Vergleichsweise zivilisiert ging es zwar im vergangenen Jahr in der berüchtigten ersten Norisring-Kurve zu. Das Opfer war jedoch ein prominentes: Mit Martin Tomczyk ließ sich einer der Titelfavoriten in die Zange nehmen - und sah sein Rennen bereits nach wenigen hundert Metern unverschuldet beendet. Einig sind sich die Piloten auch in diesem Jahr im Bestreben, ohne Teileverlust um die erste Kurve zu kommen - Uneinigkeit herrscht hingegen schon beim Thema Start:

"Die saubere Seite ist rechts - dort fahren die meisten die Gerade entlang. Allerdings gibt es hier mittlerweile auch andere Linien", sagte Maro Engel im Gespräch mit der adrivo Sportpresse - und erntet Widerspruch von Martin Tomczyk: "Der Grip ist auf beiden Seiten bescheiden. Insofern habe alle gleiche Chancen." Auch Paul di Resta hält beide Seiten für gleichwertig - ist aber von Startlatz drei aus ohnehin in einer recht sicheren Position. Zehn Plätze weiter hinten startet Oliver Jarvis. Der Brite hat bereits erste Gefahrenquellen ausgemacht: "Ich erwarte ein paar Zwischenfälle in der ersten Kurve. Einige Fahrer werden zu spät bremsen, und das Problem ist, dass es auf der Innenseite sehr rutschig ist." Erschwerend kommen die vor der Grundigkehre unverändert starken Bodenwellen hinzu - die auch an diesem Wochenende unzählige Verbremser provozierten.

Im Lager der Mercedes-Jahreswagen geht man den Start mit unterschiedlichen Strategien an. "Man muss ein intelligentes Rennen fahren. Man muss sein Auto bei allen Ambitionen heil durch die erste Kurve bringen. Und an muss seine Bremsen so schonen, dass sie auch in der letzten Runde noch voll einsatzfähig", gibt sich Engel betont defensiv - anders als Markenkollege Mathias Lauda auf Startplatz 14: "Man darf keine Dummheiten machen. Aber ich werde angreifen - und alles riskieren. Man hat nur in der ersten Runde die Chance, wesentlich aufzuholen."

Lauda hat es sich zum Ziel gesetzt, trotz eines am Ende enttäuschenden Qualifyings noch in die Regionen von Gary Paffett vorzustoßen - wo sich auch Tom Kristensen befindet. Der seit jeher nicht für unüberlegte Manöver bekannte Däne geht den Start gewohnt gelassen an: "Ich habe größtenteils gute Erinnerungen an die erste Kurve. Nur im vorletzten Jahr war mein Auto nach der ersten Kurve sowohl an der Front als auch am Heck beschädigt - danach wurde das Rennen lang." Ein Szenario, das Tabellenführer Timo Scheider sehr ungelegen käme - er betont ausdrücklich, auf "Gewaltakte" verzichten zu wollen...