Der Sturm als Dauerthema in der Magdeburger Börde ist den Gästen von Oschersleben bereits seit dem vergangen Jahr bekannt: Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 110 Stundenkilometern verhagelten der DTM den zweiten Teil ihres damaligen Qualifyingsformats, der Super Pole. Galt für den gestrigen Freitag noch die "Ruhe vor dem Sturm", so bestätigte sich heute, dass sich Geschichte nur allzu gern wiederholt - insbesondere in Sachsen-Anhalt...

Der werbefreie Sturm

So kamen Piloten, Teammitglieder und Zuschauer nach den moderaten Wetterverhältnissen des Freitags auch am Samstagvormittag wieder in den zweifelhaften Genuss stürmischer Erlebnisse: Die Windverhältnisse sorgten angesichts schaukelnder Ampelmasten für eine Unterbrechung des Trainings sowie für das Abmontieren der Werbetafeln...

Tom Kristensen beschrieb uns das Fahren mit stürmischer Begleitung. "Der Wind spielt ein bisschen rein, aber es spielt keine so große Rolle wie in früheren Zeiten mit Formel-Autos", erläutert der erfahrene Däne, "man spürt ihn, aber es macht nicht so viel aus. Eventuell gewinnt oder verliert man schon ein paar Hundertstel beim Richtungswechsel, das macht es ein bisschen schwieriger, genau konstant alles auf den Punkt zu bringen."

Tom Kristensen setzte dem Vormit-tagssturm Ruhe entgegen, Foto: Audi
Tom Kristensen setzte dem Vormit-tagssturm Ruhe entgegen, Foto: Audi

Wäre für den Abend ein weiteres Training angesetzt gewesen, so hätte Kristensens Kommentar womöglich ehrfürchtiger ausgesehen: Die abendlichen Sturmböen übertrafen die des Vormittags bei weitem und sorgten für Verwüstungen im Mercedes-Motorhome sowie die Absperrung des Fahrerlagers...

Ingolstädter Sturm nach der Ruhe

Hatte man in Audi-Reihen gestern äußerst gelassen auf den Stuttgarter Sturm auf die Spitze der Zeitenlisten am Ende des zweiten Tests reagiert, nachdem man zu Gunsten des Reifensparens auf einen Konter verzichtete, so folgte auf die Ingolstädter Ruhe und Gelassenheit am beim freien Samstagstraining der stürmische Gegenangriff: Martin Tomczyk, Mattias Ekström, Heinz-Harald Frentzen und Tom Kristensen eroberten geschlossen die Spitze, gefolgt von Frank Stippler im Rosberg-Audi.

Während Stippler auch im Qualifying zu brillieren vermochte, stellte sich jene scheinbare Audi-Dominanz zumindest tendenziell als Strohfeuer heraus, das vom Mercedes-Sturm des frühen Nachmittags teilweise ausgeblasen wurde...

Jamie Green scheiterte nur knapp an der Pole, Foto: DTM
Jamie Green scheiterte nur knapp an der Pole, Foto: DTM

Finaler Sturm aus Südwest

Das letzte Exemplar der zahlreichen Stürme sollte aus dem Südwesten, insbesondere dem Raum Stuttgart, heranziehen... Und so musste Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich nach der mit neun Tausendstel Vorsprung denkbar knappen Pole von Seiten Tom Kristensens unumwunden gestehen: "Die Freude über die Pole ist sicherlich das Wichtige, natürlich gehört auch dazu, dass man die starke Mannschaftsleistung von Mercedes ganz einfach zur Kenntnis nehmen muss."

Sah es zunächst so aus, als könne Audi die beinahe schon traditionsgemäß wenig begeisternde Mannschaftsleistung der Neuwagenpiloten in Oschersleben nach oben korrigieren, als während der ersten Qualifying-Session vier Abt-Piloten und den Top 5 auftauchten, so bröckelte jene so standhaft erscheinende Audi-Mauer im Laufe des Qualifyings erheblich: Nachdem bereits die Ränge drei, fünf, sieben und neun bei Session Nummer zwei bereits nichts Gutes erahnen und Mattias Ekström mit Blick auf die dritte Session außen vor bleiben ließen, so gaben die Mercedes-Piloten auch in der finalen Session keine Ruhe mehr.

Stippler sorgte mit Rang acht für eine Überraschung, Foto: Audi
Stippler sorgte mit Rang acht für eine Überraschung, Foto: Audi

Die Plätze zwei, drei und fünf für Jamie Green, Bruno Spengler und Mika Häkkinen bedeuten für Pole-Setter Kristensen Ungemach. "Wir hatten gehofft, dass mehr Audi an der Spitze sind", beklagte Kristensen nach dem Qualifying und muss sich vom Gedanken verabschieden, im Falle kleinerer Missgeschicke ein Schutzschild in Form eines Markenkollegen in seiner Nähe zu haben... Dass selbst der viertplatzierte Mika Häkkinen für sich "alle Chancen offen" sieht und bezüglich der Rennstrategie seiner Mercedes-Mannschaft äußerst optimistisch zu sein scheint, stellt keinen Balsam auf die Ingolstädter Seele dar.

Hinsichtlich der Fahrerwertung darf das neue Audi-Zugpferd Kristensen angesichts des eher enttäuschenden sechsten Startplatzes von Seiten Bernd Schneiders dennoch gelassen an die Mission seines zweiten DTM-Sieges herangehen. Ein Blick auf die aktuellen Wetterprognosen für den Sonntag ist für den Dänen hingegen zu vermeiden, werden doch trotz insgesamt freundlicherer Wetterverhältnisse und konstanter Temperaturen weiterhin Windböen mit gleich bleibender bis stärkerer Geschwindigkeit vorausgesagt - Richtung: Südwest...