Zehn Mal im Jahr tritt eine Mannschaft um Teamchef Ernst Moser die Reise zu den Rundstrecken der DTM-Welt an - seit nunmehr sechs Jahren. Zehn Mal im Jahr kämpfen sich die Mitglieder des Teams Phoenix vor Ort mehr oder minder unbeobachtet durch den Datendschungel der Abstimmungsarbeit, woran sich in umso größerem Rampenlicht der Kampf ihrer Piloten um Punkte und Podesterfolge anschließt. Verließen bis einschließlich 2005 Opel-Boliden die Phoenix-Boxen, so stellt sich Phoenix heute mit zwei Audi-Vorjahreswagen dem kritischen DTM-Zuschauer. Doch was steckt hinter dem Team, das die neue DTM seit ihren Anfängen im Jahr 2000 begleitet?

"Der Name Phoenix wurde nach der Sage 'Wie Phoenix aus der Asche' ausgesucht", erklärt Teammanager Frank Lynn die Namensgebung mit einem Blick in die Welt der griechischen Mythologie. Der Phönix als spätantikes Symbol der Unsterblichkeit mag für die Anfänge des Teams stehen: Den Rennmannschaften von Zakspeed und Toyota entstammen viele der Phoenix-Mitarbeiter, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen Neuanfang wagten und 1999 nach der Gründung des Teams um Ernst Moser Aufbauarbeit leisteten.

2003 fuhr man mit Opel einen Sieg auf der Nordschleife ein, Foto: Sutton
2003 fuhr man mit Opel einen Sieg auf der Nordschleife ein, Foto: Sutton

Angesichts der motorsportlichen Vorerfahrungen der Mitarbeiter ging diese umso schneller vonstatten: Schon im Gründungsjahr wagte das Team Phoenix den Einstieg in die STW und stellte sich ausgestattet mit der Tourenwagenversion des Audi A4 quattro bekannten Größen des Motorsports - unter anderem dem Team Abt. "Auf der Strecke Feind, aber abends Freund. Mit ihnen haben wir immer gut zusammengearbeitet, obwohl Abt für Audi gefahren ist und wir mit Opel", charakterisiert Frank Lynn das auch später in der DTM gute Verhältnis mit jenem Team, mit dem man sich seit dieser Saison wieder unter demselben Markendach befindet.

"Wir sind ein ziemlich kleines Team und wir wollen, dass die Leute, die an der Rennstrecke sind, auch permanent hier in der Firma sind", beschreibt Lynn den Gedanken hinter der nach wie vor nur 20 Personen umfassenden Grundmannschaft. Das im rheinland-pfälzischen Meuspath in unmittelbarer Nähe des Nürburgrings beheimatete Team bleibt seinen Traditionen treu: "Eine kleine Firma zwischen 20 und 80 Leuten ist angenehmer. Je weniger Leute, umso familiärer. Das liegt hier vielen Leuten am Herzen. Wir können so schnell reagieren, da die Wege bei uns recht kurz sind."

Lange Jahre genügte das quantitativ begrenzte Personal, um sich auch außerhalb der DTM auf die Jagd nach Erfolgen zu begeben. So stellte man sich mehrmals den Herausforderungen des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring, das man zwei Mal für sich entschied - im Jahre 2003 mit einem modifizierten Opel Astra Coupé aus der DTM. Auch aus der Teamwertung des Porsche Carrera Cups ging man 2001 und 2002 als Sieger hervor. In diesem Jahr jedoch versucht sich das Team um Ernst Moser an zwei weiteren Projekten, die zusätzliche Mitarbeiter erfordern:

So konzentriert sich eine Handvoll neuer Mitarbeiter auf den Einsatz eines Aston Martins in der FIA-GT-Serie, während sich weitere neu hinzugestoßene, in jenem Metier erfahrene Mitarbeiter mit dem Rallye-Projekt befassen: Mit dem Status eines Semi-Werksteams beginnen die Vorbereitungen auf einen Einsatz bei der Rallye Paris-Dakar mit Volkswagen, nachdem sich bereits in diesem Winter acht Mitglieder des Phoenix-Teams beim Dakar-Projekt der Wolfsburger einbrachten. "Wir wollen nicht, dass ein Projekt das andere behindert. DTM war immer unser Zugpferd", erklärt der Teammanager die interne Arbeitsteilung, wie sie sich auch in der räumlichen Trennung des Rallye-Projekts vom klassischen Motorsportgeschäft äußert, "wenn wir uns innerhalb der Firma helfen können, dann machen wir das natürlich. Aber jeder hat sein Projekt, das er sauber abarbeiten muss."

Auch der VW Race Touareg gehört zur erweiterten Phoenix-Flotte, Foto: VW
Auch der VW Race Touareg gehört zur erweiterten Phoenix-Flotte, Foto: VW

Doch bekanntlich stand und steht das Team Phoenix nicht nur angesichts der zitierten neuen in diesem Jahr vor neuen Herausforderungen. War man bei Opel sechs Jahre lang mit dem Einsatz von Neuwagen beauftragt und teilweise in die Entwicklung involviert, so folgte nun eine technische und mentale Umstellung. "Jetzt betreuen wir zwei Audi A4 DTM Jahreswagen. Wir wissen, dass wir nicht die Meisterschaft gewinnen können. Aber wir wissen auch, dass wir aus dem, was wir haben, das Beste machen", zeigt sich Lynn mit Blick auf die aktuelle Saison sowie die Punktejagd Christian Abts und Pierre Kaffers hoffnungsfroh, "wir reden hier nicht von Sekunden, sondern mal wieder von den berühmten Zehnteln, die uns von den neuen Wagen trennen."

Während Frank Lynn mit Blick auf die kommenden Jahre auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Audi und Volkswagen in den Bereichen DTM und Rallye hofft, nimmt die langjährige Kooperation mit Opel in der bisherigen Geschichte des noch jungen Teams das bei weitem größte Kapitel ein - eine Ehe mit Höhen und Tiefen...