Die einstige Grundlage jeglichen DTM-Geschehens ist heute zumindest in der Wahrnehmung der Zuschauer in den Hintergrund geraten: Die Teams. Die Zeiten privater Einsätze eigener Fahrzeuge sind vorbei, die beiden werksseitig engagierten Hersteller dominieren das Bild. Und dennoch bilden die Teams auch heute die eigentliche Infrastruktur der DTM, ohne die die Engagements Audis und Mercedes' nur schwer durchführbar wären.

Das 1999 gegründete Team Phoenix um Teamchef Ernst Moser gehört seit dem Comeback der DTM zum festen Inventar der Serie. "Phoenix ist ein Einsatzteam und daraus setzt sich unser Know-how zusammen", definiert Phoenix-Teammanager Frank Lynn die Positionierung seines Teams, "unser Ziel ist ein Werksengagement - wie in diesem Jahr mit Audi Sport - und unsere Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen."

Doch nicht immer prangten auf den Fahrzeugen des Phoenix-Teams die Audi-Ringe: Nach einer Zusammenarbeit mit Audi 1999 im Rahmen der STW trennte man sich beim DTM-Einstieg 2000 von den Ingolstädtern, waren diese doch werksseitig zum damaligen Zeitpunkt noch nicht vertreten. Das Team Phoenix durchlebte die DTM-Zeit von 2000 bis 2005 mit Opel - mit allen Höhen und Tiefen der Rüsselsheimer.

(2) Phoenix & Opel: Höhen und Tiefen einer Ehe

Das erste Jahr mit Opel wurde das erfolgreichste, Foto: Sutton
Das erste Jahr mit Opel wurde das erfolgreichste, Foto: Sutton

Im ersten Jahr der Zusammenarbeit gab es auf beiden Seiten nichts zu beklagen: Während Opel mit dem Astra Coupé für die Comeback-Saison ein konkurrenzfähiges Fahrzeug entwickelt hatte, lag die Qualität der Phoenix-Arbeit auf einem ebenso hohen Niveau. Die ins Team Phoenix beorderte, damalige Opel-Speerspitze Manuel Reuter kämpfte mit Mercedes-Konkurrent Bernd Schneider lange auf Augenhöhe um den DTM-Titel, bevor er sich schließlich durch einen Reifenschaden am Sachsenring geschlagen geben musste. Auch Phoenix gelang mit Platz zwei der Teamwertung ein beachtlicher Einstiegserfolg.

Auf die beiden Vizetitel sollte 2001 der Durchbruch folgen - stattdessen jedoch schloss sich sowohl für Phoenix als auch für Opel eine 51 Rennen lang währende Durststrecke im Kampf um Rennsiege an. Die Opel-Ingenieure hatten das Niveau der vergangenen Saison nicht halten können, dem Phoenix-Team waren somit mit Blick auf die Rennresultate die Hände gebunden. Dass man mit dem auf Gesamtrang neun befindlichen Reuter erneut den besten Opel-Piloten stellte, war nur ein schwacher Trost.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Das erste Auto war gut, das zweite weniger, und weil damit die Basis für das nächste Jahr nicht perfekt war, musste man das Wagnis einer kompletten Neukonstruktion eingehen. Die Saison 2002 verlief deshalb kaum besser als das Vorjahr und stellte somit durchaus einen Kontrast zur Folgesaison 2003 dar. Wenngleich das Siegpotenzial des Opel Astra Coupé des Jahrgangs 2003 erneut vergleichsweise begrenzt war: Mit der Neuverpflichtung Peter Dumbrecks lief das Team Phoenix zur Höchstform auf - und distanzierte die übrigen Opel-Einsatzteams oftmals deutlich.

"Wenn man bei den ersten Rennen wenige Punkte einfährt, wird die Restsaison schwierig - denn oft wird das Fundament einer erfolgreichen Meisterschaft in den ersten zwei oder drei Rennen gelegt. Man hat nicht den gewissen Fluss wie diejenigen, die über das ganze Jahr hinweg vorne liegen", berichtet Lynn von seinen Beobachtungen. Den Umkehrschluss erfuhr er in der Zusammenarbeit mit Dumbreck: Während der ersten drei Saisonrennen 2003 landete der Schotte konstant in den Punkten, um die insgesamt sechs Rennen währende Erfolgsserie auf dem EuroSpeedway Lausitz in Form eines zweiten Platzes zu krönen. Aber nicht nur in der DTM gab es Erfolgserlebnisse: Eine Woche vor dem Erfolg am EuroSpeedway errang Phoenix mit dem Astra V8 einen historischen Sieg für Opel beim 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring - vielleicht der größte Erfolg in der Zusammenarbeit.

In Zandvoort fuhr Frentzen das bisher letzte Podium des Teams ein, Foto: Sutton
In Zandvoort fuhr Frentzen das bisher letzte Podium des Teams ein, Foto: Sutton

"Zum Teil haben wir uns auch selber schon mal auf den Füßen gestanden", muss Lynn auch mit Blick auf die ansonsten nahezu perfekte Teamleistung des Jahres 2003 gestehen - einen Sieg Timo Scheiders in Zandvoort vereitelte man mit einem misslungenen Boxenstopp. Jene verpasste Gelegenheit gedachten Phoenix und Opel 2004 in der fünften Saison der Zusammenarbeit nachzuholen: "2004 kam der Modellwechsel, es war sowohl für Audi und Mercedes als auch für Opel und uns sehr neu, es kam eine komplette Neukonstruktion."

Die Hoffnung auf den Aufschwung mit dem neuen Opel Vectra GTS bestätigte sich nicht. Im Vorfeld war Günther Steiner vom Jaguar-Formel-1-Team zu Opel gewechselt, um fortan die Entwicklung des viertürigen Rennboliden zu leiten. Man sah zur damaligen Zeit einen Umbruch in der Rüsselsheimer Entwicklungsabteilung: "Wenn ein neuer Mann hinzukommt, ist es nicht wie ein umgelegter Schalter, sondern die Zusammenarbeit bedarf einer gewissen Zeit. Im Gegensatz zu Audi und Mercedes, die aus jahrelanger Erfahrung und einer gewachsenen Struktur ihren Vorsprung halten konnten."

Einem erfolglosen Jahr 2004 schloss sich 2005 im Jahr des Opel-Abschieds in Form zweier Podestplätze des dem Phoenix-Team zugeteilten Heinz-Harald Frentzen ein würdiger Abschluss an. Wenngleich man bei Phoenix der Arbeit der Opel-Entwicklungsingenieure vermutlich nicht immer nur mit Begeisterung begegnen konnte - die Ehe mit Opel wurde im Frieden geschieden: "Unser Resümee der Zusammenarbeit ist sehr positiv, schade, dass wir uns trennen mussten. Die Zusammenarbeit hatte einen familiären Charakter."