Dort bin ich bisher noch nicht gefahren. Diese Strecke kenne ich noch nicht. Das ist für uns unbekanntes Pflaster. Oder auch: Dazu kann ich erst in drei Wochen etwas sagen. Mit verschiedensten Formulierungen, doch stets mit dem gleichen Inhalt waren die Antworten der DTM-Piloten auf die Frage nach den Aussichten beim neunten Saisonlauf in Le Mans gesegnet. Nur ein Bruchteil der 20 DTM-Piloten kann Vorerfahrungen auf dem Circuit Bugatti, der 4,18 Kilometer langen permanenten Rennstrecke des legandären Le-Mans-Areals, aufweisen. Charakteristik und Tücken des Bugatti-Kurses - ein französisches Geheimnis, das von den Piloten zunächst gelüftet werden will...

"Beim Circuit Bugatti muss ich gestehen, dass ich dort noch nie gefahren bin. Es ist für alle neu", konnte auch Pierre Kaffer zunächst nur mit einer begrenzt verwertbaren Antwort aufwarten. Immerhin: "Ich kenne jedoch einen Teil der Strecke, denn bei den 24 Stunden von Le Mans bin ich schon gefahren. Dieser Teil macht mir jetzt schon Laune, denn mit Le Mans verbinde ich nur gute Erinnerungen." Sein erfolgreicher, aus dem Jahr 2004 datierender Start beim Langstreckenklassiker hilft dem Phoenix-Piloten dennoch nur bedingt weiter. So hat sich auch Kaffer eine Strategie zurechtgelegt, um der Strecke seine Geheimnisse zu entlocken:

Schon am Donnerstag will Pierre Kaffer das Le-Mans-Geheimnis lüften, Foto: Audi
Schon am Donnerstag will Pierre Kaffer das Le-Mans-Geheimnis lüften, Foto: Audi

"Generell fahre ich immer mit dem Motorroller über neue Rennstrecken und halte an den Kurven, um sie mir einzuprägen", beschreibt Kaffer der adrivo Sportpresse die ersten Schritte des Lernprozesses, "am Donnerstag, wenn ich an die Rennstrecke komme, werde ich sicherlich schon einige Runden auf dem Circuit Bugatti drehen und mit meinem Ingenieur über die Strecke abgehen." Mit einer unbeschwerten Spazierfahrt hat dies kaum etwas gemein, will der Eifeler doch bereits bei dieser Gelegenheit versuchen, für seinen A4 DTM problematische und weniger problematische Streckenpassagen ausfindig zu machen - und so am Testfreitag umso schneller bei der Setup-Arbeit voranzukommen.

Insbesondere den kleinen, aber umso gefährlicheren Stolperfallen wird Kaffer seine Aufmerksamkeit widmen. "Dabei schaue ich darauf, wo Bodenwellen und wie hoch die Randsteine sind", präzisiert der Jahreswagenfahrer und nennt konkrete Beispiele: "Über welche Randsteine kann man fahren, über welche muss man sogar fahren? Wie steht es um die Auslaufzonen?" Die Wichtigkeit einer weiteren Frage ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben:

"Befinden sich hinter den Kerbs Löcher? Ich erinnere mich an eine Situation in Hockenheim, als Tom Kristensen zu weit über neue Randsteine fuhr und dabei gleich das halbe Heck verlor...", berichtet Kaffer von einem früheren Missgeschick seines Markenkollegen, das ihm allerdings in Le Mans nicht ein weiteres Mal passieren dürfte - schließlich bestritt Kristensen bereits 2002 ein Rennen auf dem Circuit Bugatti. So dürfte es auch die dänische Audi-Speerspitze sein, die Kaffer zu seiner Zuversicht verhilft: "Nach dem, was ich über die Strecke gehört habe, bin ich optimistisch, dass sie gut zu unserem Auto passt..."