Stuttgarter Sternstunde, Rüsselsheimer Abschied, Ingolstädter Trickkiste - drei Themen, die das Saisonfinale 2005 in Hockenheim beherrschten. Anders als jedoch der alles überstrahlende Mercedes-Triumph in Rennen und Meisterschaft, der sich mit Blick auf den Stand in der Gesamtwertung bereits nach dem zehnten Saisonlauf in der Türkei angekündigt hatte, sowie das letzte Rennen Opels, dessen Terminierung bereits seit Monaten bekannt gewesen war, war es Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich , der die Beobachter mit einem tiefen Griff in die reglementarische Trickkiste noch zu überraschen wusste. Auslöser war das Qualifying...

Bewölkt & sternenklar

Als stünden die Chancen auf einen Mercedes-Sieg in Hockenheim nicht traditionsgemäß ohnehin gut genug, kannte auch das Wetter mit den Ingolstädtern kein Erbarmen: So hatten der Himmel vor dem Zeitfahren seine Tore geöffnet und seinen Inhalt auf dem Kurs vergossen - ein Umstand, dessen Auswirkungen auf die Performance der Audi-Boliden noch vom vorherigen Rennen in Istanbul in böser wie frischer Erinnerung geblieben waren.

Samstag wie Sonntag war Frentzen meistbeachteter Opel-Pilot..., Foto: Sutton
Samstag wie Sonntag war Frentzen meistbeachteter Opel-Pilot..., Foto: Sutton

Das Ergebnis konnte somit kaum verwundern: Während Jamie Green in der Super Pole den Kampf um den ersten Startplatz für sich entschied und Bernd Schneider seine zum Saisonende steigende Qualifying-Form mit Platz drei bestätigte, wahrte Gary Paffett mit Platz sechs seine mit einem Vorsprung von neun Punkten auf Mattias Ekström ohnehin kaum an Höhe zu überbietenden Titelchancen - hatte besagter Schwede mit Startplatz 15 doch das schlechteste Ergebnis seiner Karriere zu verzeichnen... Tom Kristensen und Heinz-Harald Frentzen hielten mit den Plätzen zwei und vier die Audi- bzw. Opel-Flaggen hoch.

Sternenfinsternis über Audi und Opel

Am Ruf des mäßig erfolgreichen Starters arbeitete Jamie Green auch 2005 bereits eifrig: Schon nach wenigen Metern war der junge Brite im aktuellen Persson-Mercedes seine Spitzenposition an Bernd Schneider losgeworden. Auch Tom Kristensen passierte den greenschen Mercedes zunächst mühelos, hatte im Laufe des Rennens auf erneut abtrocknender Strecke jedoch umso mehr Mühe, Green und Paffett hinter sich zu lassen - und fiel schließlich auf Platz vier zurück.

Der ullrichsche Doppelstopp blieb letztlich nutzlos, Foto: DTM
Der ullrichsche Doppelstopp blieb letztlich nutzlos, Foto: DTM

Anders als Frank Stippler, der im Vorjahres-Audi des Joest-Teams nach einem bemerkenswerten fünften Platz im Qualifying auch im Rennen zur Hochform auflief, tat sich Mattias Ekström derweil weiterhin schwer: Irritiert vom Schauer kurz vor Beginn des Rennens hatte der Titelverteidiger auf eine Regenabstimmung gesetzt - und damit gegen die Konkurrenz mit Trocken-Setup den Kürzeren gezogen. So konnte auch die am Abend zuvor von Seiten Dr. Wolfgang Ullrichs vorgenommene, erfolgreiche Suche nach Lücken im Sportlichen Reglement nicht zum für den Titelgewinn nötigen Sieg verhelfen - dafür jedoch zu manch hitziger Diskussion:

So riskierte der Audi-Kommandostand bei Ekström einen "Doppelstopp", der nach einem ersten Boxenstopp ein Vorrollen um wenige Zentimeter sowie einen anschließenden zweiten Stopp vorsah - stand doch im Reglement nichts davon geschrieben, dass zwischen den beiden Pflichtboxenstopps mindestens eine Rennrunde zu bestreiten ist. Die Rennleitung reagierte irritiert: So wurde Ekström zunächst disqualifiziert, um den neuen Vizemeister dann doch seinen siebten Platz zuzugestehen...

Gary Paffett krönte sich nach nur 30 DTM-Rennen zum Champion, Foto: Sutton
Gary Paffett krönte sich nach nur 30 DTM-Rennen zum Champion, Foto: Sutton

Größer als der Jubel um die zwei Punkte des Audi-Piloten fiel jedoch naturgemäß die Freude im Lager der Stuttgarter aus: Mit einem fulminanten Dreifachsieg, angeführt von Bernd Schneider, der sich mit seinem ersten Saisonsieg selbst für ein insgesamt suboptimales Jahr entschädigte, hatte Mercedes die Saison standesgemäß abgeschlossen; Jamie Green durfte sich trotz missglückten Starts mit Platz zwei über das bisher beste Ergebnis seiner Karriere freuen. Im Mittelpunkt stand jedoch jener Mann, der das Etikett eines von Seiten Norbert Haugs vorbestellten Biers ebenso zierte wie den dritten Podestplatz: Gary Paffett hatte sich in seinem erst dritten DTM-Jahr souverän zum Meister gekürt.

Nach dem deutlichen Aufwärtstrend der zweiten Saisonhälfte war Opel dagegen ausgerechnet beim Abschiedsrennen zum Randdarsteller avanciert: Während mit Laurent Aiello, DTM-Meister von 2002, sowie Manuel Reuter, ITC-Champion von 1996, zwei frühere Protagonisten der DTM in ihrem letzten Rennen an den Punkterängen scheiterten, sorgte Heinz-Harald Frentzen nur mit einer Schrecksekunde für Furore, als er sieben Runden vor Schluss ausgangs des Motodroms seitlich in die Reifenstapel schleuderte - und weitest gehend ohne Blessuren davonkam. Mit Platz sechs und drei Punkten war es Marcel Fässler, der nach schwierigen Opel-Jahren ein letztes Mal die Ehre der Rüsselsheimer rettete...