Insbesondere Bernd Schneider dürften die Bilder aus dem Jahr 2000 noch bestens präsent sein: Rundenlang verfolgte der damalige Pole-Sitter beim Lausitz-Debüt der neuen DTM unter strömendem Regen ein goldfarbenes Opel Astra Coupé. Ausgestattet mit gelben Leuchten auf dem Dach wollte das Serienfahrzeug einfach nicht von der Strecke weichen. Bis zum vorzeitigen Rennabbruch blieb das Safety-Car auf der Strecke - zu überflutet präsentierte sich der damals noch jungfräuliche EuroSpeedway. Nach strömenden Regenschauern am Nachmittag könnte den Piloten auch morgen ein feuchter Albtraum drohen - ohne dass sie während der Tests ein Regen-Setup hatten erarbeiten können...

"Bisher hat es gelegentlich geregnet, aber was morgen passiert, kann niemand sagen. Der Regen ist immer gleich - und normalerweise haben wir ein sehr gutes Basis-Setup für den Regen", zeigt sich Gary Paffett gegenüber der adrivo Sportpresse zuversichtlich. Auch Teamkollege Mathias Lauda könnte sich mit regnerischen Verhältnissen gut arrangieren - und verweist auf die Stärken seines Teams. "Ich werde das Rennen auch im Trockenen ohne Druck angehen, denn ich muss sowieso als letzter starten. Aber ich hoffe auf Regen, denn bei Regen kann ich von hinten vielleicht besser das Feld aufrollen."

Nach seinem Wechsel von Mücke zurück zu Persson haben sich seine meteorologischen Präferenzen verschoben: "Persson hatte schon immer ein gutes Regen-Setup, schon vor zwei Jahren fuhr ich im 2004er-Mercedes für Persson und hatte dort im Regen mit den Startplätzen zehn und zwölf meine besten Qualifyings." Ausbleibende Wolkenbrüche sieht Lauda ohnehin nicht als Garant für eine gute Haftung auf der Strecke: "Heute morgen war es extrem dreckig; ich war entsetzt, wie wenig Grip vorhanden war. Wenn man neue Reifen hatte, war das gar nicht zu spüren."

Markus Winkelhock setzt derweil vor allem auf seine fahrerischen Stärken, sollte die 30-prozentige Regenwahrscheinlichkeit eintreten. "Wenn es regnet, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Glückstreffer zu landen höher. Ich mag Regen", sagt Winkelhock, der zuletzt zweimal in Folge in die Punkte fuhr, "ich glaube, dass ich sogar davon profitieren könnte, wenn wir ein Regenrennen führen, ohne dass wir unter diesen Bedingungen hier hätte testen könnte. Darin liegt meine Stärke." Doch während Winkelhock zumindest auf eine rund zweijährige DTM-Erfahrung zurückblicken kann, könnte der Regen insbesondere für die Debütanten zum entscheidenden Nachteil werden.

Auch Ralf Schumacher hat Zweifel, ob er sich im Nassen wie im Qualifying gegen seine erfahreneren Mercedes-Jahreswagenkollegen durchsetzen könnte: "Wir können nur hoffen, dass man in diesem Moment den richtigen Reifendruck wählt. Für die Unerfahrenen wie mich wäre der Regen eine schwierige Situation, ohne dass ich darauf vorbereitet wäre." Hinzu komme der Blütenstaub, der auch neuen Reifensätzen sofort den gewohnten Grip nehme. Im Lager der Audi-Neuwagen sieht man dem morgigen Sonntag gelassen entgegen:

"Es sollte schon heute den ganzen Tag regnen - insofern gebe ich nicht mehr so viel auf die Wetterprognosen. Mir ist es egal, ob es regnet oder trocken ist. Das Warm-up genügt, um im Regen zu trainieren und eine gute Abstimmung finden", glaubt der letztjährige Meisterschaftsdritte. Abt-Audi-Cheftechniker Albert Deuring glaubt die Chancen der Kemptener im Nassen größer als unter normalen Umständen: "Im Regen kann alles passieren, hier haben wir alle Chancen. Ansonsten ist hier Mercedes sehr stark, aber vielleicht geht mithilfe der Strategie etwas." Wie, wäre in Zeiten des Boxenstoppfensters mit Spannung zu erwarten...