Die Überholmanöver waren in Oschersleben rar wie eh und je, der befürchtete Startcrash in der viel kritisierten ersten Kurve blieb aus. Das Geschehen auf der Strecke blieb unspektakulär, und dennoch wirbelte der zweite Saisonlauf Einiges durcheinander: Sah es noch nach der ersten Boxenstoppphase nach einem Sieg für Mika Häkkinen aus, so überraschte die Persson-Truppe im Folgenden mit einer brillanten Strategie: Gary Paffett im Mercedes-Jahreswagen und Paul Di Resta in der 2005er-C-Klasse taktierten sich zum Doppelsieg, Mike Rockenfeller wurde Dritter. Das Podest blieb somit neuwagenfrei - bester Pilot eines 2007er-Boliden wurde Timo Scheider auf Rang vier.

Häkkinen jagt Rockenfeller

Der große Knall in der ersten Kurve blieb aus, Foto: DTM
Der große Knall in der ersten Kurve blieb aus, Foto: DTM

Der Start: Der befürchtete Crash in der ersten Kurve blieb aus - dennoch hatte der Start es in sich: Mika Häkkinen wusste seine Topposition nicht zu halten und musste seine Führung noch vor der ersten Kurve an Audi-Jahreswagenpilot Mike Rockenfeller abgeben. Während Bernd Schneider mit defekter Kupplung von Rang zehn aus einen Fehlstart hinlegte und als Letzter in die erste Kurve ging, unterlief Mattias Ekström auf Platz vier ein Frühstart. Seine zweite Position vor Häkkinen war damit nicht von langer Dauer: Schon nach der zweiten Runde musste der Schwede die Box zur Durchfahrtsstrafe aufsuchen.

Der Rennverlauf: An der Spitze machte es sich damit hinter dem führenden Rockenfeller ein Mercedes-Trio aus Häkkinen, Bruno Spengler und Gary Paffett bequem, erst auf den Rängen fünf und sechs folgten mit Timo Scheider und Christian Abt die ersten Audi-Boliden. Überraschend abgeklärt führte Mike Rockenfeller das mittlerweile leicht auseinanderdriftende Feld mit einer Sekunde Vorsprung an, bevor Mika Häkkinen den Abstand verkürzte. Ein solcher war zwischen Schneider und Marco Werner auf den Positionen 17 und 18 schon lange nicht mehr vorhanden, doch die Aufholjagd des Saarländers geriet ins Stocken.

Nur zwischenzeitlich musste sich Rockenfeller Häkkinen geschlagen geben, Foto: Audi
Nur zwischenzeitlich musste sich Rockenfeller Häkkinen geschlagen geben, Foto: Audi

Nach Runde sechs, dem frühestmöglichen Zeitpunkt des ersten Pflichtboxenstopps, versuchten erwartungsgemäß viele Piloten, sich mit dem Besuch der Boxencrew freie Fahrt zu verschaffen. Unter anderem bogen Schneider Paffett, Jamie Green sowie Martin Tomczyk in die Boxengasse ein, der am Start vier Positionen bis auf Rang elf verloren hatte. In Runde neun, als mit Scheider der bestplatzierte Audi-Neuwagen erstmals stoppte und hinter Green zurückfiel, befand sich Häkkinen endgültig in Schlagdistanz zu Rockenfeller, auch der drittplatzierte Spengler lief auf.

Auf die scheiternden Überholversuche des Finnen reagierte der HWA-Kommandostand in Runde elf mit dem ersten Boxenstopp für Häkkinen, der sich jedoch nun hinter Paffett im Persson-Jahreswagen einordnen musste. Je später der erste Stopp, desto größer der Positionsverlust - dies bestätigte sich auch in Runde 12 bei Spengler: Noch hinter Scheider und Tomczyk fiel der Kanadier zurück, was auch Rockenfeller zum ersten Stopp bewegte. Dem 23-Jährigen blieb nur der boxenstoppbereinigte dritte Platz hinter Paffett und Häkkinen.

Favoritensterben bei HWA

Paffett stoppte zu den genau richtigen Zeitpunkten, Foto: DTM
Paffett stoppte zu den genau richtigen Zeitpunkten, Foto: DTM

Größeres Spektakel auf der Strecke folgte erst mit dem Versuch der Spitzengruppe, die noch nicht an die Box beorderte Vanina Ickx zu überholen: Kamen Paffett, Häkkinen und Rockenfeller noch reibungslos an der Belgierin vorbei, so traf Green den 2005er-Audi am Heck - Ickx drehte sich in die Leitplanke und musste ihr Rennen unter Gelb beenden. Die Konfusion im ersten Streckensektor wurde vom Mercedes-Duo aus Häkkinen und Schneider genutzt, um schon in Runde 15 den zweiten Boxenstopp zu absolvieren. Spengler wurde derweil wie schon in Hockenheim von einer defekten Servolenkung geplagt - und beendete sein Rennen in der Box.

Auch für Jamie Green war das Rennen prinzipiell bereits beendet: Die Kollision des Briten mit Vanina Ickx wurde mit einer Drive-through-Penalty bestraft. Gänzlich freiwillig steuerte hingegen Rockenfeller in Runde 21 erneut die Box an, musste sich jedoch erneut knapp hinter Häkkinen einordnen. Zur Halbzeit des Rennens befanden sich mit bislang einem Stopp Paffett, Di Resta, Adam Carroll sowie Alexandros Margaritis an der Spitze, Ekström belegte Rang sechs. In Reihen derer, die sämtliche Boxenbesuche hinter sich hatten, schlossen sich Scheider, Tomczyk und Schneider an Häkkinen und Rockenfeller an.

Taktikclou bei Persson

Am Ende durften Paffett und Di Resta den sensationellen Persson-Doppelsieg bejubeln, Foto: DTM
Am Ende durften Paffett und Di Resta den sensationellen Persson-Doppelsieg bejubeln, Foto: DTM

Ander als in der ersten zahlte sich in der zweiten Boxenstoppphase ein später Stopp aus: Mit dem Stopp in Runde 28 brachte sich der zuvor führende Paffett im Mercedes-Jahreswagen nun auch boxenstoppbereinigt in Führung, Di Resta versuchte die gleiche Taktik weiter auszureizen: Erst in Runde 34 suchte der Schotte im 2005er-Mercedes ein zweites Mal die Box auf – und setzte sich ebenfalls vor den nur noch drittplatzierten Häkkinen. Die 10 letzten Runden präsentierten sich zunächst unspektakulär, woran auch ein Ausritt Susie Stoddarts sowie der Ausfall Frank Bielas nichts änderten. Erst in der zweitletzten Runde ging es wieder heiß her: Rockenfeller zwängte sich an Häkkinen vorbei auf Platz drei, der kurz darauf mit einem Reifenschaden aus den Punkten fiel.

Der Zieleinlauf: Schließlich siegte Gary Paffett im Jahreswagen zum zweiten Mal nach 2005 in Oschersleben - Paul Di Resta und Mike Rockenfeller sorgten für ein neuwagenfreies Podest. Erst auf den Plätzen vier bis sieben kamen die Piloten der 2007er-Boliden zum Zuge: Timo Scheider platzierte sich vor Martin Tomczyk, Bernd Schneider und Mattias Ekström, der kurz vor Schluss noch den nun achtplatzierten Alexandros Margaritis überholte.

Die Meisterschaft: Trotz Mercedes-Doppelsiegs behält Audi die Führung in der Fahrerwertung - wenn auch ohne Punktevorsprung: Mattias Ekström führt die Meisterschaft mit zwölf Punkten vor den punktgleichen Tomczyk und Di Resta an. Gary Paffett befindet sich mit elf Punkten in Schlagdistanz. Bester Mercedes-Neuwagenpilot ist Bernd Schneider mit fünf Punkten.