Auch ohne den erwarteten Regen mangelte es beim fünften Saisonlauf auf dem Norisring nicht an Fahrfehlern und Kollisionen – Bruno Spengler jedoch vermied sie. Mit einer gelungenen Rennstrategie setzte sich der Kanadier gegen seinen Teamkollegen Bernd Schneider und Mika Häkkinen durch. Tom Kristensen erlitt in der Meisterschaft mit Rang fünf ebenso wie seine Marke einen Rückschlag.

Der Start: In einem Spurtrennen des Mercedes-Quintetts hin zur ersten Kurve setzte sich Pole-Setter Jamie Green souverän gegen seine Teamkollegen durch, auch Bernd Schneider und Bruno Spengler hielten ihre Positionen. Während Martin Tomczyk von Platz 16 auf Rang zehn vordrang, misslangen die Starts Daniel La Rosas und Jeroen Bleekemolens völlig. Vanina Ickx unterlief ein Frühstart, was später mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet wurde. Der von einem sensationellen vierten Platz startende Jean Alesi erlebte ein schnelles Ende seines Rennens - ein Schaden an der Radaufhängung, ausgelöst durch ein Auffahren Christian Abts, zwang den Franzosen zur Aufgabe. Auch Mathias Laudas Rennen war nach einem Fahrfehler beendet.

Der Rennverlauf: Während die Mercedes-Spitze dicht gefolgt von Mattias Ekström und Christian Abt auf den Plätzen fünf und sechs ihre Runden drehte, fiel Heinz-Harald Frentzen immer weiter zurück - die vorherige Berührung mit Susie Stoddart forderte ihren Tribut. Tom Kristensen suchte auch angesichts einer durch einen leichten Startrempler beschädigten Fronthaube als Erster die Box auf - Reparaturarbeiten waren allerdings nicht nötig. Infolge eines perfekten Pflichtstopps, wie er wenig später auch bei Mika Häkkinen gelang, sortierte sich der Däne wieder im Feld ein - unter anderem Martin Tomczyk und Christian Abt schlossen sich an.

Jamie Green, Bernd Schneider, Bruno Spengler und Mattias Ekström verzichteten zunächst auf einen Boxenbesuch, wobei die konkurrenzfähigen Zeiten des Schweden aufhorchen ließen. In Folge der Boxenstopps Schneiders und Greens behielt der Brite die Führung, Bruno Spengler trat hingegen erst in Runde 24 zum ersten Stopp an, was sich für den Kanadier zunächst als Fehlentscheidung herausstellte: Spengler reihte sich hinter Green, Schneider und Häkkinen auf Rang vier ein, Ekström ergänzte das boxenstoppbereinigte Klassement, bevor Tom Kristensen und Christian Abt bereits zum zweiten Boxenstopp antraten.

Nach 30 Runden lief Green auf den Allgäuer auf - beim Versuch, den ihn zu überholen, provozierte Abt eine Berührung, der ein Luftleitblech Greens zum Opfer fiel. Eine Durchfahrtsstrafe erhielt zunächst jedoch nur Daniel La Rosa, der bei der Ausfahrt aus der Boxengasse die weiße Linie überfahren hatte. Derweil endete der Kampf zwischen Abt und Green in einer weiteren Berührung: Am Ausgang des Schöller-S brach das Heck der greenschen C-Klasse infolgedessen aus, ein leichter, jedoch folgenschwerer Einschlag des Hecks in die Mauer war die Konsequenz: Nach einem vorgezogenen zweiten Boxenstopp offenbarte sich die Unfahrbarkeit seines beschädigten Mercedes - ein Abflug beendete das Rennen Greens endgültig.

Im Folgenden stand die Hauptphase der zweiten Boxenstopps an: Auf Mattias Ekström, dessen Stopp diesmal weniger souverän verlief, folgten Bernd Schneider und Mika Häkkinen; Spengler zog erneut einen hinausgezögerten Stopp vor. Bei Martin Tomczyk wurde im Zuge des zweiten Boxenbesuchs die ohnehin nur noch zur Hälfte existente Motorhaube entfernt, nachdem sich Vanina Ickx im Schöller-S ihrer rechten Tür entledigt hatte. Ein erneut hervorragendes Rennen Alexandros' Margaritis wurde zugleich technisch bedingt beendet - Dreifachausfall für das Team Persson.

War zwischenzeitlich bereits von einem sicheren Triumph für Bernd Schneider auszugehen, so schickte sich vor Beginn des letzten Renndrittels Mika Häkkinen an, Druck auf den Saarländer auszuüben. Eine noch größere, unabwendbare Gefahr ging jedoch von einem weiteren Teamkollegen aus: Nahezu unbemerkt hatte sich Bruno Spengler einen so großen Vorsprung erkämpft, dass auf den zweiten Pflichtstopp des HWA-Youngsters nur ein Einfädeln vor Schneider und Häkkinen folgen konnte - 18 Runden vor Schluss stand Spengler vor der Endphase seiner ersten Triumphfahrt in der DTM.

Während der viertplatzierte Mattias Ekström mit weniger als fünf Sekunden Rückstand immerhin nach wie vor den Anschluss an das HWA-Trio hielt, mühte sich Tom Kristensen auf Rang sechs im Kampf gegen den fünftplatzierten Stefan Mücke mit seinem beschädigten A4 DTM ab. Gingen bereits vier von vier Ausfällen auf das Mercedes-Konto, so folgten nach 57 Runden die nächsten beiden Ausfälle der Stuttgarter: Beim Anbremsen der Dutzendteich-Kehre hatte Mücke-Pilot Daniel La Rosa die Kontrolle über seine C-Klasse verloren – auf einen Dreher folgte die Kollision mit seiner die Kurve durchfahrenden Teamkollegin Susie Stoddart. Die schwierigen Bergungsarbeiten der Safety-Car-Phasen erforderte eine Safety-Car-Phase, die Schottin entstieg ihrem Mercedes infolge des unverschuldeten Unfalls leider nicht unverletzt.

Das mittlerweile mit viereinhalb Minuten zeitlimitierte Rennen wurde von einem von Seiten vieler Piloten verschlafenen Restart geprägt: Der viertplatzierte Ekström konnte so wider Erwarten nicht das Mercedes-Trio unter Druck setzen - stattdessen verbremste sich der Schwede in der Dutzendteich-Kehre, was ihn zunächst auf Platz sieben hinter Kristensen und Scheider zurückwarf. Während der Rosberg-Pilot Ekström wieder passieren ließ, betrieb Kristensen mit Platz fünf betrieb der Däne Schadensbegrenzung, die von Bruno Spengler unterstützt wurde: Der junge Kanadier sicherte sich souverän den ersten DTM-Sieg seiner Karriere.

Der Zieleinlauf: Bei Mercedes verzichtete man auf eine Stallorder: Bernd Schneider musste sich mit Rang zwei begnügen, Mika Häkkinen komplettierte zum zweiten Mal in dieser Saison das Podest. Einen Befreiungsschlag erlebte Stefan Mücke, der in Folge seiner bisherigen Pechsträhne Platz vier einfuhr. Die restlichen Punkteränge gingen an Audi: Auf Kristensen und Schneider folgten nach eher unauffälligen, jedoch effektiven Leistungen die Jahreswagenpiloten Timo Scheider und Pierre Kaffer.

Die Meisterschaft: Bernd Schneider baut mit 38 Punkten seine Meisterschaftsführung auf nunmehr acht Punkte auf Titelrivale Tom Kristensen aus. Neuer Gesamtdritter wird Bruno Spengler mit 24 Punkten, der damit den viertplatzierten Green verdrängt. Es folgen Mika Häkkinen und Mattias Ekström mit 17 bzw. 15 Punkten. Bester Jahreswagenpilot bleibt der heutige Pechvogel Jean Alesi mit neun Punkten.