Während der erste Test böse Erinnerungen an das Lausitz-Debüt der DTM im Jahr 2000 erweckte, als das Rennen auf Grund starker Regenfälle nach wenigen Runden sprichwörtlich ins Wasser fiel, präsentierte sich der östlichste Kurs des DTM-Kalender zwar beim zweiten Training am Nachmittag trockener, verursachte aber dennoch weiterhin Rutschpartien - diesmal verglichen mit dem ersten Test jedoch in den Zeitenlisten...

Rutschen auf dem Asphalt

"Dieser Freitag gehört zu einem der schlimmsten meiner ganzen Karriere", konstatierte Phoenix-Pilot Christian Abt nach Ablauf des vormittäglichen Tests. Nicht nur die Getriebeprobleme des Allgäuers zeichneten sich hierfür verantwortlich - auch ein Ausritt von der spiegelglatten Strecke in die Auslaufzonen trugen nicht zu guter Laune bei. Tom Kristensen bestätigte: "Ich kann mich kaum erinnern, jemals auf einer Strecke mit so wenig Grip gefahren zu sein wie heute Vormittag auf dem nassen EuroSpeedway."

Das Set-up der C-Klasse blieb im Regen eine beständige Baustelle, Foto: DTM
Das Set-up der C-Klasse blieb im Regen eine beständige Baustelle, Foto: DTM

Dennoch traf der verstimmte Abt im Audi-Lager größtenteils auf freudige Mienen: Mit sieben Fahrzeugen hatten die Ingolstädter am Vormittag souverän die Top Ten erinnert, Mattias Ekström hatte den Zweitplatzierten Timo Scheider im Vorjahres-Audi um sieben Zehntel distanziert, mit weiteren vier Zehnteln Abstand schloss sich erst auf Rang fünf Bernd Schneider als bester Mercedes-Pilot an.

"Es war ein guter Testtag für uns. Wir haben im Regen schnell eine gute Abstimmung für das Rennen gefunden, mit der ich mich auf Anhieb wohl gefühlt habe", gab Mattias Ekström zufrieden zu Protokoll - möglicherweise auch zu seinem eigenen Erstaunen: Waren es zum Ende der Saison 2005 noch die Stuttgarter, die sich mit feuchten Streckenbedingungen noch deutlich besser arrangierten, so besteht kaum ein Zweifel daran, dass sich die Audi-Mannschaft auch für die kommenden Tage einen beträchtlichen Set-up-Vorsprung erarbeitet hat - sollte die Regenwahrscheinlichkeit gemäß den Vorhersagen hoch bleiben.

Bei Mercedes haderte man dagegen mit dem Wetterschicksal. "Man muss da einfach ausprobieren, fast fühlen, wo man den meisten Grip hat - manchmal ist das Optimale genau das Gegenteil der Linie, die eigentlich die logische wäre", beschreibt Mika Häkkinen die missliche Lage der Fahrer. Und auch die Mercedes-Ingenieure konnten sich möglicherweise des Eindrucks nicht erwehren, dass beim morgendlichen Set-up "das Optimale genau das Gegenteil" dessen war, was eigentlich logisch gewesen wäre...

Rutschen auf dem Papier

Fanden die Rutschpartien am Vormittag noch vornehmlich auf dem Asphalt statt, so verlegten sich die Piloten am Nachmittag darauf, in nicht minder spektakulärer Form auf dem Papier zu rutschen - auf jenen Papieren, die mit den Zeitenlisten bedruckt waren. Während die Audi-Piloten nach unten rutschten, machten die Mercedes-Fahrer gemeinsam einen Satz nach oben.

Der Schein trügt: Im Trockenen ging es für Audi bergab, Foto: Audi
Der Schein trügt: Im Trockenen ging es für Audi bergab, Foto: Audi

"Ich bin sehr zuversichtlich, ich glaube, wir hatten heute früh im Nassen am Anfang noch nicht die optimale Abstimmung, aber das, was wir dann zusammen mit den Ingenieuren erarbeitet haben, ist, denke ich, ziemlich gut", schildert Mika Häkkinen die deutliche Aufwärtstendenz bei Mercedes, "im Trockenen hat es dann auf jeden Fall gut funktioniert." Und so kam auch Mattias Ekström nach der vormittäglichen Euphorie, als bester Audi-Pilot nun auf Rang drei gerutscht, zur Erkenntnis: "Eines ist klar: Wir müssen und werden noch zulegen, um Mercedes hier zu schlagen."

Mit drei Zehnteln Rückstand auf den auf Platz eins brillierenden HWA-Junior Bruno Spengler fiel das Defizit des Schweden noch vergleichsweise harmlos aus - mit Martin Tomczyk und 65 Hundertsteln Rückstand folgte der zweitbeste A4-Pilot erst auf Platz acht. Der Beweis für die eigentliche Performance der Stuttgarter? Zumindest dürften sich allzu große Befürchtungen der Stuttgarter bezüglich des zehn Kilogramm betragenden Gewichtsnachteils gelegt haben.

Während es Audi nicht vollends gelang, von einer perfekten Regenabstimmung die 180-Grad-Wende hin zu einer ebenso perfekten Trockenabstimmung zu vollbringen, tat man sich bei Mercedes angesichts einer offenbar weniger kompromisslosen Regenabstimmung bei der Umstellung leichter. Und dürfte sich im Falle eines trockenen Qualifyings eines gewissen Vorteils durchaus sicher sein...