Beim Formel-1-Rennwochenende in Katar wurde den Fans ein Übel des modernen Motorsports wieder einmal eindrucksvoll vor Augen geführt: Track Limits. Diskussionen über Verstöße gegen die Streckenbegrenzungen waren im Wüstenstaat allgegenwärtig, und beim Zählen kam man kaum noch hinterher. Im Hauptrennen sprach die Rennleitung zehn 5-Sekunden-Strafen in Folge von Track Limits aus, die während des Rennens oder im Anschluss verteilt wurden.

127 Rundenzeiten wurden über alle Sessions hinweg auf dem Losail International Circuit gestrichen, alleine 51 davon im Rennen. Eine Situation, mit der wohl niemand glücklich sein dürfte, die angesichts der heutigen Rennstrecken mit ihren voluminösen Auslaufzonen und kaum noch vorhandenen Kiesbetten aber nur schwer in den Griff zu bekommen ist.

DTM im Kampf gegen die Track Limits

Eine Rennserie, die sich dem 'Kampf' gegen Track Limits verschrieben hat, ist die DTM. In der laufenden Saison bzw. der ersten unter dem neuen Promoter ADAC ist es der deutschen Traditionsserie auffällig gut gelungen, das nervige Thema nicht allzu sehr in den Vordergrund zu rücken. Die Rennleitung um den DTM-erfahrenen Race Director Sven Stoppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, sensibel mit den Track Limits umzugehen.

Das funktionierte beim DTM-Comeback auf dem Sachsenring mehr als gut, weil Kiesbetten die Fahrer hier ohnehin davon abhalten, mit noch etwas mehr Schwung über die Randlinien zu brettern. Auch die Königsaufgabe namens Red Bull Ring, wo Track Limits ähnlich präsent sind wie die Energy Drinks, meisterte die Rennleitung mit Augenmaß und einer gesunden Portion Freiheit. Hier und da gab es vereinzelte Beschwerden, doch im Gros gehen die Fahrer verantwortungsvoll mit dem Lange-Leine-Prinzip um.

Zuletzt gastierte die DTM auf dem Red Bull Ring in Spielberg, Foto: DTM
Zuletzt gastierte die DTM auf dem Red Bull Ring in Spielberg, Foto: DTM

ADAC-Chef: "Möchte eigentlich gar keine Track-Limit-Strafen"

"Das war eine der ersten Ansagen: Ich möchte eigentlich gar keine Track-Limit-Strafen", erklärte ADAC-Motorsportchef Thomas Voss die Herangehensweise. "Darüber wird viel zu viel diskutiert, und sie sind nicht vernünftig zu visualisieren. Wir versuchen mit relativ einfachen Mitteln zu vermeiden, dass die Fahrer überhaupt dazu kommen, die Track Limits zu überschreiten."

In jeder Fahrerbesprechung zu Beginn eines Rennwochenendes sensibilisiert Race Director Stoppe die Piloten für den Umgang mit den Streckenbegrenzungen. Auf dem Red Bull Ring wurde bei Track-Limit-Verstößen während eines Qualifyings konsequent die jeweilige Rundenzeit gestrichen. In den Rennen kamen die Fahrer mit einigen wenigen Verwarnungen davon. Zeitstrafen sparte sich die Rennleitung komplett.

Weniger Track Limits - weniger Diskussionen

Mit der Einführung der aus dem ADAC GT Masters bekannten Penalty Laps hat die DTM zudem ein System geschaffen, dass es den Zuschauern ermöglicht, Strafen besser nachvollziehen zu können statt zum Rennende den Taschenrechner auspacken zu müssen, um diverse 5-Sekunden-Strafen zu addieren. Oder, noch nerviger und aus der DTM-Vergangenheit bekannt: Grid-Strafen für nachfolgende Rennen zu verteilen.

"Wenn man auf die Diskutiererei über solche Kleinigkeiten verzichten kann, tut das der DTM wirklich gut", war ADAC-Motorsportchef Voss überzeugt und sprach der Rennleitung ein Lob aus. "Wir machen den Sport schließlich für die Zuschauer und das gesamte System. Das kriegen wir wirklich gut hin, auch mit den Penalty Laps. Die funktionieren gut und machen einem Fahrer nicht sofort das Rennen kaputt. Man muss es ja nicht immer so machen wie alle anderen und sich an Track Limits aufhängen."

Beim bevorstehenden Saisonfinale auf dem Hockenheimring (20.-22. Oktober) wird die Rennleitung vermutlich ein weiteres Mal auf die Probe gestellt. Schließlich zeigt sich auch der badische Traditionskurs mit seiner weiten ersten Kurve anfällig für Grenzüberschreitungen. Beweisen Stoppe und Co. erneut das nötige Augenmaß?