Ohne Werksunterstützung wie bisher, dafür wieder mit Red Bull als Sponsor: Abt Sportsline bleibt Audi trotz des Ingolstädter Vorstand-Bebens treu und setzt in der DTM-Saison 2024 weiterhin zwei R8 LMS GT3 mit den Fahrern Ricardo Feller und Kelvin van der Linde ein.

Dabei hätten die Äbte angesichts des wegfallenden Audi-Supports sicherlich andere Optionen gehabt, etwa mit einem Wechsel auf den Lamborghini, den der Rennstall seit diesem Jahr auf der Nürburgring-Nordschleife einsetzt.

"Es gab Alternativen und wir haben uns mit beiden Parteien (Audi und Lamborghini; d. Red.) unterhalten", sagte Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk am Rande des Hockenheim-Finales zu Motorsport-Magazin.com. "Nach über 20 Jahren Zusammenarbeit wäre solch ein Schritt aber nicht leichtgefallen, auch, wenn sich die Rahmenbedingungen für uns ändern. Wenn du so lange einen treuen Partner an deiner Seite hast, bist du nicht wie ein Fähnchen im Wind und gibst das einfach auf."

Ab 2024 muss Abt Sportsline zwar auf finanzielle Unterstützung von Audi Sport verzichten, nachdem die Ingolstädter dem Formel-1-Einstieg 2026 alles andere untergeordnet haben. Mit dem zurückgekehrten und langjährigen Sponsor Red Bull hat Abt-Marketingchef Harry Unflath aber einmal mehr einen echten Coup gelandet, der bei der Finanzierung des DTM-Programms eine wichtige Rolle spielen dürfte.

Abt Sportsline präsentiert Audi R8 LMS GT3 und Red Bull als Sponsor beim DTM-Finale in Hockenheim
Großer Andrang bei der Abt-Präsentation am Rande des DTM-Finales in Hockenheim, Foto: Abt Sportsline

Im kommenden Jahr vertraut Abt Sportsline auf seine starke und erfahrene Ingenieurs-Mannschaft, um an die bisherigen Erfolge mit Audi und dem R8 LMS GT3 anzuknüpfen. Wie es nach 2024 weitergeht, wenn die Homologation des aktuellen Modells endet, ist noch nicht bekannt. Eine weitere Evo-Stufe des Audi R8 soll nach aktuellem Stand nicht geplant sein. Tomczyk: "Es gibt weltweit kein Team, dass sich so gut mit Audi auskennt wie Abt Sportsline. Darauf setzen wir im nächsten Jahr und hoffen, dass es sich auszahlt."

Auf Ausnahmen beim bevorstehenden Ende der Audi-Kundensport-Unterstützung kann der Rennstall aus Kempten unterdessen nicht hoffen. Am im Juli dieses Jahres beschlossenen Vorstand-Entscheid hat sich bis dato nichts geändert. Die Äbte erhalten ebenso wie alle weiteren Audi-Kundenteams weiterhin einen sogenannten 'Extended Customer Support', darüber hinaus aber keine finanziellen Mittel.

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"Audi Sport freut sich, dass trotz der nach wie vor bestehenden Änderung, dass wir keinen Support mehr geben, das Team Abt Sportsline weiter auf uns vertraut", sagte Audi-Motorsportchef Rolf Michl zu Motorsport-Magazin.com. "Wir werden mit unserer Kompetenz vor Ort und auch bei Ersatzteilen unterstützen, aber nicht mehr in der Form wie dieses Jahr."

Michl weiter über seinen früheren Arbeitgeber und langjährigen Audi-Partner Abt Sportsline, der zu den weltweit wichtigsten Veredlern von Straßenautos mit den vier Ringen zählt: "Die Äbte zählen zu den etabliertesten und erfolgreichsten Teams in der DTM. Wenn sie trotz der deutlichen Änderung der Rahmenbedingungen weiter auf unser Produkt vertrauen, dann spricht das auch für das Produkt mit Blick auf die Performance und laufenden Kosten."

Abt Sportsline präsentiert Audi R8 LMS GT3 und Red Bull als Sponsor beim DTM-Finale in Hockenheim
Abt-Marketingchef Harry Unflath, Abt-Motorsportdirektor Martin Tomczyk und die Fahrer Kelvin van der Linde sowie Ricardo Feller, Foto: Abt Sportsline

Ob weitere Kundenteams den Audi R8 LMS GT3 in hochklassigen Rennserien wie der DTM, der GT World Challenge oder bei den wichtigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring oder in Spa einsetzen, ist noch nicht bekannt. Mit Comtoyou Racing hat sich bislang erst ein namhaftes Team verabschiedet und ist zu Aston Martin gewechselt. Der Abschied vom Top-Team WRT hin zu BMW stand bereits seit längerer Zeit fest, nachdem Audi sein geplantes LMDh-Projekt für die Rückkehr nach Le Mans eingestampft hatte.

"Es laufen viele Gespräche für das nächste Jahr", sagte Michl, ohne konkrete Namen nennen zu wollen. "Ich hoffe, dass noch weitere Teams genauso weitermachen. Der Audi R8 ist nach wie vor ein performantes Produkt. Da können wir uns sehen lassen." Zum Jahr 2022 brachten die Ingolstädter die zweite Evo-Stufe des GT3-Fahrzeugs auf den Markt, das in unterschiedlichen Modellvarianten bereits seit 2009 Rennen bestreitet und zu den erfolgreichsten am Markt zählt.