Durchaus euphorisch hatte sich DTM-Debütant Daniel La Rosa am Samstag des Norisring-Wochenendes gezeigt: Mit Rang elf hatte der Mücke-Mercedes-Pilot den erhofften Startplatz in Schlagdistanz zu den Punkterängen erobert und dabei mit gleichem Material seinen wesentlich erfahreneren Teamkollegen Stefan Mücke, der in der ersten Session nach einem Fahrfehler seine C-Klasse beschädigt hatte, sowie Alexandros Margaritis geschlagen.

Wenngleich der Hesse keineswegs für allzu häufige Anfängerfehler bekannt ist, stand die Umsetzung des Startplatzes jedoch von Beginn an unter keinem guten Stern: Der Start misslang völlig, die gute Ausgangsposition war nach wenigen Sekunden zunichte gemacht. Der zunehmend routiniert agierende Daniel La Rosa führte sich auf diese Weise selbst noch einmal deutlich vor Augen, dass aller Anfang auch in der DTM schwer ist...

Daniel La Rosa bei ersten Tests im Februar, Foto: DTM
Daniel La Rosa bei ersten Tests im Februar, Foto: DTM

"Ich merke ja, dass ich noch immer Fehler bei Starts mache", gesteht La Rosa auch mit Blick auf kleinere, für den Zuschauer nicht direkt erkennbare Missgeschicke ein, "ich bin bisher immer froh gewesen, dass ich weggekommen bin, das war mir das Wichtigste. Man muss es immer weiter verfeinern, bis man irgendwann einmal an der Grenze ist." Eine Grenze, von der La Rosa ebenso wie die vier übrigen DTM-Neulinge naturgemäß nach wir vor weit entfernt ist, standen doch vor dem Saisonauftakt in Hockenheim nur begrenzte Übungsmöglichkeiten zur Verfügung:

Kurven mit Respektabstand

"Vor meinem ersten Rennen hatte ich nur fünf Testtage mit einem DTM-Auto. Das ist natürlich nicht einfach", blickt La Rosa auf seine ersten Gehversuche in der DTM zurück. Nach zwei Jahren in der Formel 3 Euro Series sowie einem weiteren Jahr in der World Series by Renault galt es, sich an die Eigenheiten eines Tourenwagens zu gewöhnen. "Die größte Umstellung lag darin, dass man nicht mit mehr die Reifen im Blickfeld hat, dass man links sitzt, die Sicht sehr eingeschränkt wird und es sehr warm wird im Fahrzeug", beschreibt La Rosa auch mit Blick auf die physische Kondition ungekannte Herausforderungen.

Jene wiederum fielen im Bereich des eigentlichen Fahrens weitaus weniger eklatant aus als angenommen - abgesehen von Anekdoten der ersten DTM-Kilometer, derer sich auch Daniel La Rosa heute mit einem Schmunzeln erinnert. "Bei meinem ersten Test hatte ich ein Problem mit Rechtskurven, ich war immer 20 Zentimeter vom Kerb weg, weil ich ihn einfach nicht gesehen habe", beschreibt der 20-Jährige die Problematik der im Vergleich zum Formel-Wagen stark veränderten Sitzposition, "aber anschließend haben mir die Ingenieure gesagt: Du hast noch ein Stück Platz!"

Boxenstopps ohne Personenschäden

Während man mittlerweile auch den Hanauer ebenso beherzt über die Randsteine räubern sieht wie seine 19 Fahrerkollegen, sind ebenso keine Knochenbrüche und Klinikaufenthalte der Mechaniker bekannt... Eben jener Alptraum eines jeden Neulings plagte auch Daniel La Rosa bei den ersten Boxenstoppübungen. "Die Boxenstopps kannte ich schon aus der Renault World Series, von daher war ich es schon gewohnt", gesteht La Rosa eine gewisse Vorerfahrung, die allerdings in der DTM nur bedingt weiterhalf: "Ein bisschen schwer war es aber mit Blick auf das Anhalten, auch wegen der Maße des Autos."

Auch in Nürnberg wurde es nichts mit dem ersten Punkten, Foto: Sutton
Auch in Nürnberg wurde es nichts mit dem ersten Punkten, Foto: Sutton

"Wenn die Mechaniker bereit stehen und sie links und rechts ganz dicht stehen und man genau in diesen engen Kanal fahren muss, darf man gar nicht mehr nach links und rechts schauen - sonst fährt man wahrscheinlich einen der Mechaniker um", kommentiert La Rosa die Schwierigkeit der ersten Boxenbesuche eines jeden Debütanten, "das sollte man natürlich nicht machen, denn ich will ja auch, dass sie mir vertrauen. Sonst springen sie beim nächsten Mal alle weg, wenn man kommt..." Das Vertrauen scheint mittlerweile hergestellt, sind doch zumindest keine Bilder eines die Flucht ergreifenden Mechanikers überliefert...

Einstieg mit Beistand

Dass der Jahreswagenpilot nach wie vor auf seine ersten DTM-Punkte wartet, liegt am Talent La Rosas ebenso wenig wie an der Unterstützung des Teams. Vielmehr hebt er den Technik-Crashkurs, wie er ihm seitens seines Renningenieurs offeriert wird, besonders lobend hervor. "Ich verstehe mich sehr gut mit meinem Ingenieur Wolfgang Zech, der eigentlich Stefan Mückes Ingenieur war", zollt Daniel La Rosa seinem Lehrmeister Respekt, "er erklärt mir, welche Änderungen er am Fahrzeug vornimmt und welche Auswirkungen das hat, damit ich das Verständnis für das Auto bekomme."

So erscheint es nach der ersten harten Lernphase nur noch als eine Frage der Zeit, bis der Mücke-Pilot jene ersten Punkte einfährt, die aus seiner Sicht schon auf dem Norisring "fällig" gewesen wären. Während seinen Vorgänger Alexandros Margaritis bis weit in die Saison hinein Eingewöhnungsschwierigkeiten plagten, bevor er für 2006 die Versetzung ins Persson-Team beantragte, scheint die Chemie zwischen Daniel La Rosa und dem Mücke-Team zu stimmen. Auch seinen obersten Vorgesetzten Norbert Haug plagen keine Zweifel: "Daniel La Rosa war auf Anhieb schnell, und von ihm werden wir noch was sehen..."