Das Rennen läuft schon seit einigen Runden. Die Fahrer befinden sich im Zweikampf. Da kommt der Funkspruch und zur Unterstützung die Boxentafel: "Rein zum Boxenstopp". Noch eine Runde, dann rein in die Boxengasse. Jetzt nur nicht zu schnell sein.

Jetzt ist Präzision gefragt, damit alles reibungslos klappt, Foto: DTM
Jetzt ist Präzision gefragt, damit alles reibungslos klappt, Foto: DTM

Je nachdem, wann der Fahrer zum Boxenstopp gerufen wird, stehen gleich mehrere Teams in der Boxengasse bereit. Jetzt ist Konzentration und größte Präzision verlangt. Nicht nur, dass er seine Box in dem ganzen Gewusel finden muss, es bleibt ihm auch nur eine enge Gasse in der Boxencrew. Nun kommt es darauf an, seinen Boliden auf den Punkt zum Stehen zu bringen. Das bestätigt auch Frank Stippler vom Audi Team Rosberg: "Du musst am Ziel genau anhalten, weil du der Boxencrew das Arbeiten damit ungemein erleichterst. Alles, was du darüber hinausschießt, seien es nur 20-30 cm, verzögert den Boxenstopp unheimlich. So muss zum Beispiel der Mann mit der Tankkanne nachsetzen." Um es dem Fahrer zu erleichtern, ist die genaue Halteposition auf dem Boden markiert.

Kaum steht das Fahrzeug, beginnt die Arbeit der Mechaniker. Aber auch während der nicht mal vier Sekunden ist der Fahrer nicht untätig. Die Bremse muss die ganze Zeit getreten werden, damit die Räder sich beim Wechsel nicht mitdrehen. Ansonsten wartet der Pilot darauf, dass der Bolide wieder seine vier Räder auf den Boden bekommt. Kaum merkt der Fahrer, dass es losgeht, tritt er sofort aufs Gas und rast los. Dabei achtet wirklich nur er auf das Ablassen des Wagens. Sollte es technische Probleme geben oder ein Auto von hinten kommen, können nur die Ingenieure vom Kommandostand aus eingreifen und den Fahrer warnen.

Eigentlich geht man als Zuschauer davon aus, dass die Fahrer vor einem Boxenstopp sehr nervös sind. Aber zumindest bei Frank Stippler hält es sich in Grenzen: "Der Ablauf ist von der Konzentration her sehr anstrengend und da hat man keine Zeit nervös zu sein. Unruhig wirst du, wenn du Leerlauf hast." So kann es kritisch werden, wenn ein Boxenstopp ungewöhnlich lange dauert. Wenn dann das Auto doch losfahren kann oder runtergelassen wird, ist das der klassische Fall, bei dem der ein oder andere Fahrer vielleicht das Auto abwürgt. Immer wenn die Fahrer Zeit haben über den Stopp nachzudenken, besteht die Gefahr einen Fehler zu machen. Ansonsten ist der Boxenstopp für die Piloten ein automatisierter Ablauf.

Wie wichtig ein perfekter Boxenstopp ist, erklärt Frank Stippler eindrucksvoll. "Wenn du auf der Rennstrecke ähnlich schnelle Autos hast, dann ist der Stopp ein großer Parameter für ein gutes Ergebnis. Wenn man sich die Trainingszeiten vor Augen hält und du bist auf ein Zehntel genauso schnell, wie die zwei Fahrer hinter oder vor dir. Dann kann man sich ausrechnen: Um eine Sekunde wettzumachen, musst du zehn Runden lang ein Zehntel schneller fahren. Das ist schwer genug und dauert auch noch zehn Runden. Aber eine Sekunde ist wie nichts weg beim Boxenstopp."

Tielemans und seinem Team fehlt noch Erfahrung., Foto: Audi
Tielemans und seinem Team fehlt noch Erfahrung., Foto: Audi

Damit dürfte auch wohl jedem klar sein, dass man einen guten Boxenstopp nicht gerade aus dem Ärmel schüttelt. So braucht ein Fahrer bis zu fünf Rennen mit zugehörigem Training, um den Ablauf zu automatisieren. Aber auch danach muss regelmäßig trainiert werden. Das gilt auch für Frank Stippler: "Vor der Saison üben wir 50-60 Stopps mit dem ranfahrenden Auto und bleiben dann auch während der Saison immer dran. Die Boxenstopps während der Rennen reichen einfach nicht aus." Das können die Zuschauer sehr gut noch am Team Futurecom TME beobachten. Dort sind Team und Fahrer neu in der DTM und brauchen immer noch Zeit, sich aufeinander einzustellen.

So trainieren die Boxencrews an den Rennwochenenden jeden Abend. Da wird der Bolide allerdings in seine Position geschoben und nur der eigentliche Ablauf des Stopps simuliert. Mit dem ranfahrenden Fahrzeug stellt sich die Sache schon komplexer dar. Dies simuliert das Team meistens bei den Testfahrten, da dort Zeit und Strecke verfügbar sind. Dabei fährt der Pilot eine Runde, kommt zum Boxenstopp, fährt wieder eine Runde und kommt wieder rein.

Zwei Mal steht ein DTM-Pilot während des Rennens für maximal vier Sekunden zwischen seinen Mechanikern. Doch damit alles perfekt klappt ist stundenlanges Training und viel Erfahrung nötig. Drücken wir also den Teams die Daumen, dass ihre Arbeit oft belohnt wird.