Kollisionen, Strategie und anfangs sogar Opel - im Kampf um den Sieg beim Zandvoort-Rennen 2005 entschied nicht nur die Performance der Audi- und Mercedes-Boliden. Eine wenig erfreuliche Erkenntnis für Audi, hatte man doch beschwingt vom Doppelsieg auf dem Nürburgring gehofft, die Stärken des A4 DTM in aller Deutlichkeit offenbaren und mit vergleichsweise wenig Mühe in einen Sieg sowie eine ausgebaute Meisterschaftsführung für Mattias Ekström ummünzen zu können...Jean Alesi war sein Fauxpas laut eigener Aussage egal..., Foto: Sutton

Jean Alesi war sein Fauxpas laut eigener Aussage egal..., Foto: Sutton

Ausgebremst von HWA?

So nahmen die Turbulenzen bereits am Samstag ihren Lauf. Nachdem sich Jean Alesi im Qualifying einen Fahrfehler geleistet und sich damit sämtlicher Chancen entledigt hatte, kochte das Temperament des Südfranzosen im ARD-Interview hoch. Ihm sei es "egal, vorne oder hinten" zu stehen, erhalte er doch "keine technische Unterstützung" vom Team. Warum Alesi somit seine C-Klasse nicht gleich in der Garage stehen ließ, blieb sein Geheimnis - ebenso wie die mangelnde Qualifying-Performance der Audi erneut ein Rätsel darstellte:

Wie schon auf dem Nürburgring hatten die Ingolstädter das bereits in den Trainingssession gezeigte Potenzial nicht umsetzen können: Der fünfte Platz für Mattias Ekström bildete für Audi das vermeintliche Highlight des Samstags, während Mercedes und Opel die erste Startreihe unter sich aufteilten. Bernd Schneider errang nach einer langen Pole-Durststrecke überraschend Platz eins, auf den Rängen zwei bis vier folgten das Opel-Duo Marcel Fässler und Heinz-Harald Frentzen gefolgt von Gary Paffett.

Frentzen hielt den Schaden einer misslungenen Strategie in Grenzen, Foto: Sutton
Frentzen hielt den Schaden einer misslungenen Strategie in Grenzen, Foto: Sutton

Ausgebremst von Joest?

Das Rennen schien zum Comeback Bernd Schneider zu werden: Nach einer wie schon 2004 eher durchwachsenen Saison brillierte der Saarländer zunächst mit einem gelungenen Start und behielt lange die Führung vor Heinz-Harald Frentzen. Mit Blick auf den Titelkampf wandte sich das Blatt zunächst zu Gunsten der Ingolstädter: Mattias Ekström gewann den Start gegen Fässler und Paffett und schob sich auf Platz drei vor - während sein britischer Rivale zunächst nur auf Position fünf lauerte.

Es sollte anders kommen: Während Frentzen und Ekström auf der Strecke verweilten und weiterhin vergeblich versuchten, Schneider unter Druck zu setzen, bog Paffett bereits früh in die Boxengasse ab. Zwar hielt sich Schneider auch nach seinem ersten Stopp noch vor Paffett - für den späteren Meister zeichnete sich jedoch schon jetzt die Übernahme der Meisterschaftsführung ab. Ekström und Frentzen waren infolge der gelungenen Rennstrategien ihrer Teams zurückgefallen.

Erstmals seit Juni 2003: Die drei Marken auf dem Podest vereint, Foto: Sutton
Erstmals seit Juni 2003: Die drei Marken auf dem Podest vereint, Foto: Sutton

Doch passend zum fahrerisch herausfordernden Charakter des Dünenlabyrinths an der Nordseeküste sollte nicht nur die Taktik über Sieg und Niederlage entscheiden. Was Manuel Reuter und Mika Häkkinen sowie Laurent Aiello und Frank Stippler bereits im Mittelfeld anschaulich vorexerziert hatten, wiederholte sich auch an der Spitze: Bernd Schneider traf des Heck des auf Grund eines weit hinausgezögerten Boxenstopps vor ihm platzierten Joest-Audi-Piloten Rinaldo Capello - und kassierte eine Durchfahrtsstrafe. Der Italiener hatte sich rundenlang erfolgreich den Überholversuchen des vierfachen DTM-Meisters widersetzt, bevor er vor der Tarzanbocht seinen Bremspunkt deutlich vorverlegte - zumindest aus Sicht Bernd Schneiders...

Während damit Paffett die Anwärterschaft auf den Sieg erbte, ereiferte sich auch Mattias Ekström auf seiner Aufholjagd über einen Audi-Jahreswagen. Wie schon auf dem Norisring dachte Christian Abt nicht daran, den Titelanwärter widerstandslos passieren zu lassen. Erst der Griff zur Brechstange bescherte dem Schweden wieder freie Fahrt, die allerdings erwartungsgemäß nur auf Rang zwei endete. Ein Punkt Vorsprung auf Paffett kehrte sich für Ekström in einen Punkt Rückstand in der Meisterschaft um - was man sich in Ingolstadt auf der "Audi-Strecke" Zandvoort anders vorgestellt hatte.

Derweil sah man bei Opel trotz der wenig gelungenen Rennstrategie für Frentzen Grund zum Jubel: Der Mönchengladbacher hatte einen erstarkten Opel Vectra GTS immerhin auf Rang drei platziert und so für den zweiten Rüsselsheimer Podestplatz der Saison 2005 gesorgt. Bei Marcel Fässler hielt sich die Freude eher in Grenzen: Von Platz zwei aus gestartet hatte der Schweizer am Start Boden verloren und ihn auch rennstrategisch nicht mehr gutmachen können. Kurz vor Ende des Rennens hatte ihm zudem ein gewisser Tom Kristensen den vierten Platz streitig gemacht...