Wie ist die Saison für dich verlaufen?
Daniel La Rosa: Ich habe meine Highlights gehabt. Es fing hier in Hockenheim beim Saisonauftakt im April super an, auch wenn es am Ende nicht der achte Platz war, was schade war, denn es wäre schon schön gewesen, wenn ich mein Einstiegsrennen gleich mit einem Punkt beendet hätte. Anschließend hatte ich am Lausitzring und auch in Oschersleben ein paar Schwierigkeiten. Dort gab es sowohl Probleme am Auto und als auch bei mir. Ich muss insgesamt sagen, dass ich in der Saison sehr viel gelernt habe. Vor allem Starts, denn ich muss auch zugeben, dass ich das Auto auch zwei Mal abgewürgt habe. Ansonsten waren wir im Qualifying immer recht gut dabei, wenn auch mit Ausnahmen, zum Beispiel in Barcelona. Sonst waren wir im Großen und Ganzen immer unter den Top Ten dabei. Der Rennspeed war eigentlich immer sehr gut, so dass ich mich meistens unter den Top 6 oder 7 befand. Ich habe mit dem Team gemeinsam einen Lernprozess durchschritten. Für mich war alles komplett neu, während für das Team auch das Auto neu war. Ich habe im Team gelernt, richtig mit meinem Ingenieur zusammenzuarbeiten; die Chemie hat gestimmt. Ein Problem war jedoch, dass wir nur sehr wenig testen gehen. Wir mussten immer an den Rennwochenenden alles herausfahren. Etwas Neues auszuprobieren, war damit doppelt schwierig.

Wäre es in einem erfahreneren Team als bei Mücke Motorsport für dich vielleicht weiter nach vorne gegangen?
Daniel La Rosa: Das kann man so nicht sagen. Man sieht schließlich, wie wir uns gesteigert haben, vor allem bei den Boxenstopps: Am Anfang des Jahres waren wir immer eineinhalb bis zwei Sekunden zu langsam. Da war Persson uns schon etwas überlegen. Das Team hat jedoch viel Einsatz gezeigt - wir trainieren die Boxenstopps immer noch täglich an den Rennwochenenden. Jetzt sind wir teilweise sogar schneller als Persson.

Wie würdest du insgesamt die Entwicklung des Mücke-Teams beschreiben?
Daniel La Rosa: Auf jeden Fall positiv - Tendenz weiter steigend. Da ist noch kein Ende erreicht. Wenn wir jedoch noch mehr testen gehen könnten, fänden wir noch viel mehr heraus. Wir würden gerne immer wieder etwas Neues ausprobieren, doch das lässt die Zeit nicht zu. Manche Umbauten dauern einfach zu lange. Gemessen daran würde ich sagen, dass wir wirklich gut dastehen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Team.

Stellt das Testlimit ein Handicap für Neueinsteiger gegenüber erfahrenen Fahrern dar?
Daniel La Rosa: Durchaus, aber man muss auch schon eine gewisse Erfahrung haben, um überhaupt testen gehen zu können. Wir machen die Tests, um Dinge ausprobieren zu können - und dafür braucht man Erfahrung und ein Feeling für das Auto. Man muss schließlich auch wissen, was wirklich etwas bewirken kann. Für Neueinsteiger sind die Tests letztlich nur nützlich, um Kilometer und Erfahrungen mit dem Auto zu sammeln.

La Rosa sah sich keinen unrealistischen Erwartungen an ihn ausgesetzt, Foto: DTM
La Rosa sah sich keinen unrealistischen Erwartungen an ihn ausgesetzt, Foto: DTM

Dabei kommt es nicht zu einer wirklichen Entwicklungsarbeit?
Daniel La Rosa: Nein. Ich hatte dieses Jahr vier Testtage vor dem ersten Rennen. Dabei ist so etwas unmöglich.

Wie ist der Umstieg vom Formel-Fahrzeug in den Tourenwagen für dich verlaufen?
Daniel La Rosa: Ich war auf jeden Fall sehr motiviert. Ich werde meinen ersten Test nicht vergessen, denn an diesem Tag war ich unglaublich nervös. Eigentlich war geplant, dass Stefan anfängt und eine Zeit vorlegt, damit wir eine Referenzzeit haben. Dann hat es aber morgens geregnet. Sie kamen zu mir und meinten: "Daniel, du fängst heute an." Ich war extrem nervös, als ich dann zum ersten Mal mit einem geschlossenen Wagen aus der Box gefahren bin. Doch ich war schnell sehr positiv überrascht von dem Auto. Ich hätte es mir schwieriger vorgestellt zu fahren, schon allein deshalb, weil das Auto doppelt so schwer wie ein Formel-Wagen ist und ich eine sehr eingeschränkte Sicht hatte. Sehr positiv war die Servolenkung. Das Auto kann man durch den langen Radstand sowie durch die gute Gewichtsverteilung sehr gut kontrollieren. Es gehört schon viel dazu, sich mit diesem Auto zu drehen. Anders als einen Formelwagen kann man diesen Wagen noch sehr schön einfangen.

Wie hast du dich nach deinen Formel-Jahren auf ein Fahrzeug eingesellt, dessen Räder du beim Fahren nicht siehst?
Daniel La Rosa: Das war nicht einfach, insbesondere dann, wenn man stehende Räder hat. Wir haben für jedes Rad jeweils drei LED-Leuchten im Auto. Wenn eines leuchtet, steht das Rad ganz leicht, bei zwei schon stärker und bei drei blockiert es völlig. Auch Rechtskurven waren für mich anfangs ein Problem, weil mir immer zirka 20 Zentimeter zum Kerb hin gefehlt haben. Dafür muss man ein Gespür bekommen. Es ist wirklich schwierig, mit dem Auto eine schnelle Zeit zu fahren, denn am Limit ist der Spielraum sehr gering - und die Reifen verzeihen keine Fehler. Sie auf die richtige Art und Weise anzufahren, ist nicht leicht.

Was hast du in dem Jahr bereits verbessern können und wo musst du dich noch verbessern?
Daniel La Rosa: Verbessert habe ich auf jeden Fall meine Starts; auch im Zweikampf bin ich deutlich abgeklärter geworden. Man muss eine gewisse Härte mitbringen. Aber in letzter Zeit hat mein Auto recht wenig abbekommen, denn man kann auch ohne Kontakt zum Gegner überholen. Wo wir und auch ich noch an uns arbeiten müssen, ist das Qualifying. Ich brauche manchmal noch eine zweite Runde, um alle drei Sektoren perfekt zu kombinieren. Dabei spielt jedoch auch die Erfahrung eine Rolle: Wenn ich mir überlege, einer von 20 DTM-Piloten zu sein und mit Hochkarätern zu sein, die schon über 200 Rennen auf dem Buckel haben... Da ist es schon ziemlich gewagt, sich als Neuling überhaupt mit diesen Fahrern zu messen. Doch ich glaube, dass ich auch in Zukunft große Schritte machen kann.

Du warst der einzige Neueinsteiger in einem 05er-Auto. Hast du dich bewährt?
Daniel La Rosa: Dass hoffe ich, aber selbst kann ich es nicht beurteilen. Ich weiß nicht, was von mir erwartet wurde. Ich brauche nicht immer ein Lob, wenn ich mal um eine gute Platzierung fahre. Ich höre auch gerne Kritik, so dass man sich nicht zu schnell auf den Lorbeeren auszuruht. Ich mache lieber dort weiter, wo ich aufgehört habe, anstatt mich in Erfolgen wie meinem siebten Platz in Barcelona zu sonnen, denn auch in Barcelona hatte ich auch nur die elftschnellste Rennrunde. So suche auch ich immer die Punkte, die verbesserungswürdig waren. Niemand hat von mir erwartet, dass ich um die Meisterschaft mitfahre; ich hatte auch meine Freiheiten, mich zu entwickeln. In gewissem Maße waren auch Fehler erlaubt, denn jedem Fahrer sind schon Fehler wie das Abwürgen des Motors passiert. Aus den Fehlern lernt man.

Was sind deine Hoffnungen für nächstes Jahr?
Daniel La Rosa: Meine Hoffnung ist, dass ich eine weitere DTM-Saison bei Mercedes-Benz bestreiten kann. Ein weiteres Mal mit Mücke an den Start zu gehen, wäre gut, denn ich war mit dem Team sehr zufrieden. Auch wir hatten ein oder zwei technische Defekte, aber das passiert auch bei den Werksteams. Es wurde immer gut und schnell gearbeitet.

Stefan Mücke wird gerne als Mentor bei euch gesehen. Konntest du etwas von ihm lernen?
Daniel La Rosa: Er schaut immer wieder in meinen Daten nach, was ich so mache, wobei ich natürlich auch in seine Daten schaue. Ich glaube, dass er auch von mir noch etwas lernen kann. Ich habe ihn des Öfteren geschlagen, insbesondere im Qualifying. Da hatte ich eine bessere Zeit und muss somit schließlich auch etwas besser gemacht haben als er. Wir sind im gleichen Auto unterwegs; und damit fährt er die eine Kurve besser und ich die andere. Es ist immer ein Geben und Nehmen.