Die DTM ist zurück in Südeuropa: Zwar hatte man sich auch 2005 im Rahmen des eurasischen Abenteuers Istanbul in Richtung Süden begeben, die klassischen südeuropäischen Märkte war man hingegen umgangen. Als zu begrenzt hatte sich 2004 das Zuschauerinteresse im portugiesischen Estoril präsentiert, zu sehr war der italienische Kurs in Adria beim zweiten Gastspiel in Folge endgültig in Verruf geraten: Als schmucklose Retortenstrecke von der Größe eines Supermarktplatzes hatten nicht nur die Fahrer den norditalienischen Kurs bezeichnet. Einzige Extravaganz in Adria: Ein großzügiges Glasdach über dem gesamten Fahrerlager. In der zwölfjährigen Tradition südeuropäischer DTM-Läufe war es allerdings auch schon um größere Highlights bestellt...

Ein Kuriosum, wie es nur der Adria-Kurs hat..., Foto: Sutton
Ein Kuriosum, wie es nur der Adria-Kurs hat..., Foto: Sutton

"DTM ante Portas" - so hieß es erstmals 1994, als der DTM-Tross die Alpen überquerte und sein Debüt im italienischen Mugello gab. Nicht mit modernen Glaskonstruktionen, dafür mit traditionsreichem Ferrari-Charme wurde die DTM-Welt in der Toskana konfrontiert - ebenso wie mit einem Rennausgang, der sich eher unitalienisch präsentierte: Bei beiden Läufen verbuchte Mercedes einen Doppelsieg, für die Alfa-Romeo-Piloten Christian Danner und Kris Nissen blieb lediglich die unterste Stufe des Podests. Dem deutsch-dänischen Duo konnte es egal sein: Im Rahmen des nicht zur DTM-Wertung zählenden "ITR-Gold-Cup" ging es 1994 um nicht viel mehr als die goldene Ananas...

1995 schmerzten die Mercedes-Siege in den Reihen der italienischen Konkurrenz umso mehr: In Mugello als erstem Austragungsort der ersten vollen - parallel zu DTM ausgetragenen - ITC-Saison mit eigener Wertung waren es auch diesmal Piloten der Mercedes C-Klasse, die die Triumphe für sich verbuchten. Während Bernd Schneider im Rahmen des ersten Laufs den Grundstein für seinen späteren ITC-Titel legte und dabei den DTM-Meister von 1993 Nicola Larini in seinem Alfa Romeo 155 deutlich distanzierte, bestieg beim zweiten Lauf sein britischer Teamkollege Dario Franchitti die oberste Podeststufe. Ein gewisser Giancarlo Fisichella rettete im Alfa Romeo mit seinem ersten ITC-Podestplatz die italienische Ehre...

Der Kurs in Adria fand nur wenige Anhänger, Foto: Sutton
Der Kurs in Adria fand nur wenige Anhänger, Foto: Sutton

Zweieinhalb Monate und zwei ITC-Gastspiele in Nordeuropa später stand die nächste Reise in den Süden auf dem Programm. Nachdem sich Alfa Romeo beim vorherigen DTM-Rennen in Diepholz hoffte man, den in der ITC-Wertung enteilenden Bernd Schneider einholen zu können - und hoffte vergeblich. Erneut setzte sich der teutonische Automobilbau im sonnigen Süden durch: Auf einen Mercedes-Doppelsieg durch Bernd Schneider und Jan Magnussen folgte ein Mercedes-Doppelsieg durch Jan Magnussen und Bernd Schneider... Der dänische Youngster, der später für Stewart-Ford in der Formel 1 ins Lenkrad griff, feierte in Portugal seinen ersten ITC-Sieg.

Das portugiesische Gastspiel hatte sich 1995 - anders als in der neuen DTM - durchaus bewährt, Mugello hatte sich als Austragungsort der ITC etabliert. Die Alfa-Mannschaft bekam die Chance, mit ihrer technisch weiter aufgerüsteten, keilförmigen Limousine glücklicher zu agieren als in den Vorjahren - und nutzte sie: Wenngleich sich am Start beider Läufe auf dem Estoril-Kurs gleich mehrere Autos verkeilten und die Rennleitung zu Neustarts zwangen, setzte sich die neue Alfa-Speerspitze Alessandro Nannini bei beiden Läufen, während der spätere Meister Manuel Reuter im Opel Calibra, insbesondere jedoch Bernd Schneider eine Enttäuschung erlebten.

Auch das Alfa-Heimspiel in Mugello präsentierte sich diesmal ganz nach italienischem Geschmack: Der erste Lauf bedeutete für Nicola Larini angesichts seines ersten Saisonsieges das Ende einer langen Pechsträhne; Giancarlo Fisichella fuhr als zweitbester Alfa-Pilot auf Platz drei seinen zweitletzten ITC-Podestplatz vor seinem endgültigen Einstieg in die Formel 1 ein. Den zweiten Lauf entschied für Bernd Schneider für sich - und trug so einen weiteren Teil zur Stuttgarter Titel der erfolgreichsten Marke auf südeuropäischen Strecken bei: Auch in der neuen DTM stehen einem Sieg Mattias Ekströms 2004 in Adria zwei Triumphfahrten Christijan Albers' 2003 an gleichem Orte sowie 2004 in Estoril gegenüber...