Das erste Rennen auf dem Nürburgring an diesem Rennwochenende der DTM war ein Strategie-Poker. Der Regen kündigte sich bereits vor dem Start an und mitten im Rennen tropfte es dann plötzlich über dem 3,629 Kilometer langen Sprint-Kurs. Erst wurde er stärker, dann wieder schwächer. Zunächst gab es nach einem Crash Full Course Yellow, später kam sogar das Safety Car auf die Strecke.

Nein, einfach hat der Nürburgring es Pole Setter Mirko Bortolotti auch heute nicht gemacht. Denn schon vor einem Jahr war er an Ort und Stelle nah an einem Sieg dran. Damals scheiterte er dramatisch an einem Selbstverschulden, heute bugsierte er sich mit seinem ersten DTM-Sieg in den Titelkampf.

Ein Hühnchen zu rupfen: Bortolottis Leidensgeschichte

Der 27. August 2022 war kein guter Tag für Mirko Bortolotti. Ein dichter Nebel bedeckte den Nürburgring an jenem Nachmittag. Auf der Pole Position stand schon damals kein geringerer als Mirko Bortolotti. Endlich sollte es mit dem ersten DTM-Sieg für GT3-Experte Mirko Bortolotti klappen. Nah dran war er zuvor schon häufig.

Und tatsächlich sah es gut aus. Nachdem Felipe Frage zwischenzeitlich die Nase vorne hatte, klebte der damals 32-Jährige Bortolotti mit seinem Lamborghini rund 10 Runden vor Schluss im Heck des AF Corse Ferrari. In der letzten Kurve stach er innen hinein, verschätzte sich aber und fuhr in das Auto des Brasilianers. Das Rennen beider war beendet und Sheldon van der Linde der lachende Dritte. Bortolotti hob die Hand, nahm die Kollision auf seine Kappe.

Mirko Bortolotti im Lamborghini
Der erste DTM-Sieg in der Tasche - Wie viele werden noch folgen?, Foto: DTM

Ein Jahr später sieht die Welt anders aus. Zwar entwickelte sich das Rennen am Nürburgring zu einem kleinen Chaos, Bortolotti ließ sich aber nicht beirren und fuhr als Erster über die Ziellinie. Die Rechnung, die er mit dieser Strecke offen hatte, ist nun beglichen. "Nach dem letzten Jahr war das hier nicht mein Lieblings-Kurs", lässt er durchblicken. "Jetzt habe ich für diese Strecke wieder eine größere Leidenschaft."

Erster Sieg in der DTM: Endlich!

Doch damit hat er gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche erwischt. Nach 24 erfolglosen Versuchen, ein Rennen in der DTM ganz oben auf dem Podium zu beenden, fuhr Mirko Bortolotti seinen ersten Sieg ein – mit Verspätung. "Endlich! Ich hatte in der Vergangenheit mehrere Gelegenheiten. Es ist aber immer etwas passiert", zeigt sich Bortolotti nach dem Rennen erleichtert. Sein bestes Ergebnis waren zuvor zwei zweite Plätze – einer davon bei seinem Debüt vor zwei Jahren.

"Das war ein perfekter Tag für uns mit der Pole Position und dem Start-Ziel-Sieg. Es war ein hartes Rennen, das Wetter änderte sich ständig. Es war nie sicher, was als nächstes passiert", ergänzt Bortolotti. "Hier kann alles passieren. Vom Regen über Sonnenschein bis Schnee. Wir haben aber die richtigen Reifen gewählt."

Während einige Piloten, darunter auch SSR-Performance-Teamkollege Franck Perera, zwischenzeitlich auf Regenreifen wechselten, blieb Bortolotti wie der Großteil des Feldes auf Slicks, was sich als richtig herausstellte. Auch ein am Ende heranstürmender Lucas Auer im Winward-Mercedes konnte ihm den Sieg am Ende nicht mehr abringen. Mit diesem Erfolg befindet sich Bortolotti nun auf dem zweiten Rang in der DTM-Gesamtwertung. Thomas Preining (Manthey EMA) führt dort mit 106 Punkten vor Bortolotti (88 Zähler). Oder um es mit den Worten Bortolottis auszudrücken: Ein perfekter Tag eben!