aus dem ersten Jahr anschaut, kann man schon auf den ersten Blick die krassen Unterschiede sehen. Es ist ein ganz anderes Niveau, die ganzen Konstruktionen oder die Boxenstopps - es ist einfach alles verbessert und auch noch sicherer worden. Es ist enorm, wie weit die DTM vorangeschritten ist. Als Audi vor einigen Jahren als Werk eingestiegen ist, hat man sofort bemerkt, dass viel mehr Manpower dahinter steckt, mehr Know-how, einfach eine ganze Firma, die alles gibt. Ich bin selbst überrascht, dass es jedes Jahr Neuerungen an den Autos gibt, obwohl das Reglement eigentlich schon ausgereizt ist.

Wo siehst du die DTM im Vergleich zu anderen großen Tourenwagen-Serien?
Martin Tomczyk: Man kann die DTM nur schwer mit anderen Serien vergleichen. In der WTCC gibt es auch schöne Rennen, viele Hersteller und das Zuschauen macht Spaß, aber da fahren ganz andere Autos. Dort ist man eher dem Kundensport ausgerichtet. In der DTM haben wir echte Renn-Prototypen. In Australiens V8 Supercar haben die Autos sehr viel Leistung, sind aber technisch nicht so weit fortgeschritten. Dort ist die Philosophie anders und man konzentriert sich kaum auf das Marketing. Dort geht es ums spektatkuläre Rumheizen und richtig laute Boliden, die auf abenteuerlichen Strecken fahren. Auf den Autos sind irgendwelche Aufkleber und die Leute kaufen später das, was der Sieger auf seinem Wagen kleben hat. Das ist faszinierend.

Wie lange bleibst du der DTM noch treu?
Martin Tomczyk: Das ist eine gute Frage. Wenn mich das vor fünf Jahren jemand gefragt hätte, hätte ich nicht sagen können, dass ich 2009 noch DTM fahre. Man weiß einfach nicht genau, wie sich die Dinge in den kommenden Jahren entwickeln werden. Ich habe weiterhin ein Ziel und das lautet Meister zu werden. Mich reizt auch das Le-Mans-Projekt von Audi, aber ich spekuliere ungern und denke nicht viel über die Zukunft nach. Ich fahre da, wo ich jetzt fahre, denn dort gefällt es mir. Noch kann ich nicht in die Zukunft schauen...

Wo würdest du denn gerne fahren, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Martin Tomczyk: Ganz klar bei den 24 Stunden von Le Mans. Ich hatte gehofft, schon in diesem Jahr zum Einsatz zu kommen, aber leider hat sich das frühzeitig zerschlagen. Le Mans ist ein Rennen, bei dem ich gerne mal dabei sein würde - das gilt wohl für jeden Rennfahrer. Bei Audi sind die Chancen dazu gegeben, vielleicht bin ich bald dabei.

Das Interview wurde in der Juni-Ausgabe des Motorsport-Magazins veröffentlicht. Mehr Hintergrundberichte, Interviews und Reportagen lesen Sie monatlich im Motorsport-Magazin - im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten direkt online im Vorzugs-Abo bestellen: