Mit deinem Debüt in Hockenheim hast du dich weniger zufrieden gezeigt. Nun wirkst du gelassener. Wie lautet deine Zwischenbilanz?
Maro Engel: Die Steigerung ist deutlich erkennbar. In Oschersleben lief es bereits wesentlich besser als in Hockenheim, in Mugello nochmals besser. Auf dem EuroSpeedway haben wir einen kleinen Rückschlag erlebt - was nicht heißt, dass das Potenzial nicht da wäre. Mit meiner Leistung bin ich recht zufrieden. Allerdings ist es für meine Teamkollegen und mich in der 2007er AMG Mercedes C-Klasse momentan schwierig um Punkte mitzufahren. Das war in der Form nicht zu erwarten.

Habt ihr eine Idee, worin die Ursachen liegen?
Maro Engel: Letztes Jahr war der 2007er-Mercedes im Vergleich zu den Audi sehr stark. Und ich bin sicher, dass er nach wie vor ein gutes Auto ist. Auf vielen Strecken fahren wir die Pace, die das HWA-Team mit dem Auto im vergangenen Jahr auch gefahren ist.

Wie verläuft im Team die Problemanalyse?
Maro Engel: Ich würde nicht von einem Problem sprechen. Das Auto ist nach wie vor sehr schnell. Aber es ist schwierig, die Erfolge der letztjährigen Jahreswagen zu wiederholen, die teilweise um Siege mitfahren konnten. Wir müssen unsere Leistung so optimieren, dass wir in die Lage kommen, in die Punkte zu fahren, wenn vorne etwas passiert.

Gibt es bei der Aufholjagd noch andere Mittel als die Setup-Arbeit?
Maro Engel: Das Reglement legt die Autos so fest, wie sie sind. Das ist grundsätzlich auch gut so - insoweit müssen wir jedoch noch bessere Setup-Arbeit leisten.

Inwieweit können Ralf und du voneinander lernen?
Maro Engel: Es gibt in der DTM viele technische Passagen, zum Beispiel wenn mehrere Kurven in kurzem Abstand aufeinander folgen. Solche Streckenteile erfordern eine Erfahrung, wie Ralf sie hat. Davon kann ich enorm profitieren. Auch sonst ist die Situation sehr unterschiedlich für uns. Er kennt ein so ein hochprofessionelles Umfeld aus der Formel 1, ich hingegen komme aus der britischen Formel 3, wo ich zudem nicht ein Zehntel der Autogramme schreiben musste, die ich heute schreibe.

Mit Ralf Schumacher pflegt Maro Engel eine professionelle Zusammenarbeit, Foto: DTM
Mit Ralf Schumacher pflegt Maro Engel eine professionelle Zusammenarbeit, Foto: DTM

Ist es für dich ein Vorteil, dass Ralf so viel Interesse auf sich zieht und du dich ohne größeren Druck durch die Öffentlichkeit einarbeiten kannst?
Maro Engel: Nur zum Teil. Natürlich stehe ich dadurch, dass wir im selben Team fahren und im Fahrerlager an den gleichen Orten aufzufinden sind, mehr im Rampenlicht, als das ohne Ralf der Fall wäre. Was den Umgang mit den Fans angeht, werde ich durch ihn automatisch ein wenig trainiert. In Hockenheim ist es mir noch schwer gefallen, mich bei all dem Rummel auf den eigentlichen Job zu konzentrieren. Das Problem habe ich nun nicht mehr.

Wie arrangiert sich das Mücke-Team damit, gleich zwei Debütanten in der Mannschaft zu haben?
Maro Engel: So, wie das Team uns an die Aufgaben heranführt, macht es einen tollen Job und es läuft von Mal zu Mal besser. In Mugello war ich sogar bester Mercedes-Benz Jahreswagenfahrer. Der Aufwärtstrend ist deutlich zu spüren.

Ist die Umstellung vom Formel-Fahrzeug auf den DTM-Boliden geglückt?
Maro Engel: Die Fortschritte sind vor allem im Rennen spürbar, aber ich bin noch längst nicht zufrieden.

Inwieweit siehst du noch Verbesserungspotenzial bei deinen Starts und Boxenstopps?
Maro Engel: Auch hier bin ich mittlerweile sicherlich auf einem guten Level, aber es gibt immer noch Steigerungsmöglichkeiten. Man muss die Perfektion anstreben, was bei den Boxenstopps heißt, noch schneller, aber auch noch sicherer bei der Boxencrew anzukommen und den Zeitverlust zu minimieren. Zu Saisonbeginn war ich in diesem Punkt noch ziemlich unsicher. Es ist ungewohnt, mit 80 km/h und in einem relativ großen Auto in eine Gruppe von 15 Leuten zu fahren. Die Starts haben bisher immer sehr gut funktioniert. Bislang konnte ich in jeder ersten Runde eines Rennens Plätze gutmachen. Aber auch hier findet eine Evolution statt - hoffentlich wird es noch besser.

Im vergangenen Jahr warst du es noch gewohnt, regelmäßig auf dem Podest zu stehen. Nun kämpfst du wie deine Teamkollegen bislang vergeblich um Punkte. Wie funktioniert die mentale Umstellung?
Maro Engel: Die rennfahrerische Genugtuung ist hier sicherlich nicht geringer. Den ehemaligen DTM-Champion Gary Paffett im Qualifying zu schlagen, ist wie Pole Position und Sieg in der Formel 3. Die Gegner, auf die ich in der DTM treffe, sind durchweg Spitzenfahrer. Das war in der Formel 3 in der Form nicht der Fall. Wenn ich dort ein schlechtes Qualifying erwischt hatte, war ich immer noch Fünfter. Daran wäre in der DTM mit ihrer Leistungsdichte auch für die Neuwagenfahrer nicht zu denken.

Nico Rosberg berichtete, dass ihm die relative Erfolglosigkeit verglichen mit seiner Zeit in den Nachwuchsserien zu schaffen macht.
Maro Engel: Zweifelsohne ist es eine Umstellung. Aber wenn man sich ansieht, dass selbst Top-Rennfahrer wie Heinz-Harald Frentzen, Jean Alesi oder Mika Häkkinen bei der Eingewöhnung ihre Probleme hatten, merkt man, wie hart es hier zugeht. Mein Ziel ist es, langfristig Rennen in der DTM zu gewinnen.

Wie verbringst du die lange Sommerpause?
Maro Engel: Es wird einige Termine geben, aber auch ruhige Momente, in denen man Zeit hat, für sich selbst in Ruhe eine Zwischenbilanz zu ziehen und Pause zu machen. Ich werde verstärkst trainieren, denn zum Fitnesstraining ist zwischen den eng getakteten Rennen nicht viel Zeit.