Birgt für gewöhnlich der britische Linksverkehr so manche Schwierigkeit für Auto fahrende Bewohner des europäischen Festlands, so stellten sich die englischen Spezifitäten für die DTM-Piloten in Brands Hatch heute anders dar: So mancher Fahrer machte in mehr oder weniger auffälliger Form Bekanntschaft mit den Tücken des im Uhrzeigersinn gefahrenen Kurses - vornehmlich in den Rechtskurven...

Reger Verkehr am Samstagmorgen

Zunächst jedoch begann der Tag ohne weitere Auffälligkeiten: Hoch motiviert versuchten die Piloten beim vormittäglichen Samstagtraining ihr Glück auf der Suche nach einer gelungenen Qualifying-Abstimmung. Mit Ausnahme Stefan Mückes, der mit Lenkungsproblemen zu kämpfen hatte, drehte das Fahrpersonal der Ingolstädter und Stuttgarter Rennmannschaften fleißig seine Runden.

Auch das Ergebnis des dritten Tests vermochte nach dem gestrigen Tage kaum noch zu überraschen: Wie schon beim ersten Training überzeugte mit Frank Stippler ein Audi-Jahreswagen an der Spitze, dicht gefolgt vom Meisterschaftsführenden Tom Kristensen. Der Däne ging so als logischer Pole-Favorit ins Rennen um den besten Startplatz.Frank Stippler überzeugte beim Samstagstraining, Foto: Sutton

Frank Stippler überzeugte beim Samstagstraining, Foto: Sutton

Die Tücken des Rechtsverkehrs

Jener Kampf um die Pole Position schien für die Protagonisten eine weitere Motivationsspritze darzustellen - zugleich wurde die Risikobereitschaft gefördert. Und so forderten die zahlreichen Rechtskurven des Brands-Hatch-Kurses ihre prominenten Opfer. "Ich habe beim Einlenken die Kontrolle verloren", berichtete Heinz-Harald Frentzen, der in Turn 1 offenbar die Bodenwellen und den damit einhergehenden Auftrieb unterschätzt hatte - der Mönchengladbacher entkam einem spektakulären Einschlag in die Reifenstapel unverletzt.

"Wir müssen das Auto wieder auf das hohe Level bringen, auf dem es bis zum Crash war - das ist unsere Herausforderung", beschreibt der Audi-Pilot die Aufbauarbeit der Mechaniker. Mika Häkkinen zeigte sich mit seinem Ex-Formel-1-Kollegen solidarisch - nahezu zeitgleich verlor der Finne die Kontrolle über seine Mercedes C-Klasse, nachdem er zu weit über die Curbs der letzten Kurve gefahren und mit dem linken Hinterrad ins Kiesbett gekommen war. Konsequenz war auch hier ein Einschlag in die Boxenmauer.

Die erste sowie die letzte Kurve hätten um ein Haar noch mehr Kohlefaserscherben gefordert. "Ich war in der ersten Session Neunter, konnte diese Zeit jedoch auf Grund eines Verbremsers in der letzten Kurve in der zweiten Session nicht fahren", berichtete Alexandros Margaritis, während Bernd Schneider angab, "beim letzten Versuch in der ersten Kurve leichte Probleme gehabt" zu haben. Selbst Pole-Setter Tom Kristensen musste zugeben: "Auch ich habe brenzlige Momente erlebt, zum Beispiel in der ersten Runde der zweiten Session, ebenfalls in Turn 1..."

Audi und Mercedes im Kreisverkehr

In einem der in Großbritannien so beliebten "Roundabouts" schien sich auch die Performance von Audi und Mercedes zu befinden: Sie schien sich im Kreis zu drehen, änderte sich doch seit dem ersten Test bislang nichts daran, dass Audi und Tom Kristensen den Ton angeben. Nachdem die Mercedes-Youngster Jamie Green und Bruno Spengler nach unauffälligen Vorstellungen in den Tests mit Spitzenpositionen in den ersten beiden Qualifying-Sessions aufhorchen ließen, hätte sich Tom Kristensen während des letzten Durchgangs nur selbst schlagen können.

Auch Häkkinen lernte die Tücken des Rechtsverkehrs kennen, Foto: Sutton
Auch Häkkinen lernte die Tücken des Rechtsverkehrs kennen, Foto: Sutton

Anders als in der vergangenen Saison, als auch der Däne in den Qualifyings so manches Missgeschick an den Tag legte, wartete man darauf bei Mercedes vergeblich. Die ohnehin schon mehr als nur rekordverdächtige Zeit von 42,599 Sekunden, die Kristensen während seines ersten Versuchs als Messlatte gelegt hatte, war nur für den Meisterschaftsführenden selbst zu übertreffen: Eine Rundenzeit von 42,406 Sekunden bedeuteten zweieinhalb Zehntel Abstand auf den zweitplatzierten Qualifying-Spezialisten Green.

"Ausgerechnet in England vor Jamie zu stehen, macht uns und mich selbst sehr stolz", reagierte Kristensen in sympathischer Weise auf seine Pole Position - braucht allerdings wohl kaum damit zu rechnen, dass man bei Mercedes an die Rennperformance der ersten beiden Rennen vollständig anknüpfen kann. Mit Frentzen und Mattias Ekström auf den Startplätzen drei und vier scheinen die Ingolstädter auch die fahrerische Mannschaftsleistung allmählich in den Griff zu bekommen, die Audi-Jahreswagen zeigten sich so stark wie bislang in dieser Saison noch nie.

Dass Tom Kristensen somit morgen gegen den nur sechstplatzierten Bernd Schneider im Meisterschaftskampf ein Erfolg gelingt, darf somit längst nicht nur auf Grund des Ingolstädter Gewichtsvorteils als nicht ganz unrealistisch gelten - ein großzügiges Umfahren der Tücken des Rechtsverkehrs vorausgesetzt...