Für Fahranfänger sind schwere Zeiten angebrochen - zumindest in der DTM: Durfte 2005 mit Jamie Green immerhin ein Debütant in einem Neuwagen Platz nehmen, während die restlichen Neulinge einen Jahreswagen pilotierten, müssen mit Ausnahme Daniel La Rosas alle drei verbliebenen Fahranfänger der DTM analog zu so manchen gewöhnlichen Fahranfängern, die mit angejahrten Opel Corsa, VW Polo und Co. am Straßenverkehr teilnehmen, während ihrer ersten Monate im DTM-Verkehr mit den ältesten Boliden vorlieb nehmen. Wie meisterten die Debütanten die erste Saisonhälfte?

Vanina Ickx - Probezeit mit Hindernissen

"Ich hatte mal eine kleine Mauerberührung, dann einen kleinen Dreher, aber ich konnte immerhin das Rennen zu Ende fahren", zog Vanina Ickx "es war toll, es war ein sehr interessantes und aufregendes Rennen, es ist unheimlich viel passiert." Angesichts ihrer nach den bisherigen Rennen oft wenig euphorischen Gefühlslage sei Vanina Ickx ihre Freude über den 13. und somit letzten Platz auf dem Norisring von Herzen gegönnt - dennoch zeigt ihre Aussage: Die Belgierin scheint mit ihrer bisherigen Performance bislang noch nicht ganz in der DTM angekommen zu sein:

Für Vanina Ickx verläuft die Debütsaison problematisch, Foto: Audi
Für Vanina Ickx verläuft die Debütsaison problematisch, Foto: Audi

Mit nicht immer unbeträchtlichem Rückstand auf ihre Kollegen im 2004er-Fahrzeug fährt sie regelmäßig den letzten Startplatz ein, im Rennen fehlt es an Souveränität: Eine Kollision mit Teamkollege Olivier Tielemans auf dem EuroSpeedway Lausitz, der nach einem unverschuldet misslungenen Boxenstopp in Brands Hatch laut eigener Aussage ärger- und nervositätsbedingte Ausritt ins Kiesbett, der zur Aufgabe zwang, sowie die beiden Fehler am Nürnberger Rennsonntag sind leider auch für eine Debütantin zu viel.

Nachdem Tielemans bei Futurecom TME infolge aus Sicht des Teams nicht zufrieden stellender Leistungen bereits seinen Hut hatte nehmen müssen, steht Ickx angesichts des verglichen mit seinem Landsmann deutlich stärkeren Jeroen Bleekemolen möglicherweise unter noch höherem mentalem Druck. Die Unerfahrenheit Ickx' sowie ihres Teams scheinen sich zu multiplizieren. Erste Erfolgserlebnisse in ihrem bislang wenig erfolgreichen ersten DTM-Jahr wären der gebürtigen Brüsselerin zu gönnen - gleichwohl erscheinen sie zurzeit eher unwahrscheinlich.

Daniel La Rosa - Fahranfänger mit Privilegien

La Rosa scheiterte in Hockenheim unverschuldet am ersten Punkt, Foto: Sutton
La Rosa scheiterte in Hockenheim unverschuldet am ersten Punkt, Foto: Sutton

"Manche sagen, sie hätten nicht gerne mit mir getauscht, weil man dann mehr Druck hat", spricht Daniel La Rosa über sein Privileg als einziger mit einem Jahreswagen ausgerüsteten Debütant, "aber ich sage ganz ehrlich: Ich brauche auch immer ein bisschen Druck." Und so bekommt der junge Hesse, was er wünscht: Während La Rosa und sein Teamkollege Stefan Mücke im Vorjahres-Mücke oftmals nicht in die Nähe der Punkteränge gelangen, fahren die Kollegen vom Team Persson mit ihren 2005er-Mercedes regelmäßig Punkte ein.

An den soliden Einstandsleistungen La Rosas ändert dies nichts: Mit einem zehnten Startplatz machte La Rosa beim Saisonauftakt in Hockenheim positiv auf sich aufmerksam, bevor er im Rennen einen ersten Punkt hätte einfahren können - wäre da nicht das Defektpech gewesen, das den 20-Jährigen in fünf Rennen bereits drei Mal ereilte. Zwar zeigte La Rosa, der sich gemeinsam mit Renningenieur Wolfgang Zech akribisch in die DTM-Technik einarbeitet, im Qualifying bislang eher wechselhafte Leistungen, im Rennen jedoch braucht sich der frühere Formel-3-Pilot auch vor erfahreneren Jahreswagenpiloten nicht zu verstecken. Steigerungspotenzial ist vorhanden - ein Lernrückstand gemessen an seinen bislang nur sechs DTM-Monaten hingegen nicht.

Mathias Lauda - der Spätzünder

In Oschersleben machte Lauda positiv auf sich aufmerksam, Foto: Sutton
In Oschersleben machte Lauda positiv auf sich aufmerksam, Foto: Sutton

Mit zunehmender Zeit im Motorsport stellt sich Mathias Lauda mit zunehmender Häufigkeit die Frage, wieso er sich bloß nicht früher den Wünschen seines Vaters entgegenstellte... "Bei meiner Motorsportkarriere hat er sich die ersten beiden Jahre total herausgehalten und gemeint, ich solle alles alleine machen", beschreibt Lauda die Reaktion seines Vaters Niki auf seine ersten, von seiner Seite wenig willkommenen Motorsportabenteuer, "aber jetzt mittlerweile ist er manchmal schon ein wenig kritisch."

Durchaus akribisch verfolgt der dreifache Formel-1-Weltmeister mittlerweile die DTM-Aktivitäten seines Sohnes - und darf angesichts seiner Leistungen zuversichtlich sein. Mit zwei 15. Startplätzen eroberte Mathias Lauda in Klettwitz und Nürnberg die beiden besten Startplätze eines zweijährigen Gebrauchtwagens, im Rennen wechselt er sich mit Siegen innerhalb des 2004er-Quartetts mit Susie Stoddart immerhin ab. Die in früheren Jahren skeptisch beäugten Vorstellungen Laudas erscheinen in der DTM in positivem Licht - die Qualifikation des Österreichers für einen Jahreswagen darf mittlerweile als unbestritten gelten.

Susie Stoddart - abseits des Damenduells

Susie Stoddart darf mit Zufriedenheit auf ihre Debütsaison blicken, Foto: DTM
Susie Stoddart darf mit Zufriedenheit auf ihre Debütsaison blicken, Foto: DTM

Ein sorgsam inszeniertes Damenduell hatte die DTM-Welt im Vorfeld der Saison 2005 erwartet - ein Duell der beiden 2004er-Mercedes begegnete ihr im Folgenden: Susie Stoddart lässt ihre Kollegin Ickx regelmäßig hinter sich und misst sich stattdessen an Mathias Lauda. Wenngleich es im Qualifyingduell 4:1 für den Österreicher steht, schlägt sich die Schottin mehr als achtbar: Regelmäßig bietet Susie Stoddart Lauda die Stirn, obgleich das Team Persson, das die C-Klasse Laudas einsetzt, als erfahrener und abgeklärter bezeichnet werden darf als ihr Team Mücke.

"Solange ich aus dem Auto steige und weiß, dass ich 110 Prozent gegeben habe und den Umständen entsprechend den bestmöglichen Job gemacht habe, ist es für mich ein gutes Rennen", beschreibt Susie Stoddart die Zielsetzung während ihrer Einstandssaison, die sie trotz allen Ehrgeizes, beste Pilotin des 2004er-Quartetts zu werden, als Lernphase betrachtet. Ihre bisherigen Vorstellungen im Rennen boten auch für sie keinen Grund zur Klage:

Bereits beim Saisonauftakt in Hockenheim überzeugte die 23-Jährige mit einem souverän eingefahrenen zehnten Platz, den sie in Nürnberg ohne ihren unverschuldeten Ausfall annähernd hätte wiederholen können. Auch in Oschersleben, wo Stoddart zeitweise hart, aber fair gegen mehrere neuere Fahrzeuge kämpfte, sowie Brands Hatch stellte sie ihre uneingeschränkte DTM-Tauglichkeit unter Beweis. Ebenso wie DTM-Fahranfänger Lauda könnte ihr für 2007 möglicherweise ein neueres Fahrzeug winken...