Der Titel ist unter Dach und Fach und das letzte Rennwochenende des Jahres könnte für Bernd Schneider eigentlich ein gemütlicher Saisonausklang sein. Doch im Rennsport ist das mit der Gemütlichkeit meistens relativ. "Ich bin auf jeden Fall mit der Einstellung hergekommen, ein lockeres Wochenende zu haben, aber es ist nie locker, vor allem in Hockenheim nicht. Denn in Hockenheim ist beim Finale immer die Hölle los und von daher ist es sehr schön, aber auch ziemlich anstrengend", sagte der Mercedes-Pilot am Freitag.

Zudem hat man als Rennfahrer den Siegwunsch im Blut und gerade ein Erfolgsfahrer wie Schneider bildet da keine Ausnahme. Er meinte: "Erzwingen kann man sowieso nichts, aber ich hätte schon gerne einen Sieg hier und ich glaube, dass ich hier siegfähig bin. Dafür muss man sich aber richtig anstrengen und das werden wir tun." Für sich sieht er an diesem Wochenende aber den Vorteil darin, dass er aufgrund des gewonnen Titels nicht mehr gewinnen muss. "Das ist schon ein angenehmer Aspekt. Aber mein Team ist hoch motiviert und die wollen hier unbedingt gewinnen, ich auch."

Da es schon um das gewinnen ging, war natürlich interessant zu erfahren, welcher Titel denn in seiner erfolgreichen Karriere der schönste gewesen sei. Doch auf solche Wertungen wollte sich Schneider nicht einlassen: "Man kann gar keine Titel werten, weil alle Titel zu ihrer Zeit ganz etwas Besonderes waren. Von daher gibt es keine Wertung für gar keinen."

Den Titel hat Bernd Schneider auch dem Team zu verdanken, Foto: DTM
Den Titel hat Bernd Schneider auch dem Team zu verdanken, Foto: DTM

In so einer langen Laufbahn gibt es aber auch immer wieder Zeiten, in denen es nicht so gut läuft und dann eben die Erinnerung an die Titel herhalten muss. So war Schneider in den vergangenen beiden Jahren nicht wirklich nahe an der Meisterschaft in der DTM dran. "Ich war immer hoch motiviert und wollte immer das Maximum herausholen, auch letztes Jahr. Manchmal gelingt es einem und manchmal gelingt es nicht", meinte Schneider. Umso schöner war es für ihn, dass er diese Saison nun wieder ganz oben beenden kann. Doch er weiß auch ganz genau, dass das nicht nur sein Verdienst war. "Dass es dieses Jahr geklappt hat, verdanke ich ja nicht nur meiner eigenen Motivation und meinem eigenen Können, sondern einem Team, das mir dabei geholfen hat. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht und das war eine richtig schöne Saison", sagte Schneider.

An die kritischen Stimmen, die ihm in den nicht ganz so fetten Jahren entgegenhallten kann er sich trotz des momentanen Hochgefühls natürlich noch erinnern. Deswegen schmeckt ihm dieser Triumph in diesem Moment schon recht gut. "Das Allerschönste war, dass viele es nicht erwartet haben und die sich dann auch wieder freuen. Denn auch Siegen kann zur Gewohnheit werden und die Siege schmecken dann am besten, wenn sie keiner erwartet hat."

Dass ihm zum Titel lediglich zwei Siege gereicht haben, schiebt er auf das System der Punkteverteilung. Schneider meinte: "Das Punktesystem ist einfach nicht interessant genug, um zu viel Risiko einzugehen. Du lebst manchmal einfach mit einem fünften Platz besser als mit einem dritten oder mit dem Ausfall. Du sagst dir, bevor ich da jetzt was riskiere und eine Drive-Through bekomme oder rausfliege, habe ich halt zwei Punkte weniger. Zwei Punkte weniger schaden nicht so viel, als wenn du gar keinen hast." Früher wäre das, seiner Meinung nach anders gewesen, als es für den Sieg noch 20 und den zweiten Platz noch 15 Punkte gab. "Da überlegst du es dir ganz genau ob du in der letzten Runde noch einmal sagst, die 20 Punkte hol ich mir."

Einer unausweichlichen Frage musste sich Schneider dann noch stellen: Wie es denn für ihn wäre, wenn Michael Schumacher aus seiner Rennfahrer-Pension zurückkehrte und in die DTM käme. Da er kein Freund von allzu großer Spekulationen ist, wollte sich Schneider dazu nicht äußern, stellte aber allgemein fest: "Für die DTM wäre das absolut der Hit."