Nicht erst seit dem vergangenen Jahr ist das Chaospotenzial des Kurses am Rande des Dutzendteichs bekannt. So könnte der Norisring auch diesmal mit ähnlich absurden Renngeschehnissen aufwarten...

Das erste Szenario

Fiktion... "Frustriert vom angesichts der Blaualgen-Invasion im Dutzendteich abgesagten Bootsrennen treten die Audi-Mechaniker an Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich heran: Sie gedenken nicht, auf den Einsatz ihrer für die '1. Audi Dutzendteich Challenge' handgefertigten Pappbote noch bis zum siebenten Saisonlauf in Zandvoort zu warten - in Anbetracht des bescheidenen Abschneidens des Audi-Neuwagens im Qualifying gedenken sie, den A4 DTM im Rennen durch ihre Boote zu ersetzen. Geschockt von der Qualifying-Niederlage stimmt Dr. Ullrich dem Vorhaben zu - in einer anstrengenden Nachtschicht versehen die Mechaniker ihre Boote mit Rädern sowie dem V8-Aggregat des A4 DTM.

Paddeln die Audi-Kapitäne zum Sieg?, Foto: Audi
Paddeln die Audi-Kapitäne zum Sieg?, Foto: Audi

Wenngleich jene Maßnahme mit Blick auf das Technische Reglement im Grunde nicht regelkonform erscheint, stimmen die Rennkommissare dem Fahrzeugwechsel angesichts der bescheidenen Audi-Startplätze mitleidig zu. Sie übersehen den Regenvorteil der neuen Audi-Konstruktion: Zwar lässt das Handling des neuen Audi-Papprenners trotz des Gewichtsvorteils zunächst stark zu wünschen übrig, der einsetzende Regen gibt den Audi-Mechanikern jedoch recht: Während die Mercedes-Boliden bei zunehmenden Aquaplaning in die Leitplanken segeln, holen die Audi-Piloten die Ruder ihre Boote hervor und paddeln zum Sieg - allen voran Tom Kristensen."

... und Realität: In der Tat erschiene ein Audi-Sieg lediglich im Falle eines ähnlich absurden Szenarios realistisch. Der im Grunde auf einer Augenhöhe mit der Mercedes C-Klasse einzuschätzende A4 DTM wurde offenbar infolge einer zu abtriebsorientierten Abstimmung ins Abseits der Norisring-Startaufstellung manövriert. Selbst der eine oder andere Fauxpas des Pole-Quintetts würde an den vorzüglichen Siegchancen der Stuttgarter nichts Wesentliches ändern.

Wird dieser Mann im Laufe des Rennens zum Zuschauer?, Foto: DTM
Wird dieser Mann im Laufe des Rennens zum Zuschauer?, Foto: DTM

So bleibt Audi lediglich die Hoffnung auf einen ähnlich chaotischen Rennverlauf wie im vergangenen Jahr. Im Kombition mit nicht zu erwartenden, jedoch ebenso wenig auszuschließenden beträchtlichen Setup-Fortschritten im Warm-up könnte ein verregnetes Rennen den Ingolstädtern mit Blick auf ihre Stärke beim Abtrieb in die Hände spielen - eine darauf abgestimmt gelungene Rennstrategie vorausgesetzt. Realistischerweise wird Tom Kristensen jedoch einen weiteren leichten Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft zu verzeichnen haben.

Das zweite Szenario

Fiktion... "In weiser Voraussicht hatte Mercedes-Sportchef Norbert Haug bereits gestern angekündigt, dass es zu seiner Zufriedenheit mit dem Rennen nicht unbedingt eines Fünffach-Sieges bedürfe - ein einfacher reiche vollkommen aus. Dennoch hält sich die Freude Haugs nach dem Rennen in Grenzen: Auf einen gelungenen Start seines Stuttgarter Quintetts folgen erbitterte Kämpfe der vier HWA-Piloten; wie schon im vergangenen Jahr zeichnen sich teaminterne Pannen ab, die sich im "Friendly Fire" äußern. Während Jamie Green erneut in der C-Klasse Mika Häkkinens landet, kommt es auch diesmal zur Kollision zwischen Bernd Schneider und Bruno Spengler.

Sieht so das Siegerauto aus?, Foto: Sutton
Sieht so das Siegerauto aus?, Foto: Sutton

Der lachende fünfte heißt Jean Alesi: Ohne jeglichen Druck durch die Ingolstädter Neuwagenpiloten, die sich nach verlorenen Zweikämpfen gegen die Audi-Jahreswagen inzwischen im Kampf gegen Jeroen Bleekemolen und Vanina Ickx beweisen müssen, fährt der Franzose im Persson-Jahreswagen dem seitens Haug ersehten 'einfachen Sieg' entgegen. Erst als der nach der Kollision mit Spengler hinter den Leitplanken stehende Schneider zur Kenntnis nimmt, dass Tom Kristensen den Kampf gegen Bleekemolen verlor und auf dem undankbaren neunten Platz landete, schwindet allmählich die Zornesröte aus seinem Gesicht."

... und Realität: Wie schon in Hockenheim können sich die Stuttgarter nur selbst ein Bein stellen - womit jedoch nicht zu rechnen ist. Mit leichter Einschränkung bei Mika Häkkinen befinden sich die Mitglieder des Pole-Quintetts allesamt in Topform, so dass es unter normalen Umständen keine große Überraschung darstellte, sollten Jamie Green, Bruno Spengler und Bernd Schneider den Sieg unter sich ausmachen - und sich mit Blick auf Friendly Fire diesmal in Verzicht üben.

So kündigt sich für Bernd Schneider unter der Voraussetzung einer halbwegs gelungenen Rennstrategie sowie einer gelungenen Vollendung der guten Setup-Arbeit im Warm-up ein weiterer Schritt in Richtung Meisterschaft an, während der Gesamtdritte Jamie Green möglicherweise in der Meisterschaftstabelle einen Angriff auf Tom Kristensen starten kann...