"Heute kann ich feiern, denn ich bin nicht Letzte!", hatte Vanina Ickx im Anschluss an das Qualifying in Zandvoort gejubelt. Eine Aussage von sympathischer wie entblößender Ehrlichkeit: Längst hat Vanina Ickx ihre Ambitionen nach unten korrigiert, stellt sich dem wachsenden Druck mental mit der Freude über kleine Erfolge entgegen - und schwelgte nach dem Rennen an der niederländischen Nordseeküste lieber in den Erinnerungen an ihren gelungenen Start als sich vor dem inneren Auge mit den Bildern ihres folgenschweren Verbremsers in Runde eins zu quälen, mit dem sie sich ins Aus katapultierte.

Die Belgierin scheint sich angesichts ausbleibender Erfolge einen mentalen Abwehrmechanismus angeeignet zu haben, der ihr hilft, die Motivation aufrechtzuerhalten - ohne dabei die Realität aus dem Blick zu verlieren. "Ich wusste, dass es die bisher größte Herausforderung in meiner Karriere ist, aber es ist natürlich nicht lustig, immer wieder Letzte zu sein", gibt Ickx gegenüber DTM Magazin ihre Enttäuschung über den bisherigen Saisonverlauf zu, "ich hoffe, ich kann mich bei den verbleibenden Rennen steigern."

Doch nicht nur auf Zeitenjagd am Steuer ihres Audi A4 DTM kämpft Vanina Ickx gegen die Stoppuhr - auch mit Blick auf ihre DTM-Zukunft läuft ihr die Zeit davon. Im zu Beginn der Saison viel zitierten Damenduell gegen Susie Stoddart behält die Schottin souverän die Oberhand; mit Jeroen Bleekemolen und Nicolas Kiesa bekam sie bei Futurecom TME Teamkollegen, deren Speed sie kaum etwas entgegenzusetzen hatte. "Audi hat mir die Chance gegeben, in der DTM zu starten. Ich möchte beweisen, dass ich den Platz verdient habe", gibt sich Ickx kämpferisch - doch für den dringend nötigen Durchbruch stehen Ickx lediglich noch ganze drei Rennwochenenden zur Verfügung.

"Mein Ingenieur sagte mir, dass es ein gutes Wochenende für mich war - ich vertraue auf sein Urteil...", muss die 31-Jährige dennoch weiterhin auf die kleinen Fortschritte setzen. Ob dies ausreichen wird, um sich für eine weitere DTM-Saison zu empfehlen, bleibt zu bezweifeln: Die frühere Sportwagenpilotin, die sich in Anbetracht von Podestplätzen bei mehreren hochklassigen 1000-Kilometer-Rennen bei Langstreckenrennen mehr als nur achtbar schlug, ist in den Sprintrennen der DTM nach wie vor nicht ganz heimisch geworden. Als zu groß stellte sich der Unterschied zwischen der DTM sowie ihren früheren motorsportlichen Betätigungsfeldern dar, zu wenig konnte das Debütantenteam Futurecom TME während der eigenen Eingewöhnungsphase zunächst zum möglichst schnellen Lernprozess der Belgierin beitragen.

Auch in wenigen Tagen in Barcelona erwartet die Tochter des sechsfachen Siegers der 24 Stunden von Le Mans Jacky Ickx Neuland. "Barcelona ist eine weitere Strecke, die ich nicht kenne. Ich hoffe, dass ich mich im Qualifying weiter verbessere und das Rennen beenden kann", verriet uns die heutige Wahldeutsche die bodenständige Zielsetzung. Mit Blick auf die Bekenntnisse fehlender Streckenkenntnisse ihrer Kollegen baut Vanina Ickx auf humorvolle Weise einer möglichst guten Bewertung ihrer Leistung vor: "Ich bin sicher, dass sie die Strecke schon kennen - aber sie verraten es nicht..."