Man muss kein Pessimist sein, um bei 20 noch maximal zu vergebenden Punkten und 18 Punkten Vorsprung, trotzdem noch nicht in endgültigen Jubel auszubrechen. Es reicht auch, ganz einfach Rennfahrer zu sein und zu wissen, dass immer alles passieren kann. Dementsprechend klang auch Bernd Schneider nachdem er sich die 18/20 Situation mit einem zweiten Platz bei einer gleichzeitigen Null-Ausbeute von Tom Kristensen geschaffen hatte.

"Ja, es war auf jeden Fall der entscheidende Schritt für die Meisterschaft. Es ist aber auch immer noch alles möglich und ich würde schon ganz gerne gewinnen und ich freue mich auch ganz bestimmt erst wirklich, wenn ich die Meisterschaft in der Tasche habe", sagte der Mercedes-Pilot.

Auch ein ganz normales Gedankenmuster, dass bei Führenden vorzufinden ist, ist das taktische Denken, mit dem die Führung nicht nur während des Rennens sondern auch in allen Momenten bis zur endgültigen Titelentscheidung konserviert werden soll. Bernd Schneider bildet da keine Ausnahme: "Das mache ich schon seit zwei Rennen, aber bis hierher ist das sehr gut gelaufen, weil ich damit noch Zweiter werden und auf Tom Kristensen noch acht Punkte gut machen konnte. Von daher habe ich bis zum Schluss taktisch gedacht und beinahe noch einen Fehler gemacht. Das war dann nicht so toll." Dieser Fehler brachte ihn nämlich bei der Jagd auf Martin Tomczyk von der Strecke und damit noch einmal in die Nähe von Heinz-Harald Frentzen, der auf einmal in Schneiders Heck auftauchte.

Doch auch an dem Beinahe-Noch-Zweikampf gegen Ende des Rennens war eben jenes Gedankenmuster schuld, das Meisterschafts-Punkte fast heilig spricht. "Es wurde deswegen eng, weil ich dann gar nichts mehr riskiert habe. Ich habe mir gesagt, OK, jetzt fahre ich das noch ganz ruhig nach Hause", erklärte Schneider. Bereits zuvor war es einmal wirklich eng, da allerdings zwischen ihm und Mattias Ekström. Das Resultat dieses Treffens war zwar zunächst ein Platzverlust für Schneider, danach aber eine Durchfahrtsstrafe für Ekström. Schneider meinte: "Das war nicht notwendig, weil ich ihn eh vorbei gelassen hätte. Er hat dann eine Drive-Through bekommen, die auch gerechtfertigt war, aber sie war, wie gesagt, nicht notwendig."