Sitzt Bruno Senna bereits nächste Woche in Barcelona bei den Mercedes-Testfahrten in einem DTM-Auto?  Die Möglichkeit besteht, "aber noch ist nichts fixiert", sagt der Brasilianer.  "Bis zum Wochenende ist vielleicht was klar. Noch haben wir ja nicht einmal einen Sitz gemacht",  meinte er im Gespräch mit dem Motorsport-Magazin.com. Und wie wichtig das Teil ist, bekam er ja letzten Sonntag zu spüren, bei seinem kurzfristigen Test in der LMS für Oreca.

"Da hatte ich keinen eigenen, und der andere hat sehr schlecht gepasst, mit dem Ergebnis, dass ich nach über fünf Stunden Fahrzeit doch ziemliche Schmerzen im Rücken und in der Hüfte hatte."  Ansonsten hatte ihm der Test dort viel Spaß gemacht, "die Autos sind schnell, gut, um in Übung zu bleiben, die Reflexe zu trainieren - und gerade, weil es für mich etwas ganz Neues war, so ein schweres Auto zu fahren, auch mal in der Nacht zu fahren, konnte ich viel dabei lernen, was mir hoffentlich auch für die Zukunft weiterhilft."

Imageschaden durch Jahreswagen?

Ein DTM-Test wäre ebenfalls Neuland - und schon allein unter diesem Aspekt sicherlich nicht uninteressant. Ob dann aus dem Test auch mehr würde, steht für ihn noch  auf einem ganz  anderen Blatt: "Ich muss ganz genau überlegen, was ich mache, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Wege, die für mich jetzt noch möglich sind, genau abwägen, nichts überstürzen", sagt er.  Schließlich soll nach der überraschenden Absage von Brawn GP  alles, was er in diesem notgedrungenen Übergangsjahr macht, auf ein Ziel ausgerichtet sein:  "So nahe wie möglich an der Formel 1 dranzubleiben - denn da will ich hin. Alles, was ich 2009 tue, muss mir auf diesem Weg helfen."

Sollte er sich auf einem DTM-Deal einlassen, würde es ja wohl ein Vorjahresauto werden - logisch wäre ein Platz neben Maro Engel bei Mücke, weil von dort ja Ralf Schumacher in einen Neuwagen aufsteigt.  Dass er damit nicht ganz vorne mitfahren kann, ist klar, selbst wenn in diesem Jahr der Unterschied zwischen den Vorjahres- und den Neuwagen geringer sein soll als zuletzt. Und damit kommt die Sorge, dass das seinem Image und damit dem Aufstieg in die Königsklasse nicht gerade nützlich sein könnte.  "Das Problem ist halt, dass dann auf dem Papier nicht so gute Ergebnisse herauskommen, selbst wenn ich für mich das absolut Optimale heraushole."

Gespräche sollen Klarheit bringen

2006 war Senna bereits im DTM-Fahrerlager zu Gast - hier mit Mathias Lauda, Foto: KS Racing Press
2006 war Senna bereits im DTM-Fahrerlager zu Gast - hier mit Mathias Lauda, Foto: KS Racing Press

Was er nicht laut sagt, was aber klar ist:  Ein DTM-Deal alleine macht für einen Fahrer mit dem Potenzial und den Ambitionen eines Bruno Senna nicht viel Sinn - da wäre das Risiko sehr hoch, auf ein Abstellgleis zu geraten. Da müssen schon andere Möglichkeiten in ein Gesamtpaket mit eingebunden werden - mit der eindeutigen Perspektive Formel 1 2010. Die Rookie-Testtage 2009 etwa, die ja trotz Testverbot in der Formel 1 erlaubt sind, etwa bei McLaren oder bei Force India, dann auch mit den entsprechenden Aussichten für 2010. "Im Moment ist noch alles offen, es ist ja auch erst eine Woche her, seitdem  ich zusammen mit meiner Familie und meinen Beratern alles neu sortieren muss, wieder neu mit den verschiedenen Leuten sprechen, es gibt da überall und in jeder Hinsicht noch sehr viel auszusortieren."

Zum Teil gilt es da auch, auf Verhandlungen aufzusetzen, die bereits 2008 geführt wurden, dann aber angesichts der Entwicklungen bei Honda in den Hintergrund gerieten. Ganz oben auf dieser Liste der Gesprächspartner steht natürlich auch McLaren-Chef Martin Whitmarsh, "mit dem wir uns jetzt sehr schnell einmal treffen werden."   Danach könnte für Senna vielleicht schon klarer sein, was ihm ein kurzfristiges DTM-Engagement tatsächlich bringen könnte.