Als besonderes Abenteuer hatten nicht wenige Pilot im Vorfeld den achten Saisonlauf auf dem Circuit de Catalunya betrachtet - und dabei auf die bei allen Beteiligten mangelnden Vorerfahrungen verwiesen. Nachdem die Wahl auf die Kurzanbindung gefallen war, stand fest, dass selbst die von einigen Piloten auf dem Grand-Prix-Kurs gesammelten Testdaten nur noch bedingt brauchbar wären.

So sollte der Testfreitag von vollkommener Chancengleichheit ebenso geprägt sein wie von einem besonders kniffligen Abstimmungs-Parcours. Doch den Regen hatte man in jene Rechnung noch gar nicht einbezogen...

Wasserschäden bei Neu- und Jahreswagen

Vanina Ickx tauschte Platz 20 am Vormittag gegen Platz 2 ein, Foto: Audi
Vanina Ickx tauschte Platz 20 am Vormittag gegen Platz 2 ein, Foto: Audi

Zwar waren bei Futurecom TME nach einem bescheidenen Saisonstart während der vergangenen Rennen Fortschritte zu vermerken - als Inhaber der Doppelspitze aus dem ersten Freitagstest hervorzugehen, hatte man sich wohl dennoch nicht erträumen lassen. Wie gewohnt waren Nicolas Kiesa und Vanina Ickx die ersten Testrunden angetreten, während Neu- und Jahreswagen noch in den Boxengassen verweilten. Ihre vorsichtigen Debütrunden im Nieselregen reichten dem dänisch-belgischen Duo zu den Bestzeiten, weiteten sich die zunächst spärlichen Tropfen doch zu einem handfesten Schauer aus...

Zum Ende der ersten Trainingshälfte begann der Kampf um Platz drei hinter der zementierten 2004er-Spitze. Sein Ausgang überraschte kaum: Mit Mika Häkkinen war es ein Vertreter der Stuttgarter, der mit einer Zeit von 1:13.201 Minuten eine Bestmarke setzte, die unter zeitweise stärker werdendem Regen niemand mehr zu unterbieten vermochte. Jamie Green, Bernd Schneider und Bruno Spengler komplettierten das HWA-Duo auf den Rängen vier bis sechs. Zwar scheiterte der siebtplatzierte Heinz-Harald Frentzen im Audi-Neuwagen nur um 48 Tausendstelsekunden an der Zeit Spenglers - dennoch machten die Ingolstädter Neu- und Jahreswagen ihrem Ruf als nur bedingt empfehlenswerte Schlechtwetterfahrzeuge alle Ehre:

Neben Frentzen gelangte lediglich Tom Kristensen in die Top Ten; Mattias Ekström, Martin Tomczyk und das Audi-Jahreswagenquartett blieben außen vor. Abgesehen von Ickx und Kiesa, die immerhin einen PR-Erfolg feiern durften, erlitt das Starterfeld einen Wasserschaden: Die angesichts fehlender Erfahrungswerte auf der Kurzanbindung so dringend benötigten Arbeiten für das Renn-Setup unter konstant trockenen Bedingungen blieben Audi und Mercedes verwehrt, die Kräfteverhältnisse im Nassen scheinen ohnehin zementiert zu sein - so dass die morgendliche Schwimmübung niemand wirklich gebrauchen konnte...

Mercedes auf Oberwasser

Während der Höhenflug Kiesas in den Zeitenlisten zunächst auch während des - trockenen - zweiten Tests anhielt, hellten sich bei Audi die Mienen auf: Mit Martin Tomczyk war es ein Abt-Audi-Vertreter, der die Bestzeit lange sein Eigen nannte. Der allgemeine Aufwärtstrend des Bayern wollte allerdings am heutigen Freitag nicht anhalten: Zum Ende des Tests manifestierte sich ein Mercedes-Trio an der Spitze, das Bernd Schneider mit einer Zeit von 1:03.255 Minuten gefolgt von Bruno Spengler und Mika Häkkinen anführte.

Mika Häkkinen präsentierte sich auch am Nachmittag überzeugend, Foto: DTM
Mika Häkkinen präsentierte sich auch am Nachmittag überzeugend, Foto: DTM

Mit sechs Fahrzeugen in den Top Ten deutete Audi erwartungsgemäß eine im Trockenen deutlich gestiegene Performance an, die sich in den fünften bis achten Plätzen des Abt-Quartetts - jeweils rund drei Zehntel hinter Schneider positioniert - äußerte. Dass Phoenix-Pilot Pierre Kaffer mit einem Rückstand von 204 Tausendsteln auf die Spitze den schnellsten Audi steuerte, mag auf vornehmes Understatement im Lager der Audi-Neuwagen hinweisen - überlegene Vorstellungen der Ingolstädter deuteten sich allerdings in der Vergangenheit auch freitags anders an...

"Unsere Piloten haben heute einen Barcelona-Schnellkursus bekommen: nasse, wechselhafte und trockene Bedingungen direkt hintereinander", versuchte Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt, den teilweise ins Wasser gefallenen Testfreitag positiv zu sehen, "wir sind trotzdem cool geblieben und haben unser Programm abgespult. Jetzt sollten wir für alle Eventualitäten gerüstet sein." Phoenix-Teamchef Ernst Moser, der die den Neuwagen ähnliche Regenperformance seiner A4-Jahreswagen durchweg als "ernüchternd" bezeichnet, fand eine andere Interpretation...

Flüssige Übergänge

Der in eine nasse und eine trockene Hälfte geteilte Testfreitag könnte einen guten Vorgeschmack auf das restliche Wochenende gegeben haben: Während die Niederschlagswahrscheinlichkeit für Samstag bei etwa 80 Prozent liegt, tendiert sie am Rennsonntag gegen Null. Gemäß dem Versuch Petri, den Teams die Setup-Arbeiten so schwer wie möglich zu machen, erschiene somit zwar ein staubtrockener Samstagstest vor einem Qualifying auf überfluteter Strecke logisch - einen Wasserschaden würde ein solches Zeitfahren jedoch zumindest im Hause Audi ohnehin anrichten...