Zwar vermindert sich die Zahl der an der Spitze stehenden HWA-Mercedes in der Nürnberger Startauftstellung von Jahr zu Jahr. Von einem Qualifying-Erfolg waren die Ingolstädter von einer bemerkenswerten Scheider-Runde in Session 2 allerdings auch heute weit entfernt - und nahmen die gewohnte Enttäuschung gelassen auf. "Wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden wäre, müsste ich mit mir sehr unzufrieden wäre", gab sich Dr. Wolfgang Ullrich alle Mühe, nicht von der Angriffslust in die Resignation zu verfallen. Doch die Macht der Gewohnheit siegte auch bei den Abt-Audi-Piloten: Sie zeigten sich trotz mäßiger Startplätze gut gelaunt...

"Es ist eine schöne Randerscheinung, dass ich auf dem Norisring diesmal so weit vorne starten kann. Generell sind wir recht zufrieden, auch wenn es nicht so toll ist, dass drei Mercedes vorne stehen", drückt sich Martin Tomczyk im Gespräch mit der adrivo Sportpresse vorsichtig aus. Nachdem Bruno Spengler bereits 2006 und 2007 vom Start hinweg souverän zum Sieg fahren konnte, übt man sich in Reihen der Ingolstädter in Zweckoptimismus: "Hier kann viel passieren - wir gehen mit großen Erwartungen ins Rennen."

Hoffnungen setzt Martin Tomczyk in die Rennstrategien, die sich durch das ungewohnt viele Runden umfassende Boxenstoppfenster mehr unterscheiden könnten als gewohnt: "Man hat hier ein größeres Boxenstoppfenster, so dass man mehr Möglichkeiten bei der Wahl des Zeitpunktes hat, wann man in die Box kommt. Hier gibt es viele Möglichkeiten, die man auf anderen Strecken vielleicht nicht hat." Derweil hält der neben ihm von Platz sechs startende Tom Kristensen das Boxenstoppfenster für weit weniger bedeutend als die Frage, wie gut ihm auf die Distanz die Umstellung vom Le-Mans-Boliden auf das DTM-Fahrzeug gelingt.

Fotogen, aber nicht schnell zeigte sich heute Mattias Ekström, Foto: Audi
Fotogen, aber nicht schnell zeigte sich heute Mattias Ekström, Foto: Audi

Der geschichtsträchtige achte Le-Mans-Sieg des Dänen vor zwei Wochen brachte am Norisring leichte Nebenwirkungen mit sich. "Ich bremse mit dem linken Fuß im DTM-Auto und mit dem rechten im Sportwagen. Das habe ich oft genug gemacht - das ist keine Entschuldigung mehr. Aber ich muss mich enorm konzentrieren, um den Scheitelpunkt nicht zu überfahren", erläutert Kristensen den Wechsel vom R10 TDI zum A4 DTM, "das funktioniert im Sportwagen, nicht aber im DTM-Auto. Ich muss zurückhaltender fahren."

Von Startplatz acht aus befindet sich morgen Mattias Ekström auch teamintern in Verfolgerposition - wofür er nicht allein seinen Dienstwagen verantwortlich macht. "Generell sind wir so nah an der Spitze wie nie zuvor auf dem Norisring. Die Ingenieure analysieren meine Rundenzeit, aber morgen müssen wir das Tempo steigern", kündigt der Schwede an. Mit Timo Scheiders Vorherrschaft bei Abt-Audi hat sich der amtierende Champion allmählich abgefunden: "Anfangs war Laurent Aiello zwei Jahre der beste Audi-Fahrer, dann ich, dann für ein Jahr Tom. Das wechselt von Saison zu Saison. Momentan hat Timo einen Lauf, er trifft die richtigen Entscheidungen und hat ein Quäntchen Glück..."