Was beim sprechenden Marcel Fässler noch halbwegs zutreffen mag, bestätigte sich in dieser Saison vor allem im Qualifying nicht im Geringsten: Das Klischee von der schweizerischen Langsamkeit. Insbesondere während der ersten Saisonhälfte war es Fässler, der der schwächelnden Opel-Mannschaft wenigstens in der Super Pole zu dem einen oder anderen Achtungserfolg verhalf; auf dem Norisring vergab der Schweizer nur mit einigem Pech die Chance auf den Sieg.

Vergebene Siegchancen auf dem Norisring, Foto: Sutton
Vergebene Siegchancen auf dem Norisring, Foto: Sutton

Ob die berufliche Zukunft des 29-Jährigen mit einem Sieg in Nürnberg bereits in trockenen Tüchern wäre, bleibt Spekulation - fest steht jedoch: Nach sechs Jahren in der DTM steht der junge Familienvater ohne Cockpit da. Während in Reihen seiner ehemaligen Opel-Kollegen Laurent Aiello seine Rennfahrerkarriere für beendet erklärt hat, der 43-jährige Manuel Reuter innerlich mit der DTM abgeschlossen haben dürfte und Heinz-Harald Frentzen Ausschau nach einem Cockpit in den USA hält, hat Marcel mit der DTM noch eine Rechnung offen.

"Mein Ziel ist, in der DTM zu bleiben", bekundete er gegenüber DTM-news. Ein Ziel, das bereits wildeste Spekulationen hervorgerufen hatte: So wurde bereits die Gründung eines eigenen Privatteams, bestückt mit den Vectra GTS der Saison 2005, mit Unterstützung von GMAC kolportiert - bis das Verbot des nächstjährigen Einsatzes der Vectra von Seiten Opel und GM endgültig feststand. "Es würde einige andere Alternativen geben, aber wie erwähnt ist mein Ziel die DTM", gibt der dreifache DTM-Sieger die Hoffnung noch nicht auf.

Karriereendstation Opel?, Foto: Sutton
Karriereendstation Opel?, Foto: Sutton

Dabei erscheint eine Rückkehr zu Mercedes, insbesondere zu den etablierten Stern-Teams H.W.A. und Persson, vergleichsweise unrealistisch, konnte Fässler doch in den vier Jahren bei H.W.A. in Qualifying und Rennen immer wieder Highlights setzen - der Durchbruch misslang jedoch. Überdies konnte man sich in den Reihen der Stuttgarter kaum über eine mangelnde Performance des aktuellen Fahrerkaders beklagen - anders als bei Audi, wo die Mannschaftsleistung der Piloten teilweise zu wünschen übrig ließ:

So sind es wohl die Ingolstädter, bei denen Marcel Fässler seine Chance wittern könnte - wobei hier ein Cockpit im Jahreswagen als die realistischste Alternative erscheint. In Bezug auf die wenig erfolgreiche Zeit bei Opel scheint der Eidgenosse bereits passende Formulierungen für das Bewerbungsschreiben parat zu haben: "Wenn es mal nicht läuft, arbeitet man auch als Fahrer noch viel härter. Ich lernte intensiv, unser Auto weiterzuentwickeln und konnte viel an Erfahrung mit Abstimmungsarbeit dazulernen und umsetzen. Das ist eine sehr spannende Arbeit, die auch mich weiter brachte..."