Trotz Vorverlegung des Rennens um eine Stunde: Action gab es auch in Zandvoort erst um kurz nach 14:00 Uhr. So waren die DTM-Motoren bereits zum Stillstand gekommen, als mit einsetzendem Regen das große Rennen gestartet wurde: Wer sich noch auf den sandigen Naturtribünen oder im zerklüfteten Fahrerlager befand, rannte um sein Leben - unter das nächstbeste Vordach. Anders als in der DTM, wo in Zeiten ähnlich getimter Boxenstopps keine großen Unterschiede in der Bodenhaftung der Fahrzeugbereifung auszumachen sind, taten sich bei der Flucht vor dem Regen durchaus Gripunterschiede auf:

Festes Schuhwerk zahlte sich in Zandvoort aus, Foto: Sutton
Festes Schuhwerk zahlte sich in Zandvoort aus, Foto: Sutton

Im Nachteil waren die Damen: Beim Run auf die trockenen Plätze des Fahrerlagers zeigten sie sich wahlweise auf Absätzen oder Flip-Flops umherrutschend in ihrem Speed gehindert - und wurden von den Herren überholt, von denen wiederum jene mit Ledersohlen im relativen Nachteil waren. Am Ende siegte ähnlich dominant wie Minuten zuvor Audi, wer den großen Endspurt in Turnschuhen hinlegen konnte - oder gar in Rennfahrerschuhen...

Mike vs. Rocky

Im Anschluss an die Pressekonferenz präsentierte sich zwar auch der Sitz von Norbert Haugs vor dem Pressezentrum geparktem Motorroller als eher feuchte Angelegenheit - nachdem Audi die Stuttgarter Konkurrenz bereits im Trockenen allzu nass gemacht hatte. Nachdem der Sitz jedoch mit personeller Unterstützung der Mercedes-Motorsport-PR trocken gewischt worden war, gab es für den Sportchef einen Grund zum Ärger weniger. Anders als im Wortgefecht zwischen Bernd Schneider und Mike Rockenfeller:

Markus Winkelhock konnte von den Duellen seines Teamkollegen nicht genug bekommen, Foto: Audi
Markus Winkelhock konnte von den Duellen seines Teamkollegen nicht genug bekommen, Foto: Audi

"Nach der Aktion im Qualifying war schnell klar, dass ich nur schwer einen Weg an Rockenfeller vorbeifinden würde", stellte Bernd Schneider mit Blick auf ein seltenes Zandvoort-Ereignis fest - einen Zweikampf. "Er ist mir dann absichtlich ins Auto gefahren." Rockenfeller konterte: "An unseren Autos ist kein Schaden entstanden. Dafür, dass er schon so viele Rennen gewonnen hat, jammert Bernd ein wenig viel. Wenn das seine Art ist, soll es mich nicht weiter stören." In den vergangenen Jahren hatte der Dünenkurs in Zandvoort schon leidenschaftlichere Wortgefechte erlebt. Doch immerhin...

Markeninterne Konkurrenz

Der Wunsch nach mehr Duellen à la Rockenfeller klang auch bei Markus Winkelhock durch - wenn auch vermutlich eher unfreiwillig. "Der Mike hat sich mit dem Rocky ein bisschen angelegt", befand der Achtplatzierte. Und tatsächlich: Die Jahreswagen kämpften wie in dieser Saison gewohnt vornehmlich gegen sich selbst. Während das Team Phoenix einen Doppelausfall zu verzeichnen hatte, präsentierten sich die Mercedes-Jahreswagen wie gewohnt unter ferner liefen.

Zwei Titelkandidaten sind besser als einer, Foto: DTM
Zwei Titelkandidaten sind besser als einer, Foto: DTM

Die Gewichtsreduktion um zehn Kilogramm zeigte insbesondere in Stuttgarter Reihen eine eher begrenzte Wirkung. Somit fand sich die direkte Konkurrenz für die Mercedes C-Klassen des Jahrgangs 2007 zwar nicht direkt auf der Strecke, doch immerhin auf dem Zandvoorter Streckenareal. Die achtsitzigen Presseshuttles namens Mercedes Viano präsentierten sich noch langsamer. Zumindest solange das niederländische Fahrpersonal mit den Tücken des Automatikgetriebes kämpfte...

Weiter geht's

"Mattias Ekström wird morgen 30. Ein gutes Alter, um aufzuhören", riet Norbert Haug dem schwedischen DTM-Champion. Dr. Wolfgang Ullrich stellte hingegen beschwingt durch den Audi-Vierfachsieg - und damit den größten Abt-Erfolg der Teamgeschichte - seine eigenen Theorien auf: "Zwei Meisterschaftskandidaten zu haben ist besser, als nur einen zu haben." Das leuchtet ein - und auch Norbert Haugs Wort zum Sonntag präsentierte sich spritzig wie das Rennen selbst: "In zwei Wochen geht's auf dem Nürburgring weiter." Das berüchtigte Eifelwetter lässt hoffen - auf ein temperamentvolles Rennen auch ohne DTM-Boliden...